Patrick Spies muss schmunzeln, als er auf seinen Parteikollegen Paul Magnette angesprochen wird. Der hatte vor ein paar Jahren die Wallonische Region dazu gebracht, sich quer zu stellen beim Freihandelsabkommen mit Kanada. Das brachte ihm internationale Aufmerksamkeit ein. Für so viel Aufsehen wird Patrick Spies mit seiner Warnung vor den negativen Auswirkungen des Mercosur-Abkommens (mit einer Reihe südamerikanischer Staaten) wohl nicht sorgen.
Angesichts der wankelmütigen Zollpolitik von Donald Trump erscheinen solche Abkommen in neuem Licht. "Natürlich kann das strategisch sinnvoll sein, aber auch nur, wenn es soziale, umweltpolitische und gesundheitliche Standards wahrt. Das ist derzeit nicht vorausgesetzt. Es ist bedauerlich, dass Belgien es nicht schafft, einen Konsens hinzubekommen in dieser Angelegenheit. Das war der Grund, warum ich im wallonischen Parlament die Landwirtschaftsministerin Anne-Catherine Dalcq aufgefordert habe, klare Kante zu zeigen und das Mercosur-Freihandelsabkommen unter den jetzigen Voraussetzungen ganz klar zu stoppen."
Patrick Spies will in Namur aber nicht nur kritisieren, sondern auch Themen aufs Tapet bringen, unter anderem eine Resolution zur Stärkung der Holzbauwirtschaft. "Ich komme aus der Gemeinde Amel. Wir haben relativ große Einnahmen durch den Holzverkauf. Es ist bedauerlich, dass in der Wallonischen Region relativ wenig mit diesem regionalen Produkt Holz gebaut wird. In meinem Text geht es um die Vorbildfunktion im öffentlichen Sektor, aber auch um den Ausbau von Ausbildung und Forschung. Es geht darum, Anreize zu schaffen und letztlich auch darum, unser wallonisches Know-how international zu vermarkten."
Spies ist auch Mitglied im neuen Ameler Gemeinderat und spricht dort regelmäßig regionalpolitische Themen an, die auf die lokale Ebene einwirken. Dazu gehört die Forstwirtschaft. "Es ist bedauerlicherweise so, dass unsere Forstverwaltung massiv unterbesetzt ist. Das hat der Schöffe in der Gemeinde Amel mir auf Nachfrage bestätigt. Das ist ein Paradebeispiel für die Themen, die ich proaktiv mit nach Namur genommen habe. Ich habe die Ministerin aufgefordert, Abhilfe zu schaffen."
Rollenwechsel für Patrick Spies und seine regierungsverwöhnte Parti socialiste, die von MR und Les Engagés in die Opposition verdrängt wurde. "Ich kann es ja nicht beurteilen, weil ich nicht in der Mehrheit war, zumindest nicht in Namur in der letzten Legislaturperiode. Aber ich glaube, dass wir unsere Arbeit aus der Opposition heraus sehr gewissenhaft machen. Wir gucken der Regierung genauestens auf die Finger, was wir natürlich sehr gut können, weil wir wissen, wie Regierungsverantwortung aussieht. Ich glaube, dass wir mittlerweile doch in der Rolle angekommen sind, auch in der Opposition. Wobei es natürlich nicht unser langfristiges Ziel ist, dort zu verharren."
Patrick Spies hatte sich in der vergangenen Legislatur im PDG die ersten Sporen verdient - am Ende war er für einige Monate sogar Fraktionsvorsitzender der SP. Da war für ihn aber schon die Entscheidung gefallen, auf aussichtsreicher Position für das wallonische Parlament zu kandidieren. "Der Plan ist ja auch letztlich aufgegangen. Ich denke, dass ich auf diese Art und Weise in gewisser Weise politisch gewachsen bin. Dort ist man nicht hauptamtlich als Parlamentarier unterwegs. Ich hatte noch einen Job in der Privatwirtschaft - nebenbei. Aber wenn man mit einem Hintern auf zwei Stühlen sitzt, dann sitzt man auf keinem so richtig. Das hat mich immer schon in gewisser Weise gestört. Jetzt kann ich natürlich voll und ganz der Politik nachgehen."
Pikant war, dass Patrick Spies vor den Wahlen Schützenhilfe bekam von dem langjährigen wallonischen Abgeordneten Edmund Stoffels - der sich bei den PDG-Wahlen aber nicht etwa für Antonios Antoniadis, sondern für den ProDG-Spitzenkandidaten Oliver Paasch aussprach. "Ich hatte und habe immer ein sehr gutes Verhältnis zu Edmund gehabt. Er wohnt in derselben Gemeinde. Er hat lange Zeit in Namur Politik betrieben, war auch lange Zeit im Gemeinderat und ich schätze auch die Arbeit, die er in Namur stets geleistet hat und habe seine Unterstützung natürlich sehr gerne angenommen. Natürlich hätte ich mir auch gewünscht, wenn er die SP in Ostbelgien unterstützt hätte. Wie gesagt, seine persönliche Unterstützung für mich rechne ich ihm hoch an."
Das komplette Interview mit Patrick Spies läuft im Thema am Abend um 18:30 Uhr im Radio. Kurz darauf hier zum Nachhören.
Stephan Pesch