"Prinzessin Kate hat Krebs", titelt Gazet van Antwerpen. "Tod und Terror in Moskau", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. "Terroristisches Blutbad in Moskau", so die Schlagzeile von Le Soir.
Das blutige Attentat in Moskau und die Ankündigung der britischen Prinzessin Kate, dass sie an Krebs leidet, gehören zwar zu den Topmeldungen der Zeitungen, werden in den Leitartikeln aber nicht thematisiert.
Dort beschäftigt sich Het Laatste Nieuws mit dem neuen Politbarometer, das die Zeitung mit anderen Medien, unter anderem Le Soir, durchgeführt hat. Het Laatste Nieuws analysiert: Die Zahlen bestätigen die Tendenz, die sich schon länger abzeichnet. In Flandern ist der Vlaams Belang die beliebteste Partei und legt in der Wählergunst sogar zu. Die N-VA verliert an Boden, bleibt aber trotzdem klar zweitstärkste Kraft. Im frankophonen Landesteil bleibt alles sehr zersplittert. Bemerkenswert allerdings, dass Les Engagés deutlich zulegen. Was bedeutet das jetzt für eine mögliche neue Föderalregierung? Die aktuelle Vivaldi-Koalition hat keine Mehrheit mehr. Kämen Les Engagés dazu, wäre die Mehrheit wieder da. Aber dann hätte man acht statt jetzt sieben Parteien. Wer kann das schon wollen? Es wird also darauf hinauslaufen, dass es ohne die beiden großen Parteien in Flandern nicht gehen wird. Als Koalitionspartner käme dann wohl nur die N-VA in Frage. Und wer N-VA sagt, kommt um das Thema Staatsreform nicht herum, erinnert Het Laatste Nieuws.
Die Mitte schrumpft
Le Soir stellt fest: Überraschend ist, dass Les Engagés plötzlich auf Platz drei in der Wählergunst in der Wallonie liegen. Woran das liegt, weiß man nicht genau, wie ohnedies vieles unsicher ist. Umfragen sind Umfragen, und das Wahlergebnis sieht oft anders aus. Zu bedenken ist auch, dass viele Wähler noch nicht entschieden haben, welche Partei sie wählen werden: Viele sind wohl auch bereit, ihre Meinung noch einmal zu ändern. Auch vor diesem Hintergrund wäre es gut, wenn der Wahlkampf jetzt endlich mal losgehen würde. Dass es seriöse Debatten gibt, in denen es um Inhalte geht. Und nicht Debatten über Luftschlösser und Ereignisse, die die Tagesaktualität der Politik aufzwingt, wünscht sich Le Soir.
De Morgen notiert: Überall in Europa ist zu beobachten, dass Parteien aus dem Mitte-Rechts-Spektrum versuchen, rechtsextremen Parteien den Wind aus den Segeln zu nehmen. Die Mitte-Rechts-Parteien versuchen, Positionen der Extremen selbst zu vertreten, mit dem Ziel, Rechtsaußen dadurch zu schwächen. Experten sind sich einig, dass das nicht funktioniert, sondern sogar das Gegenteil bewirkt. Rechtsextreme werden dadurch stärker, die Mitte schrumpft zusammen. Das darf sich Europa zurzeit noch weniger erlauben als sonst. Denn Russland hat seine "militärische Spezialoperation" in der Ukraine gerade in ein Krieg verwandelt. Mehr denn je braucht Europa jetzt stabile Regierungen, betont De Morgen.
Plötzlich Krieg - was bedeutet das?
La Dernière Heure bestätigt: Am Freitag hat der Kreml das erste Mal das Wort Krieg benutzt, nachdem Russland in der Nacht zuvor mit Luftangriffen die Energieinfrastruktur der Ukraine schwer beschädigt und fünf Menschen getötet hat. Frage nur, warum Russland jetzt plötzlich von Krieg spricht? Bislang war es sogar unter Strafe verboten, dieses Wort für den Militäreinsatz in der Ukraine zu benutzen. Der Kreml-Sprecher hat das wie folgt begründet: Die Spezialoperation hat sich in einen Krieg verwandelt, weil der "kollektive Westen" jetzt daran beteiligt ist. Anscheinend ist Moskau irritiert, dass die EU Gewinne aus dem eingefrorenen russischen Vermögen dazu benutzen möchte, die Ukraine zu unterstützen, grübelt La Dernière Heure.
Auch Gazet van Antwerpen stellt fest: Putin führt nun Krieg gegen den ganzen Westen. Aber was bedeutet das genau? Klare Antworten wird es zunächst nicht geben. Das Beste, was die westlichen Länder tun können, ist auf alles Mögliche vorbereitet zu sein. Panik ist zwar nicht angesagt, aber der Friede in der Europäischen Union und der Abschreckungscharakter der Nato sind nicht länger selbstverständlich, warnt Gazet van Antwerpen.
Ein Kompass wäre wichtig
De Standaard beobachtet: Angesichts der russischen Bedrohung rüstet Europa auf. Das ist sicher notwendig, darf aber nicht blind machen. Alternativen müssen immer mitgedacht werden - Alternativen, um den militärischen Konflikt zu vermeiden. Beim Aufbau einer neuen Kriegswirtschaft in Europa muss man sich immer fragen, wie, was und warum man das tut, unterstreicht De Standaard.
L'Echo meint: Wenn Europa jetzt wieder aufrüstet, hat es auch die Verantwortung, ein Ziel festzulegen, wofür das Kriegsmaterial zur Not eingesetzt werden soll. Dieser Kompass sollte das internationale Recht sein. Überall dort, wo internationales Recht gebrochen oder gar mit Füßen getreten wird, wäre ein Eingreifen Europas gerechtfertigt. Bei der Ukraine klappt das schon ganz gut. Anderswo in der Welt hat das bislang nicht so gut funktioniert. Beispiel Westjordanland oder der Konflikt zwischen Ruanda und dem Kongo. Es muss darum gehen, das internationale Recht mit einer klaren Haltung und konkreten Taten zu verteidigen im Interesse des Friedens, fordert L'Echo.
Kay Wagner