"Formel 1: Max Verstappen in nervenaufreibender letzter Runde zum ersten Weltmeistertitel", schreibt De Standaard. "Krönung in der letzten Runde", fasst Le Soir zusammen. "Verstappen entreißt Hamilton WM-Titel", titelt das GrenzEcho.
Die Titelseiten und auch die Innenteile der Zeitungen sind heute voll mit DEM Sport-Krimi des Wochenendes. Dieser Enthusiasmus hat auch einen guten Grund: Max Verstappen fährt in der Formel 1 zwar als Niederländer, ist aber in Hasselt in der Provinz Limburg geboren, in Belgien aufgewachsen und hat beide Staatsangehörigkeiten. Damit hat er natürlich auch hierzulande viele besonders treue Fans.
Die Leitartikel befassen sich aber mit ganz anderen Themen, wobei De Standaard auch in die Niederlande blickt: Die dortige Regierungsbildung steht wohl kurz vor dem Abschluss. Wenn die ehrgeizigen Pläne der zukünftigen Regierung verwirklicht werden sollten, dann wird es mit dem Land in den kommenden Jahren ordentlich vorangehen. Aber wie man sagt: Das glauben wir, wenn wir es sehen. Der Start steht alles andere als unter einem guten Stern, die Regierungsbildung selbst war ein Leidensweg "à la belge". Trotz aller Probleme und Kontroversen soll jetzt also die gleiche Mannschaft ein weiteres Mal in Den Haag antreten. Obwohl der Unmut in der niederländischen Gesellschaft über die Handhabung der Dinge so groß ist, lautet die Antwort der Politik: noch eine Portion vom Gleichen. Währenddessen bespielen einige Protestparteien schamlos den üppig wuchernden Corona-Frust in der Gesellschaft. Es wird ein Spießrutenlauf werden für die neue Regierung, um das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen, fürchtet De Standaard.
"Ist der Minister von allen guten Geistern verlassen?"
Das GrenzEcho bläst derweil zum Generalangriff auf den belgischen föderalen Minister für Volksgesundheit, Frank Vandenbroucke: Der Klinik André Renard in Herstal droht er mit Strafzahlungen, weil sie - wegen Überlastung - für ein paar Tage die Notaufnahme geschlossen hat. Bis zu 60.000 Personalmitgliedern im Pflegebereich droht der Rausschmiss, wenn sie sich nicht impfen lassen. Ist der Minister von allen guten Geistern verlassen? Das zeugt nicht nur von einem Mangel an Fingerspitzengefühl, es ist eine glatte Unverschämtheit angesichts der Leistungen dieser Menschen gerade in der Pandemie. Es ist auch ein Skandal, dass im zweiten Jahr der Pandemie Hunderte Intensivbetten weniger zur Verfügung stehen. Dafür trägt in erster Linie Vandenbroucke die Verantwortung. Wenn er sich im Kreise seiner Ministerkollegen nicht durchsetzen kann, ist er wahrscheinlich der falsche Mann am falschen Ort. Statt den Kräften im Gesundheitssektor unter die Arme zu greifen und einen Blick in den Spiegel zu werfen, sucht der Minister die direkte Konfrontation mit dem Personal, das immer mehr unter der Last der Aufgaben zusammenbricht. Mit der Brechstange wird er auch diese Krise nicht lösen, beschließt das GrenzEcho seine Tirade.
Le Soir nimmt die Veröffentlichung eines neuen Buches des renommierten Brüsseler Infektiologen Nathan Clumeck über das Virus zum Anlass seines Kommentars: Stellen Sie sich ein Land im Krieg vor, in das gerade der Feind einfällt, in dem aber die erste Verteidigungslinie nicht unterstützt wird. Stattdessen wird pausenlos diskutiert und erhält die Bevölkerung widersprüchliche Botschaften. Und wenn neue Waffen zur Verteidigung eintreffen, verweigern manche sie aus Angst, dass sie ihnen im Gesicht explodieren könnten. Dieses Bild Clumecks kann man auch auf andere Bereiche übertragen, findet Le Soir. Ob Covid, Klimawandel, Atomausstieg, SUV-Besteuerung oder anderes: Man kann sich nicht mit einem Stand der Dinge zufriedengeben, in dem die Bevölkerung aus Parteiinteressen oder auf Basis irgendwelcher Umfragen nicht korrekt informiert, sondern instrumentalisiert wird. Welcher Bürger soll sich denn eine klare Meinung bilden können, wenn die Politik verwirrt anstatt aufzuklären?, kritisiert Le Soir.
Politische Spielchen auf Kosten der Gesellschaft
Het Belang van Limburg kommt zurück auf die erneute Bestätigung des Energiekonzerns Engie, dass eine Verlängerung der Laufzeit der belgischen Atomreaktoren nicht möglich ist beziehungsweise auf das diesbezügliche Verhalten des N-VA-Vorsitzenden Bart De Wever und des MR-Präsidenten Georges-Louis Bouchez. Obwohl De Wever vor vier Jahren noch selbst höchst sensibel auf falsche Anschuldigungen über Interessenkonflikte und angebliches Geklüngel mit einem Bauunternehmer reagierte, beschuldigt er jetzt die Groen-Energieministerin Tinne Van der Straeten der Bestechung. Mit so gut wie keinem Beweis für seine Behauptungen wohlgemerkt. Überdies haben sowohl N-VA als auch MR das Subventionssystem für die Gaszentralen und den Atomausstieg in der Regierung Michel mit ausgearbeitet und unterschrieben. Beide Parteivorsitzenden wissen nur zu gut, dass der Atomausstieg unumkehrbar ist. Worum es ihnen geht, ist schlicht Macht. Als selbsternannter Wächter bezahlbarer Stromrechnungen will Bouchez den Grünen schaden. De Wever will die föderale Vivaldi-Koalition ausräuchern. Politische Spielchen auf Kosten der Gesellschaft also. Und in der Zwischenzeit lachen sich der Vlaams Belang und die PTB ins Fäustchen. Für sie kann die Mutter aller Wahlen 2024 gar nicht schnell genug kommen, so Het Belang van Limburg.
Zwei positive Lehren aus dem wallonischen Psychodrama
La Libre Belgique arbeitet die jüngste MR-Episode in der Wallonie auf: Eine Woche hat uns das Psychodrama in Atem gehalten, man wusste nicht, ob die Regionalregierung nun fällt oder nicht. Das hat sich zum Glück ohne weitere Opfer am Freitag erledigt. Im Namen der Stabilität der wallonischen Regierung – aber ohne damit zufrieden zu sein – habe man für das Steuerdekret des eigenen MR-Ministers Lean-Luc Crucke gestimmt, so MR-Chef Georges-Louis Bouchez. Bleiben vielleicht zwei positive Lehren aus der ganzen Affäre zu ziehen: Auch wenn es reichlich spät geschehen ist, haben die Parlamentarier der Mehrheit die Stichhaltigkeit eines Regierungsdekrets diskutiert – das ist eine gute Sache, denn die Kontrolle der Regierung ist ja eine der zentralen Aufgaben des Parlaments. Zweiter positiver Punkt ist, dass das Regierungsabkommen von allen Ministern der Regierung respektiert worden ist. Damit haben die drei MR-Minister ihre eigene Partei in die Verantwortung gestellt, meint La Libre Belgique.
Boris Schmidt
Zum Thema Gesundheitsminister:die Posten der Minister sollten an Menschen vergeben werden die Erfahrung in diesem Bereich haben,(wird hier in Belgien schwierig werden)das Problem gab es ja schon in Deutschland, siehe Spahn, jetzt ist endlich einer auf diesem Posten der Ahnung und Erfahrung hat.Was deren neue Aussenministerin noch alles gegen die Wand fährt möchte ich lieber noch nicht wissen.Also..Unser Gesundheitsminister sollte einer vom Fach sein,es geht schließlich um die ganze Bevölkerung,nicht um einen Diel mit Banken oder sonst was