"KV Mechelen darf dann doch in die Division 1A", titelt Gazet van Antwerpen. "KV Mechelen bleibt in der Ersten Liga", schreiben Het Belang van Limburg und Het Nieuwsblad.
Der Belgische Sportgerichtshof CBAS hat entschieden, dass die Aberkennung des Aufstiegs des KV Mechelen aufgehoben wird. Es ist so: Der KV Mechelen wird beschuldigt, in der Saison 2017/2018 im Abstiegskampf im letzten Spiel seinen damaligen Gegner bestochen zu haben. Demnach soll Geld an Waasland-Beveren beziehungsweise einzelne Spieler geflossen sein, um Mechelen gewinnen zu lassen. Gebracht hat dieses mutmaßliche Match fixing nichts: Am Ende konnte sich Konkurrent AS Eupen in der Ersten Division halten.
Gegen Mechelen wird jedenfalls ermittelt. Der Sportgerichtshof hat sich aber nicht über den eigentlichen Inhalt der Ermittlung ausgesprochen, sondern erst einmal nur über die Form: Laut dem Urteil würde es den Satzungen des Fußballverbandes widersprechen, wenn man Mechelen zur Strafe den Aufstieg verweigert, da gewisse Fristen nicht eingehalten wurden. "Das Reglement des Fußballverbandes rettet Mechelen", schreibt denn auch Le Soir. La Dernière Heure formuliert es giftiger: "Der belgische Fußball ist lächerlich", so die unbarmherzige Schlagzeile auf Seite eins.
Ein Jahr nach dem Skandal erlebt der belgische Fußball ein böses Erwachen, stellt Le Soir in seinem Leitartikel fest. Spätestens seit dem vergangenen Herbst steckt Volkssport Nummer eins in einer tiefen Krise: Betrug, Steuerhinterziehung, Match fixing. Die Entscheidung des CBAS ist da das denkbar schlechteste Signal. Der Bestechende und der Bestochene werden sportlich nicht bestraft. Juristisch mag das Urteil wasserdicht sein. Aber dann ist eben das Reglement veraltet.
Willkommen in Betrügistan, ätzt sinngemäß La Dernière Heure. Die Botschaft des Sportgerichtshofs ist schlicht und einfach eine Katastrophe. Die lautet nämlich: Offensichtlich ist im belgischen Fußball alles erlaubt, alle Schummeleien, Arrangements unter Freunden. Am Ende kriegen vielleicht sogar noch die beiden Schiedsrichter, die ebenfalls in die Footgate verstrickt sind, die Sportverdienstmedaille. Für das Image unseres Fußballs, das die Roten Teufel doch gerade erst aufpoliert hatten, ist das ein regelrechtes Desaster. Im Mutterland von Magritte lautet das Fazit: Das ist kein Fußballskandal.
Allenfalls eine Vernunftehe
Einige Zeitungen beschäftigen sich mit den neuesten innenpolitischen Entwicklungen: "PS bittet MR zum Tanz; Ecolo vor Dilemma", so etwa die Aufmachergeschichte des GrenzEchos. Die frankophonen Sozialisten haben ja am Mittwoch neben Ecolo auch die liberale MR zu neuen Gesprächen mit Blick auf die Bildung einer wallonischen Regierung eingeladen. Die Rede war zunächst von einem "Sondierungstreffen". Doch weiß man ja inzwischen, dass an der liberalen MR eigentlich kein Weg vorbeiführt. Die Frage ist jetzt, wie sich die Grünen positionieren werden. Ecolo hat zwar die Einladung zunächst angenommen. Ob sich die Grünen am Ende aber auch mit den Liberalen in ein Boot setzen werden, das gilt noch als offen.
Jetzt scheint also doch Bewegung in die politische Landschaft zu kommen, konstatiert L'Avenir. Was aber bestimmt nicht bedeutet, dass die diversen Kriegsbeile jetzt begraben wären. Der Graben zwischen PS und MR war wohl lange nicht so tief. Außerdem haben es die Grünen ja bislang immer ausgeschlossen, sich an einer Koalition zu beteiligen, in der sie rechnerisch nicht nötig sind. Die Zeichen stehen wohl allenfalls auf Vernunftehe.
Tanz auf dem Vulkan
Flandern feiert derweil am Donnerstag seinen Gemeinschaftsfeiertag. Das sorgt in diesem Jahr nicht für dicke Schlagzeilen auf den Titelseiten. De Morgen stellt lediglich fest, dass die neue, aber immer noch nur geschäftsführende, flämische Ministerpräsidentin Liesbeth Homans bei ihrer Festrede noch vergleichsweise diplomatisch geblieben sei.
Im Gegensatz zum südlichen Landesteil kommen die Verhandlungen im Hinblick auf eine neue flämische Regierung nicht in Gang. An diesem 11. Juli, dem flämischen Festtag, wird man den Eindruck nicht los, dass die frankophonen Parteien geschickter agieren als die flämischen, analysiert De Standaard nachdenklich. Und die N-VA ist inzwischen auf der ganzen Linie in der Defensive. Erstens: Bart De Wever schafft es nicht, sich vom rechtsextremen Vlaams Belang zu lösen, weil er damit auch seinen wichtigsten Hebel verlieren würde. Zweitens: Genau deswegen läuft er Gefahr, auf der föderalen Ebene in der Opposition zu landen. Drittens: Wegen dieses Taktierens droht die flämische Regierungsbildung zu einer unendlichen Geschichte zu werden. Und viertens: Am Ende sitzt man dann doch mit dem Vlaams Belang in der Opposition. Für die N-VA gab es schon schönere flämische Festtage.
In der Zwischenzeit tanzen wir auf einem Vulkan, warnt Het Laatste Nieuws. In den letzten Tagen gab es gleich eine ganze Reihe von Alarmsignalen: Der Renten-GAU droht noch teurer zu werden als gedacht, die belgischen Wachstumszahlen sind allzu bescheiden - ganz zu schweigen von den überall entgleisenden Haushalten. Und bei alledem kommt die Politik nicht zu Potte. Wir brauchen mehr denn je Regierungen, die tun, was sie tun müssten.
Wunsch-Geschenk für den Vlaams Belang
Verschiedene Blätter schließlich blicken mit Sorge auf die Kammer: Am Mittwoch wurde über den Vorsitz in den verschiedenen Kammerausschüssen entschieden. Mehr oder weniger durch Zufall wurde der Vorsitz im Innenausschuss dem rechtsextremen Vlaams Belang gegeben.
"Ausgerechnet der Innenausschuss!", ärgert sich La Libre Belgique. Der Vlaams Belang bekommt damit eine beängstigende Bühne. Eben in der Kommission, die sich unter anderem um Themen wie Migration kümmert, bekommen Rechtsextreme jetzt noch mehr Sichtbarkeit. Es ist bedauerlich, dass die anderen Parteien das indirekt zugelassen haben.
Der Vlaams Belang bekommt das Geschenk, auf das er im Stillen gehofft hatte, meint Het Nieuwsblad: Innere Sicherheit und Migration. Doch kann man das relativieren. Natürlich sind die Kammerausschüsse wichtig. So sichtbar wie früher sind sie aber nicht mehr. Politik wird inzwischen eigentlich eher in den Sozialen Netzwerken gemacht. Aber zugegeben: Wirklich beruhigend ist diese Feststellung auch nicht.
Roger Pint