Freddy Cremer gehört zu den erfahrensten Politikern im PDG. Anfang 2011 rückte er in der ProDG-Fraktion nach ... für keinen Geringeren als Gerhard Palm, der sich aus der aktiven Politik zurückgezogen hatte. Wenige Tage nach dessen Tod fand Freddy Cremer im BRF-Sommergespräch selbstredend Worte der Würdigung für seinen, wenn man so will: Vorgänger. "Ich habe Gerhard Palms politisches Wirken schon seit vielen Jahrzehnten verfolgt. Er ist ja ein Mitgründer der Partei der deutschsprachigen Belgier. Er ist ein Urgestein des Parlaments. Er war ein sehr konsequenter Mensch gewesen, wenn es um die Autonomie der Deutschsprachigen Gemeinschaft ging. Es war einmal diese inhaltliche Arbeit, die mich immer sehr inspiriert hat und von der ich auch heute noch sehr viel zehren kann."
Mittlerweile ist Freddy Cremer selbst Fraktionssprecher bei ProDG und koordiniert als solcher die Arbeit von acht Abgeordneten. "Wir sind in jedem Fachausschuss mit drei Mitgliedern vertreten, sodass natürlich hier die Koordination, die Absprachen wirklich sehr von Bedeutung sind. Das heißt, bevor wir praktisch in den Dialog gehen mit den Mitgliedern der Mehrheit oder bevor wir eine Debatte im Ausschuss führen, ist es immer so, dass wir schon ProDG-intern eine sehr lebhafte Debatte geführt haben, weil wenn wir zu acht da sitzen und wenn die beiden Minister noch dabei sind, dann sitzen wir zu zehnt in solchen Versammlungen. Da gibt es eine unheimliche Meinungsvielfalt. Das ist sehr spannend."
Das gelte im nächsten Schritt auch für die Abstimmung innerhalb der Mehrheitskoalition, zu der neben ProDG jetzt die CSP und die PFF gehören. "Es gibt zwar ein Koalitionsabkommen, auf das wir uns geeinigt haben. Aber in sehr vielen Fragen gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen, weil, wie ich immer sage: Wir sind kein Einheitsbrei. Jede Partei in der Mehrheit hat ihr eigenes Profil, hat ihre eigenen inhaltlichen Schwerpunkte. Da gilt es, den Kompromiss zu suchen, sich auf einen Standpunkt zu einigen. Das ist der Standpunkt, den ich dann verteidige."
In der Rolle des "Regierungssprechers", die ihm von Vivant zugeschrieben wird, sieht sich Freddy Cremer nicht. Mit viel Verve verteidigt er aber die Ausgabenpolitik der Mehrheit und auch den aktuellen Schuldenstand von 1,34 Milliarden Euro, dessen Höhe er mit der entschiedenen Investitionspolitik und Hilfsmaßnahmen als Antwort auf die "multiplen Krisen" rechtfertigt. "Hätte man auf die Hilfsmaßnahmen in dieser Größenordnung verzichtet, hätte man auf dieses Investitionsprogramm, das auf zehn Jahre angelegt ist, verzichtet, dann hätten wir eine ganz andere Schuld. Zwar wären Hilfsmaßnahmen ergriffen worden, es wären auch Investitionen getätigt worden, aber nicht in dieser Größenordnung. Das werfe ich besonders dem Sprecher der Vivant-Fraktion vor. Dass er die Schuld erwähnt und kritisch sieht, das ist sein gutes Recht. Aber er setzt diese Zahl nicht in den gesamtfinanzpolitischen Kontext und das, behaupte ich, ist nicht redlich."
Ausführliches Radio-Interview mit Freddy Cremer im Player:
Stephan Pesch