30 Prozent hätten sich nicht impfen lassen, so der Parteichef der flämischen Sozialisten, Conner Rousseau. Ein Pressesprecher des Politikers ist zurückgerudert. Sein Chef habe sich eigentlich auf das Brüsseler Gesundheitspersonal beziehen wollen. Wenn man als Politiker mit Zahlen argumentiert, ist es gut, auch die richtigen zu benutzen.
Was die Hausärzte angeht, hat Sciensano Zahlen veröffentlicht. Demnach sind die flämischen Ärzte keine Impf-Muffel. Stand Montag waren rund 95 Prozent der Hausärzte geimpft. An zweiter Stelle folgen die deutschsprachigen Hausärzte mit rund 88 Prozent. Die wallonischen Ärzte liegen da so gut wie gleichauf, mit nicht mal einem Prozent weniger. Schlusslicht sind die Brüsseler Hausärzte mit 80 Prozent. Also auch das nicht annähernd so dramatisch, wie die falschen Zahlen von Conner Rousseau. Aber immerhin ist noch jeder fünfte Hausarzt in Brüssel selber nicht geimpft. Impfrangliste der Ärzte: 1. Flämische Allgemeinmediziner (95,36 Prozent, basierend auf der Domus Medica Aktualisierung, 94,6 Prozent basierend auf dem Sciensano-Bericht) 2. Deutschsprachige Allgemeinmediziner (88,2 Prozent) 3. Wallonische Allgemeinmediziner (87,5 Prozent) 4. Allgemeinmediziner in Brüssel (80 Prozent).
Pflegeperonal
Rund 31 Prozent des Pflegepersonals in Brüssel sind nicht geimpft. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind es immerhin noch rund 24 Prozent, die sich nicht haben impfen lassen - so gut wie fast jeder Vierte. In der Wallonischen Region haben sich rund 20 Prozent nicht impfen lassen. Das ist dann nur jeder Fünfte. Aber absolute Spitzenreiter sind da auch die Flamen. Rund 6,5 Prozent sind nicht geimpft.
In Brüssel gibt es es große Unterschiede bei der Durchimpfung des Gesundheitspersonals. Am wenigsten geimpft sind unter anderem Hebammen, Pfleger und Physiotherapeuten, aber auch die Brüsseler Altenpfleger fallen mit einer Impf-Quote von rund 63 Prozent auf. Mehr als jeder Dritte ist nicht geimpft. Personal im Gesundheitswesen: 1. Flämisches Gesundheitspersonal (93,4 Prozent) 2. Wallonisches Gesundheitspersonal (80,43 Prozent) 3. Deutschsprachiges Gesundheitspersonal (73,67 Prozent) 4. Personal im Gesundheitswesen in Brüssel (69,02 Prozent).
Fragen, ob Hausarzt selber geimpft?
Als Patient kann man fagen, ob der Hausarzt geimpft ist, aber antworten muss der Arzt nicht. Der Ethikkodex für Ärzte besagt zwar, dass sie sowohl für ihre eigene Gesundheit als auch für das Wohlergehen und die Sicherheit der Patienten Sorge zu tragen haben. Das führt aber nicht zwangsläufig zu einer Impf-Pflicht.
Auch ein geimpfter Arzt kann unbeabsichtigt einen Patienten infizieren, sagte zum Beispiel der flämische "Domus-Medica"-Ärztebundsprecher Roel Van Giel. Konkret heißt das: Solange es keinen rechtlichen Rahmen gibt, in dem die Ärztekammer tätig werden kann, kann ein Arzt die Entscheidung treffen, sich nicht impfen zu lassen.
standaard/mz