"Belgo-Marokkaner: Wir lieben die Teufel", titelt La Dernière Heure. "Spielfreude ist zurück und Lukaku auch", heißt es bei Het Laatste Nieuws auf der Titelseite. "Teufeln winkt das Achtelfinale", notiert das GrenzEcho auf Seite eins.
Das zweite Spiel der belgischen Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Katar am Sonntag gegen Marokko wird von fast allen Zeitungen bereits auf der Titelseite angekündigt. Mehrere heben dabei die Brisanz des Spiels hervor, wegen der vielen marokkanisch-stämmigen Einwohner in Belgien.
In ihren Leitartikeln beschäftigen sich die Zeitungen allerdings mit anderen Themen. La Dernière Heure befasst sich mit dem Vorschlag der EU-Kommission zu einem Gaspreisdeckel und führt aus: Premierminister Alexander De Croo hatte auf Europa gesetzt, um in Belgien die Energiepreise durch einen europäisch einheitlichen Deckel zu begrenzen. Das was die EU-Kommission jetzt vorgelegt hat, ist handwerklich zwar gut gemacht, aber auch so gestaltet, dass dieser Deckel niemals zur Anwendung kommen muss. Er hilft nicht gegen die hohen Preise. Unsere reichen Nachbarn wie zum Beispiel Frankreich und Deutschland helfen sich mit eigenen Lösungen. In Belgien fehlt dafür das Geld. Die Folgen davon könnten schwer wiegen. Armut für viele Menschen droht. Die europäische Solidarität hat scheinbar ihre Grenzen, nämlich die nationalen Grenzen, ärgert sich La Dernière Heure.
Ruf nach "Europe First"
Auch Le Soir zeigt sich enttäuscht von der europäischen Reaktion auf die Energie-Krise: Eigentlich müsste alles sehr schnell gehen, aber leider geht alles sehr langsam. Selbst ein "einfacher" europäischer Preisdeckel erweist sich als extrem schwierige Aufgabe für Europa. Dass die europäischen Staaten sich in dieser schwierigen Situation befinden, liegt an den Fehlern und Versäumnissen der Vergangenheit. Die Liberalisierung des Energiemarkts Ende der 1990er Jahre hat Europa von weltweiten Märkten abhängig werden lassen und als alles gut lief, haben wir uns nicht auf schwerere Zeiten vorbereitet. Jetzt haben wir den Salat, bedauert Le Soir.
Im gleichen Zusammenhang warnt die Wirtschaftszeitung L'Echo: Europa muss achtgeben, dass aufgrund der anhaltenden Energie- und Energiepreiskrise die Deindustrialisierung des Kontinents nicht noch weiter zunimmt. Erste Unternehmen wie zum Beispiel der Chemie-Riese BASF, der Autohersteller Stellantis oder der Batterieproduzent Northvolt haben bereits angekündigt, Standorte nach China oder in die USA verlegen zu wollen. Europa muss diesen Trend unbedingt stoppen. Europa muss einen europäischen Souveränitätsfonds auflegen und eine Politik nach dem Motto "Europe First" führen – so wie seine Konkurrenten das auch tun, rät L'Echo.
Im Fahrstuhl Richtung Abgrund
De Tijd schreibt zur Krisensituation in Belgien: Angesichts der sich immer weiter verschlechternden Situation mit streikbereiten Gewerkschaften - die SNCB will nächste Woche ganze drei Tage lang streiken - müsste die Regierung eigentlich etwas tun. Schnell Reformen umsetzen, um das Land wieder auf Kurs zu bringen. Stattdessen Stillstand bei der Vivaldi-Koalition. Nichts tut sich dort zum Wohle des Landes. Lieber zerfleischt man sich untereinander. Der Fahrstuhl in den Abgrund nimmt immer mehr Fahrt auf und im Wahljahr 2024 droht dann das böse Erwachen, malt De Tijd schwarz.
Het Laatste Nieuws meint zum Black Friday: Dieses Jahr hat der Black Friday vor allem gezeigt, dass das Konzept dieses Tages seinen eigenen Schlussverkauf eingeläutet hat. Sachen kaufen, die wir nicht brauchen, für möglichst wenig Geld, um andere Menschen zu beeindrucken - das Konzept zieht nicht mehr. Second Hand ist wieder in. Und wieder einmal ist es die Jugend, die den Trend setzt. Man muss nur einmal ins Studentenmilieu von Gent schauen. Dort ist es heute viel hipper, ein altes, ausgeleiertes XL-Shirt von irgendwem zu tragen als Designer-Klamotten. Anderer Trend: Weniger kaufen, dafür bessere Qualität. Das alles ist eine gute Entwicklung, freut sich Het Laatste Nieuws.
Zwölf Empfehlungen umgesetzt, 160 noch nicht...
Het Nieuwsblad kommentiert die Situation der flämischen Kinderkrippen: Mit Bruno Vanobbergen hat die Agentur für Kindeswohl jetzt einen neuen Chef. Dadurch wird natürlich nicht sofort alles besser, was bislang schlecht lief. Aber immerhin gibt es jetzt Hoffnung, dass die Missstände in den Krippen bald aufhören. Der Wechsel an der Spitze der Agentur sollte jetzt auch als Chance genutzt werden, grundsätzlich etwas zu verbessern in der Kinderbetreuung: Mehr Mitarbeiter, bessere Bezahlung, kleinere Gruppen, um nur einige Baustellen zu nennen, schlägt Het Nieuwsblad vor.
La Libre Belgique schaut auf den Beginn des Prozesses nächste Woche zu den Terroranschlägen in Brüssel 2016 und stellt fest: Von den 172 Empfehlungen, die der Parlamentarische Untersuchungsausschuss in seinem Abschlussbericht aufgelistet hat, sind bislang erst zwölf umgesetzt worden. Das ist bedenklich. Zwar ist das Risiko eines ausgeklügelten Terroranschlags heute niedriger als 2016, als der Islamische Staat um sein Überleben kämpfte. Aber der islamistische Terror bleibt die größte Bedrohung für unser Land. So gut wie möglich schon im Vorfeld einen solchen Anschlag zu verhindern, muss oberstes Gebot bleiben, unterstreicht La Libre Belgique.
Kay Wagner