"Eine Woche vor Schulbeginn wissen viele Lehrer nicht, was sie unterrichten sollen", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Covid führt zu deutlicher Zunahme bei Wiederholungsprüfungen", heißt es im Aufmacher von Le Soir. "Psychologen kommen an die Schule", notiert De Standaard auf seiner Titelseite.
Bereits am Anfang der letzten Ferienwoche beschäftigen sich gleich mehrere Zeitungen mit dem Beginn des neuen Schuljahres. Le Soir kommentiert: Endlich wieder ein "normaler" Beginn eines neuen Schuljahrs - könnte man sagen. Und tatsächlich scheint auf den ersten Blick wieder alles wie immer, nachdem die beiden letzten Jahre durch Einschränkungen wegen Covid ungewöhnlich abliefen. Aber ganz so klassisch wie man denkt, wird es doch nicht werden. Schon allein der erste Schultag zeigt das für alle Betroffenen im frankophonen Schulwesen: Sie werden schon am Montag zur Schule gehen müssen. Der Rest des Landes wird erst am Donnerstag zur Schule gehen müssen. Dieser Schulbeginn ist der erste mit dem neuen Schuljahreskalender – ein Ergebnis der großen Schulreform, die im anstehenden Schuljahr erstmals umgesetzt wird, erinnert Le Soir.
Konfliktpotential im Schulwesen
L'Avenir bezeichnet deshalb auch den Beginn des neuen Schuljahres als "historisch" und begründet: Nicht nur die ganzen Neuerungen bei der Gestaltung des Unterrichts und des Schuljahreskalenders machen das anstehende Schuljahr so besonders. Auch die Verhandlungen zwischen Lehrern und Politikern über nötige Reformen. Die Baustellen hier: Größe der Klassen, Überbelastung und Evaluierung der Lehrer, Subventionen der verschiedenen Schulträger und so weiter. An Themen mangelt es nicht. An Konfliktpotential auch nicht, resümiert L'Avenir.
La Dernière Heure widmet sich dem Kampf gegen die Drogen in Belgien und stellt fest: In den vergangenen Monaten hat Brüssel immer öfter von sich reden gemacht: Scharmützel, Messerstechereien und Schießereien haben zugenommen. Aus Sicht der Polizei versuchen die einzelnen Drogenbanden, ihre Territorien neu abzustecken, nachdem die Operation "Sky" die alten Strukturen teilweise sprengen konnte. Kritik gibt es an Brüssel, weil diese Gewalt einfach passieren kann und sie die Hauptstadt verunsichert. Schlimmer noch ist es allerdings in Antwerpen. Beide Städte leiden darunter, dass die Föderalpolitik seit Jahren für den Kampf gegen die Drogenhändler viel zu wenig Geld bereitstellt, schimpft La Dernière Heure.
Keine positive Entwicklung im Kampf gegen die Drogenmafia
De Morgen meint zum gleichen Thema: Es gibt kein Rezept im Kampf gegen die Drogenkriminalität. Das hängt auch damit zusammen, dass Antwerpen ja nur einer der Schauplätze des ganzen Drogenhandels ist, der sich von Kolumbien über Dubai bis eben hin nach Antwerpen erstreckt. Gleichzeitig ist klar, dass es mit einem "Weiter-so-wie-bisher" auch nicht getan ist. Bestes Beispiel dafür ist der Auftritt der föderalen Innenministerin Annelies Verlinden gestern im VTM-Fernsehen. Da kündigte sie an, dass jetzt in Antwerpen nachts eine Polizeipatrouille – jawohl, genau eine – zusätzlich durch die Innenstadt fahren wird. Ungewollt hat Verlinden damit zugegeben, wie ineffizient die bisherigen Maßnahmen gegen den Drogenkrieg sind, wertet De Morgen.
Gazet van Antwerpen bedauert: Vor dem Hintergrund der zunehmenden Drogengewalt in Antwerpen sind die wachsenden Spannungen innerhalb der Antwerpener Stadtregierung keine gute Entwicklung. Vor allem zwischen der N-VA als stärkste Partei und dem sozialistischen Partner von Vooruit kracht es gewaltig. Da ist es nicht förderlich, wenn Bürgermeister Bart De Wever – von der N-VA – im Schöffenrat die Untertunnelung der Scheldekais einfach so mit Mehrheitsbeschluss durchdrückt. Denn Vooruit war bislang immer gegen das Projekt. Respekt und Vertrauen scheint es in der Stadtregierung nicht mehr zu geben, stellt Gazet van Antwerpen fest.
Verhärtete Fronten und ein geschlossenes Europa
Het Nieuwsblad greift eine Diskussion auf, die Vooruit-Parteichef Conner Rousseau losgelöst hat. Am Wochenende hatte er die so genannte Woke-Bewegung kritisiert. Das ist eine Bewegung, erklärt Het Nieuwsblad, die sich für die Rechte von Minderheiten in der Gesellschaft einsetzt. Die Forderungen dieser Bewegung haben zu Extrempositionen geführt, sowohl bei den Kritikern als auch bei Befürwortern. Die Fronten sind dabei sehr verhärtet. Als Vorsitzender einer Partei, die sich als fortschrittlich sieht, hätte Rousseau besser daran getan, die Polarisierung zu überwinden. Er hätte die ganze Debatte um Woke nuancieren sollen, findet Het Nieuwsblad.
La Libre Belgique kommt auf das Visa-Verbot für russische Bürger für Reisen nach Europa zurück und schreibt: Dieses Verbot drängt sich einfach auf. Denn es macht den Russen klar: Sie alle sind für den Krieg in der Ukraine verantwortlich. Zu lange haben sie das Regime von Wladimir Putin geduldet und sind damit zu passiven Komplizen seiner schlimmen Taten geworden, angefangen beim Tschetschenienkrieg. Es wäre auch ein Zeichen der Geschlossenheit von Europa gegenüber Russland. Es war Russland, das die Konfrontation mit Europa gesucht hat. Europa muss zeigen, dass es antworten kann, behauptet La Libre Belgique.
Kay Wagner