"Ciara hat Belgien fest im Griff", titelt das GrenzEcho. "Ciara wütet noch den ganzen Tag herum", warnt Het Laatste Nieuws in seinem Aufmacher. "Hunderte Anrufe bei Hilfskräften", meldet Het Belang van Limburg auf Seite eins.
Ausnahmslos alle Zeitungen gehen auf ihren Titelseiten auf die Auswirkungen des Sturmtiefs Ciara ein. Bilder zeigen umgestürzte Bäume, erschöpfte Feuerwehrmänner sowie spektakuläre Eindrücke von der belgischen Küste. La Dernière Heure kommentiert: Wirklich außergewöhnlich ist Ciara nicht. Der Sturm hat keine Rekorde gebrochen. Allerdings gehen viele Experten davon aus, dass solche Stürme in naher Zukunft öfter über uns herfallen werden. Darauf sollten wir uns vorbereiten. Das heißt dann ganz konkret: Wir sollten schauen, dass Gebäude und Infrastruktur auf Vordermann gebracht werden. Denn sie sind es, die zur Gefahr werden bei heftigen Stürmen, wenn Teile von ihnen abbrechen und auf Straßen und Gehwegen fallen. Auch bei Stürmen gilt der Spruch: Vorbeugen ist besser als heilen, erinnert La Dernière Heure.
Einziger Ausweg: das Duell
König Philippe wird heute den CD&V-Politiker Koen Geens im Palast empfangen. Geens sollte sich in den vergangenen zehn Tagen im Auftrag des Königs um die Bildung einer neuen Föderalregierung kümmern. Gazet van Antwerpen ist sich sicher: König Philippe wird sich wahrscheinlich nur mit größtem Widerwillen zu diesem Treffen schleppen. Denn was kann er sich schon von dem Treffen mit Geens erwarten? Nichts hat sich getan in den vergangenen zehn Tagen. N-VA und PS sind sich nicht nähergekommen. Aber gerade das sollte Geens ja versuchen, zu erreichen. Höchstwahrscheinlich wird der König den Auftrag von Geens verlängern. In der wenig begründeten Hoffnung, dass sich doch noch irgendwas tut, notiert Gazet van Antwerpen.
Het Nieuwsblad glaubt: Es hat keinen Zweck, Geens noch mal ins Rennen zu schicken. Wer tatsächlich PS und N-VA dazu bringen will, es noch einmal miteinander zu versuchen, muss die Sache anders angehen. Er muss mit den Politikern arbeiten, die wirklich etwas entscheiden können. Und das sind in diesem Fall die beiden Parteivorsitzenden Paul Magnette und Bart De Wever. Ein Duell zwischen diesen beiden ist das Einzige, was noch bleibt, ist Het Nieuwsblad überzeugt.
Vorbild Dehaene
La Libre Belgique hat eine andere Idee und führt aus: Der König sollte sich an seinen Onkel König Baudouin und an das Jahr 1988 erinnern: Damals hatte ein gewisser Jean-Luc Dehaene König Baudouin gebeten: "Sire, geben Sie mir 100 Tage", um eine Regierung zu bilden. Dehaene hat es in 106 Tagen geschafft. Das Gleiche könnte man mit Geens versuchen. Die nötigen Kompetenzen dazu hätte er, meinen viele. Doch klar ist auch: In nur wenigen Tagen lassen sich die Differenzen zwischen den unterschiedlichen Parteien nicht überwinden. Zeit ist also nötig. Anders scheinen Lösungen jetzt nicht mehr möglich, meint La Libre Belgique.
De Morgen beschäftigt sich mit den Sozialabgaben, die Profi-Fußballer in Belgien abführen müssen. Mögliche Reformen an dem aktuellen System werden seit einigen Monaten in einem Kammerausschuss behandelt. Experten des belgischen Fußballverbandes haben in diesem Zusammenhang jetzt einen Bericht vorgelegt. Dazu schreibt De Morgen: Die Experten kommen zu dem Ergebnis, dass an dem aktuellen System nichts geändert werden sollte. Es sollte dabei bleiben, dass Profi-Fußballer bei uns monatlich maximal knapp 900 Euro Sozialabgaben zahlen. Egal, wie viel sie verdienen. Und das können manchmal ja hübsche Summen sein. Das Thema hätte eine öffentliche Debatte verdient. Denn warum sollen Topfußballer weniger Abgaben bezahlen, als ihre Fans? Warum sollen Fußballclubs weniger Unternehmenssteuern zahlen, als die Unternehmen, die sie sponsern? Die Debatte darüber in der Kammer sollte öffentlich geführt werden, damit jeder sich ein Urteil fällen kann, wie begründet die Argumente der Sportwelt sind, fordert De Morgen.
Politische Reife - Fehlanzeige in Belgien
De Standaard schaut allgemein auf das Steuersystem in Belgien und kommt zu dem Schluss: Das System müsste mal grundsätzlich reformiert werden. Es ist viel zu unübersichtlich. Es gibt viel zu viele Ausnahmen, zu viele Schlupflöcher. Es ist nicht transparent und sogar ineffizient. Und: Es kostet viel zu viel Geld. Zu viele Beamte müssen sich mit den ganzen Sonderreglungen und Ausnahmen beschäftigen. Nein, das belgische Steuersystem passt nicht in die heutige Zeit. Leider ist allerdings davon auszugehen, dass diese so notwendige Reform nicht kommen wird. Denn dafür bräuchte man politische Reife und parteiübergreifenden Verantwortlichkeitssinn. Beides sucht man in Belgien vergeblich, ärgert sich De Standaard.
L'Avenir jubelt über den Erfolg der belgischen Basketballdamen. Die Belgian Cats haben sich am Sonntag erstmals für die Olympischen Spiele qualifiziert. Nach den Hockey-Damen vor acht Jahren, erklärt die Zeitung, ist es überhaupt erst das zweite Mal, dass sich eine belgische Damenmannschaft für Olympia qualifiziert. Drei Gründe gibt es für den Erfolg der Cats: ein gutes Betreuerteam, ein talentierter Jahrgang und in Emma Meesseman eine absolute Star-Spielerin, analysiert L'Avenir.
Kay Wagner