"Soziales Blutbad bei GSK", titelt La Dernière Heure. "GSK sorgt für soziales Erdbeben in Belgien", schreibt L'Echo auf Seite eins. "Jeder zehnte Arbeitnehmer bei GSK muss gehen", notiert La Libre Belgique auf ihrer Titelseite.
Das britische Pharmaunternehmen GSK hat am Mittwoch angekündigt, 720 Stellen in seinen Werken in der Wallonie zu streichen. Zusätzlich sollen 215 zeitlich befristete Verträge nicht verlängert werden. GSK will sich mit dieser Umstrukturierung fit für die Zukunft machen.
Dazu kommentiert L'Avenir: Das ist ein schwarzer Tag für die Wallonie. Und wieder einmal muss die Politik machtlos zusehen. Denn verhindern kann sie die Pläne von GSK nicht. Für multinationale Unternehmen sind Politiker immer dann gut, wenn sie ihnen attraktive Konditionen bieten, um Unternehmensstandorte zu eröffnen. Wenn es um Stellenabbau geht, braucht man die Politiker nicht. Die Machtbalance zwischen multinationalen Unternehmen und der Politik ist nicht mehr gegeben. Die Unternehmen nutzen das gnadenlos aus für ihren Profit. Die Politiker, die sich um das Allgemeinwohl kümmern, schauen dagegen in die Röhre, beklagt L'Avenir.
Kein neues Caterpillar
Le Soir dagegen wertet das weniger dramatisch: Die 720 Arbeitsplätze, die jetzt gestrichen werden sollen, sind ein schwerer Verlust. Aber eine Katastrophe bedeutet das nicht. Grundsätzlich bleibt GSK eine Erfolgsgeschichte in der Wallonie. Die jetzt bevorstehende Umstrukturierung inklusive Stellenabbau zeigt lediglich, dass der Wachstum von GSK nicht endlos dauern konnte. Hoffnung bieten zudem all die anderen kleinen Pharma- und Biotechunternehme, die sich im Schatten von GSK in der Wallonie entwickelt haben. Sie haben das Potential weiter zu wachsen und auch einige der entlassenen Arbeitnehmer von GSK einzustellen, glaubt Le Soir.
L'Echo sieht das genauso, ergänzt aber noch: Die Ankündigung von GSK, in den kommenden drei Jahren 500 Millionen Euro in Belgien zu investieren, zeigt deutlich, dass die Briten eine Zukunft in der Wallonie sehen. GSK hat hier viel aufgebaut und will den Standort Belgien weiter erhalten. Ein zweites Caterpillar wird GSK nicht werden, unterstreicht L'Echo.
Neue Regierung dank GSK?
De Standaard analysiert: Die Ankündigung von GSK kommt der PS ganz und gar nicht gelegen. Denn der geplante Stellenabbau ist Wasser auf die Mühlen der PTB. Die PTB wird wieder ihre linken Kampfparolen gegen die Multinationalen auspacken und die PS als mitverantwortlich für das Sozialdrama machen. Das könnte durchaus Auswirkungen auf die Bildung einer Föderalregierung haben. Denn in so einem Klima kann die PS kein Interesse an Neuwahlen haben. GSK kann dazu führen, dass doch noch etwas möglich wird zwischen PS und N-VA, spekuliert De Standaard.
Het Belang van Limburg würde das durchaus begrüßen, denn die Zeitung hält fest: Eine Zusammenarbeit zwischen N-VA und PS war, ist und bleibt die einzige sinnvolle Lösung, um unser Land zu regieren. Alles andere sind nur schlechte Kompromisse. Das hat die Idee des CD&V-Vorsitzenden Joachim Coens am Mittwoch nochmal deutlich gemacht. Jetzt, wo er nicht mehr königlicher Informator ist, schlägt er die Bildung einer sogenannten Spiegelregierung vor. In ihr sollen die Parteien zusammenarbeiten, die in den Regierungskoalitionen von Flandern und der Wallonie sitzen. Eine Lösung ist das nicht. Denn auch hier müssten PS und N-VA zusammenfinden, was bislang nicht geklappt hat. Außerdem schafft eine Spiegelregierung neue Probleme. Solche Ideen sind und bleiben B-Pläne für B-Politiker, urteilt Het Belang van Limburg.
Das GrenzEcho ärgert sich ebenfalls und notiert: Wenn schon die Metapher des Spiegels bemüht wird, dann möchte man den "politisch Unverantwortlichen" - ein treffender Begriff fällt uns gerade nicht ein - vorschlagen, sich diesen doch bitte doch vor das eigene Gesicht zu halten. Neuwahlen scheinen unvermeidlicher denn je, hält das GrenzEcho fest.
Trump als Triumphator
De Morgen blickt auf die USA, wo im November ein neuer Präsident gewählt wird und stellt fest: Die Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft hat sich in den vergangenen Tagen noch einmal verschärft. Die Rede von Präsident Trump zur Lage der Nation hat das gezeigt: Trump verweigerte der Kongressvorsitzenden Nancy Pelosi den Handschlag. Diese zerriss das Redemanuskript von Trump vor aller Augen. Solche Gesten sprechen Bände. Und im bevorstehenden Wahlkampf werden die Gräben noch tiefer werden zwischen Republikanern und Demokraten, fürchtet De Morgen.
Zum eingestellten Amtsenthebungsverfahren gegen Trump schreibt Het Nieuwsblad: Trump fühlt sich als Sieger. Aber der vermeintliche Triumph ist im Grunde keiner. Denn der Freispruch ist falsch. Schon in weniger als zehn Jahren werden Historiker das bewiesen haben. Sie werden aufzeigen, dass Trump sein Amt tatsächlich missbraucht hat und deshalb eigentlich hätte abgesetzt werden müssen. Trumps Parteifreunde von den Republikanern haben das verhindert aus rein parteipolitischem Interesse. Dabei haben sie vergessen, dass Trump selbst nicht der Partei dient, sondern nur seine eigenen Interessen verfolgt, betont Het Nieuwsblad.
Kay Wagner