Die Bedeutung einer solchen Veranstaltung hänge von den Menschen ab, die daran teilnehmen, "wie sehr sie sich engagieren in ein solches Projekt und wie man auch auf Augenhöhe und mit viel Aufrichtigkeit über Dinge diskutiert", sagte Creutz. Und die Diskussionen hätten in der Tat auf Augenhöhe stattgefunden, betonte sie. Der Austausch sei "sehr kollegial, sehr freundschaftlich" gewesen. Das zeichne dieses Format aus, sagte Creutz.
Mit dabei in Aargau waren die Präsidentin des Deutschen Bundestags Julia Klöckner, der Präsident des Österreichischen Nationalrats Walter Rosenkranz, die Präsidentin des Schweizer Nationalrates Maja Riniker, der Präsident der Luxemburger Abgeordnetenkammer Claude Wiseler und die stellvertretende Präsidentin des Liechtensteiner Landtags Franziska Hoop.
Gemeinsam festgestellt habe man, "dass die Parlamente gestärkt werden müssen", so Creutz. Man sei sich dessen bewusst, "welch herausfordernden Zeiten wir entgegengehen oder in denen wir bereits mit beiden Beinen stehen."
Die Konferenz der Parlamentspräsidenten stand unter dem Leitspruch "Demokratie im Wandel: Die Parlamente zwischen Regierung und Bürgerbeteiligung". Und da kam auch der Bürgerdialog in Ostbelgien zur Sprache.
"Das wird sehr aufmerksam verfolgt und die Wissenschaftler im Zentrum für Demokratie haben mich auch diesbezüglich angesprochen. Ich finde das schön, dass man da ein Auge drauf hat. Man kann natürlich unser Modell nie eins zu eins irgendwohin übertragen, aber das eine oder andere nimmt man sehr gerne auf und mit", sagte sie.
Ausführliches Radio-Interview mit Patricia Creutz im Player:
Moritz Korff
Schön, dass Frau Creutz in der Schweiz war. Wurde auch über direkte Demokratie gesprochen ?
Das grundlegende Problem der heutigen Parlamente ist, dass sie keinen Durchschnitt der Bevölkerung mehr repräsentieren. Ein Bundestag, der zu 80 Prozent aus Akademikern besteht, ist keine Volksvertretung sondern eine Ständeversammlung. In den 60er Jahren war das anders. Da gab es 50 Prozent Akademiker und 50 Prozent nicht-Akademiker. Dieser Wandel hat auch dazu beigetragen, dass Extremisten gewählt werden. Ein Handwerker oder Arbeiter ist heutzutage ein Exot in den Parlamenten. Die Demokratie hat nur dann eine Zukunftschance, wenn mehr direkte Demokratie ausgeübt wird und wenn alle, ohne Unterschied, auch die Möglichkeit bekommen, Verantwortung auszuüben. Nicht nur ein kleiner Kreis von Akademikern.