Als einen historischen Moment feierte MR-Chef Georges-Louis Bouchez den Sieg seiner Partei. Die Liberalen haben die PS als stärkste Partei in der Wallonie abgelöst. Auch die ostbelgische Kandidatin Christine Mauel, die für die MR/PFF Liste im Bezirk Verviers auf Platz zwei kandidierte, ist von dem Ergebnis begeistert. "Wahnsinn, ich bin sehr froh. Das ist auch ein historischer Moment für den Wahlkreis Verviers."
"Wir haben noch nie zwei Direktmandate gehabt. Ich bin nicht über eine Listenverbindung ins Parlament gewählt worden, sondern über ein Direktmandat. Das ist vorher noch nie passiert. Wir sind sehr stolz", sagt Mauel. Insgesamt 26 Abgeordnete werden die Liberalen im Parlament von Namur stellen, sechs mehr als nach den letzten Wahlen.
Christine Mauel ist überzeugt, dass es das Thema Arbeit war, das zu diesem Erfolg geführt hat. "Die Bevölkerung hat die Botschaft der Liberalen verstanden, dass sich Arbeit lohnt." Jetzt sind die Liberalen mit der Regierungsbildung am Zuge. Die Richtung scheint klar: "Wir hatten schon angekündigt, dass wir uns nicht mit den linken Parteien verbünden werden. Das hat in der Vergangenheit nicht funktioniert. Les Engagés haben ein sehr gutes Resultat. Das wäre unsere Traumkoalition."
Mit ihrem persönlichen Ergebnis ist Christine Mauel mehr als zufrieden. In der DG konnte sie mit 3.373 Stimmenanzahl im Vergleich zur letzten Wahl verdoppeln. Von ihrer Parlamentsarbeit in der neuen Legislaturperiode hat sie bereits konkrete Vorstellungen. "Ich bin froh, dass ich meine Arbeit fortsetzen kann. Ich war Co-Vorsitzende des Finanzausschusses und würde gerne Vorsitzende werden. Es sind ja die Finanzen, die in der Wallonischen Region auf Vordermann gebracht werden müssen. Dafür müssen wir Menschen in Beschäftigung bringen."
Patrick Spies von der SP wird wohl die Oppositionsbank drücken müssen. Die bisherige Regierungspartei hat vier Sitze verloren, und ihre Fraktion wird künftig nur noch aus 19 Abgeordneten bestehen. "Ich hätte mich natürlich gefreut, wenn wir weiter Regierungsbeteiligung gehabt hätten. Ich denke aber, dass man auch aus der Opposition heraus eine konstruktive Politik betreiben kann
Mit seinem persönlichen Ergebnis kann Patrick Spies zufrieden sein. 2.885 Stimmen erhielt er in der DG, die meisten davon in seiner Heimatgemeinde Amel. "Ich freue mich riesig darüber. Das zeigt auch, dass mich viele gewählt haben, die nicht unbedingt Sozialdemokraten sind und mir trotzdem zutrauen, mich für sie in Namur zu engagieren. Wir hatten aber auch mit Valerie Dejardin eine Spitzenkandidatin, der ich vieles zutraue, eine bodenständige junge Frau. Ich glaube, dass wir zusammen vieles für Ostbelgien bewegen können."
Auch Ecolo wird in Namur wohl in die Opposition müssen. Die Grünen bilden künftig die kleinste Fraktion im wallonischen Parlament: Nach dem schlechten Wahlergebnis schrumpft die Zahl der Ecolo-Abgeordneten dort von zwölf auf fünf. Der ostbelgische Spitzenkandidat Freddy Mockel kam in der DG auf 1.601 Vorzugsstimmen.
Die hohen Verluste seiner Partei seien im Wahlkampf nicht absehbar gewesen, erläuterte er in der BRF-Livesendung am Wahltag - noch bevor die endgültigen Ergbenisse für die Wallonische Region in der Nacht feststanden. "Wir sind auf viele offene Menschen gestoßen, mit denen wir über unsere Themen reden konnten. Aber offenbar war unser Hauptthema, wie man mit der Klimakrise umgehen sollte, wohl nicht tragend, was bedauerlich ist, denn in der Realität wird das Thema sehr wohl zum Tragen kommen. Ich hoffe, dass dieses Thema nicht verloren geht bzw. von der neuen Regierung mit nötiger Ernsthaftigkeit behandelt wird, was ich aber nicht glaube."
Wo genau die Gründe für die großen Verluste von Ecolo und PS auf regionaler Ebene liegen, wollen die Parteien nach der Wahl in einer gründlichen Analyse untersuchen.
Michaela Brück