Gelacht wurde viel an diesem frühen Sommerabend in Brüssel. Die Stimmung war heiter, locker und entspannt. Genauso wie die ostbelgische Fritte das sicher gerne gehabt hätte. Sie stand im Zentrum der Veranstaltung in den Räumen einer typischen Brüsseler Wohnung, schmal und langgezogen, mit hoher Decke, schon seit 25 Jahren umgewandelt in ein kleines Frittenmuseum, das von den Betreibern an Touristen als Ferienwohnung vermietet wird.
Die Aufenthaltsräume inklusive Küchenzeile liegen im ersten Stock und bilden das eigentliche Micro-Museum mit rund tausend Ausstellungsstücken. Im Geschoss darunter liegen die beiden Schlafräume. Der eine davon ist der flämischen Fritte gewidmet, der zweite der wallonischen, das Badezimmer steht ganz im Zeichen der Fritte aus Brüssel.
"Aber es gab keinen Raum für die Deutschsprachigen", sagt Eric Legrain. Der Künstler aus Beho bei St. Vith ist selbst Wallone, hat aber die Deutschsprachige Gemeinschaft in sein Herz geschlossen. Vor 14 oder 15 Jahren stellte er erstmals seine von Fritten inspirierten Gemälde in dem Frittenmuseum aus. Dass dort die Gäste den Eindruck bekamen, dass die Fritte keine deutschsprachige Identität habe, störte Legrain. "Deshalb habe ich zum Besitzer des Museums gesagt: Hör mal, ich komme gerne wieder, um Bilder bei euch auszustellen, aber ich möchte, dass ihr hier einen deutschsprachigen Raum einrichtet."
Gesagt und - fast - getan. Es dauerte dann noch viele Jahre, bis der Abend stattfinden konnte. Zwar war die ostbelgische Fritte schon über das ein oder andere Ausstellungsstück im Museum vertreten. Aber ins Auge sprang sie dort bislang nicht. Das ist jetzt anders. Der Zugang zum Schlafbereich wird ab sofort alle Übernachtungsgäste daran erinnern, dass die Fritte auch in Ostbelgien zu Hause ist.
Bei der Einweihungsfeier am Montagabend war der Raum vor der Treppe, die ins Untergeschoss führt, mit einer Ostbelgien-Fahne dekoriert. Dahinter versteckt war ein neues Gemälde, das Künstler Legrain eigens für diese Eröffnung gemalt hatte. Das rote Band zur Eröffnung des ostbelgischen Frittenraums zerschnitten feierlich der Betreiber des Museums, Hugues Henry, der Bürgermeister von Forest, Charles Spapens, sowie Ostbelgiens Kultur- und Tourismusminister Gregor Freches - für ihn ein durchaus bewegender Moment. "Ich denke, das ist ein Zeichen, dass die ostbelgische Kultur, die Frittenkultur auch nach Brüssel gekommen ist. Dass wir hier jetzt ein komplettes Museum vorfinden."
Sogar der Präsident der Nationalen Vereinigung der Fritürenbetreiber (Navefri), Bernard Lefèvre, hatte es sich nicht nehmen lassen, zu der Feierlichkeit zu kommen. Dass das Micro-Frittenmuseum die deutschsprachige Frittenbudenkultur jetzt auch explizit würdigen wird, ist für Lefèvre nur recht und billig. "Die Fritte ist flämisch, deutschsprachig, brüsselerisch und wallonisch. Das ist ein Kind von allen. Man weiß nicht, wer der Vater ist, aber sie hat vier Mütter." Auch sprachlich sei erwiesen, dass die Fritte ganz eindeutig auch aus der DG stamme. "Die Fritte an sich spricht nicht. Die Fritte singt. Man muss ihr zuhören. Aber das ist eine Kunst. Nicht jeder versteht das Lied der Fritte. Sie singt in der Fritten-Sprache, die eine Mischung aus Deutsch, Französisch, Niederländisch und Brüsselerisch ist. Dieses Lied gibt dem Betreiber der Frittenbude zu erkennen "Voilà! Ich bin fertig!"."

Es wurde viel gelacht und geschmunzelt an diesem sommerlichen Abend in dem Fritten-Micro-Museum in Forest. Weil die Stimmung so heiter, locker und geradezu knusprig war, erlaubte sich der BRF Minister Freches noch zu fragen, ob ein Frittenmuseum nicht auch eine gute Idee für die DG sein könnte. "Das ist eine gute Frage. Wir können sicher mit den Museumsbetreibern, die aktuell aktiv sind, darüber reden. Wir können wahrscheinlich auch eine Ausstellung irgendwo auf den Weg bringen. Aber die Idee, ein ostbelgisches Frittenmuseum zu machen, ist sicher eine, die wir in den nächsten Monaten und Jahren weiter verfolgen sollten."
Kay Wagner