"Bewohner und Pflegepersonal, lasst uns gemeinsam die Ärmel hochkrempeln, um uns impfen zu lassen" - mit solchen Sensibilisierungskampagnen sollen die Menschen in den Alten- und Pflegeheimen im frankophonen Landesteil motiviert werden. Die Bewohner muss man eigentlich gar nicht ermuntern; die übergroße Mehrheit von ihnen lässt sich impfen. Zielgruppe dieser Spots sind vielmehr ganz klar die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn: Ihr Verhalten ruft tiefe Sorgenfalten hervor.
Konkret geht es um das Personal der privaten Alten- und Pflegeheime in der Wallonie und in Brüssel. Von den Pflegekräften hat sich nur die Hälfte impfen lassen - "im Durchschnitt", präzisierte in der RTBF Vincent Frédéricq, der Vorsitzende des Verbands der privaten Alten- und Pflegeheime. In manchen Häusern beläuft sich die Impfabdeckung auf gerade mal 30 Prozent. Und das ist zu wenig, viel zu wenig, sagt Vincent Frédéricq.
So erreicht man jedenfalls keine Herdenimmunität innerhalb der betreffenden Einrichtung, sagte Frédéricq. Bestätigung vom Wissenschaftler: In Alten- und Pflegeheimen braucht man eigentlich eine Impfabdeckung von um die 90 Prozent, sagt der Epidemiologe Yves Coppieters. Und das bei sowohl den Bewohnern, als auch beim Personal, um dafür zu sorgen, dass das Virus nicht doch wieder hineingetragen wird.
Dass es innerhalb der frankophonen Alten- und Pflegeheime ein Problem mit der Impfbereitschaft gibt, das hatte sich schon in den letzten Tagen und Wochen abgezeichnet. Inzwischen ist die Meldung aber auch in Flandern angekommen. Und dort sorgte die Information dann doch gleich für sichtliche Beunruhigung. Hier handelt es sich übrigens tatsächlich mal um ein rein frankophones Problem. In Flandern beläuft sich der Anteil der Impfverweigerer beim Altenheimpersonal gerade mal auf sechs Prozent.
Wie ist das zu erklären?
Die wahrscheinliche Antwort lautet in einem Wort: Frankreich. Im südlichen Nachbarland stand man Impfungen immer schon skeptisch gegenüber. Hinzu kommt aber jetzt noch ein enorm lautes Rauschen im digitalen Blätterwald: In Sozialen Netzwerken kursieren auf Frankreich bezogen unzählige Fake News und Verschwörungsmythen zum Thema Impfen. Und das schwappt anscheinend nach Belgien herüber.
"Wir hören solche Dinge auch bei uns", sagte aber Margot Cloet in der VRT. Sie ist die Geschäftsführerin von Zorgnet Icuro, dem größten Dachverband von Pflegeeinrichtungen in Flandern. Auch sie höre von Fake News, die die Runde machten und für die vor allem die jungen Personalmitglieder empfänglich seien. Nicht nur in Sozialen Netzwerken, sondern auch im Familienkreis. Da heiße es dann, der Impfstoff mache krank oder gar unfruchtbar.
Deswegen sollte man die Situation in den wallonischen und Brüsseler Alten- und Pflegeheimen denn auch als eine Warnung verstehen. Das könne schließlich auch Einfluss auf andere Bevölkerungsgruppen haben. "Wir müssen so schnell wie möglich eine breite Sensibilisierungskampagne starten."
Tatsächlich sorgt die hohe Zahl der Impfverweigerer beim frankophonen Altenheimpersonal gleich in mehrfacher Hinsicht für Unruhe: Denkbar ist zum Beispiel, dass diese Leute nur stellvertretend stehen für die breite Bevölkerung im südlichen Landesteil, also dass wir im Frühjahr auch in der Breite eine solch niedrige Impfbereitschaft sehen werden. Für die Herdenimmunität wäre das fatal. Die wird erst bei einer Abdeckung von 70 Prozent erreicht. Denkbar ist auch, dass das Phänomen noch durch das Pflegepersonal befeuert wird. Schließlich werden diese Menschen ja als "vom Fach" angesehen.
Impfpflicht kein Tabu mehr
Aber es gibt auch ganz praktische Fragen: Was heißt das für die betroffenen Einrichtungen? Verbandschef Vincent Frédéricq befürchtet, dass man womöglich bald keine allgemeinen Richtlinien für die Altenheime mehr ausgeben kann, sondern vielmehr je nach Situation entscheiden muss: Bei einer zu niedrigen Impfabdeckung könnte dann zum Beispiel die eine oder andere Lockerung eben nicht durchgeführt werden.
Auf Dauer sei das nicht praktikabel. Zumal, und das ist eigentlich noch inakzeptabler, darunter ja in erster Linie die Bewohner zu leiden hätten. Deswegen sei eine mögliche Impfpflicht für Pflegepersonal für ihn längst kein Tabu mehr, sagt Vincent Frédéricq. Man habe schon im September vor dem Wallonischen Parlament diese Forderung vorgebracht. Und er wiederhole das bei jeder Gelegenheit.
Die Zeitung De Morgen, alles andere als eine konservative Zeitung, die drückte es am Donnerstag noch drastischer aus: "Für Impfverweigerer gibt es im Pflegeberuf keinen Platz".
Roger Pint
Führt die Impfpflicht wieder ein , so als es früher Pflicht gewesen ist und diverse
Probleme lösen sich von selber auf. Ich verstehe bis heute nicht , warum man die Impfpflicht für verschiedene Grundimpfungen , diese z.B. bei Schülern in Deutschland früher von den Schulärzten ausgeführt wurden aufgehoben hat.
War es nicht Louis Pasteur, dem 1881 die erste Schutzimpfung gelang?
Dass ausgerechnet in einem der Länder mit einem der härtesten Lockdowns in Europa, wo man sogar einen Passierschein benötigte, um eine Stunde lang die Wohnung verlassen zu dürfen, die Ablehnung gegen Impfungen derart hoch ist, kann ich offen gestanden nicht wirklich nachvollziehen.
Die Bürger/-innen in Frankreich standen monatelang quasi unter Hausarrest.
Hier wird einmal mehr die Macht der Fake News im Internet deutlich: Wie wir jetzt sehen, können derartige Falschinformationen sogar die Gesundheit, mithin das Leben von Menschen gefährden.
Neulich war hier zu lesen, das 22 Prozent der Beschäftigten im Pflege- und Gesundheitssektor erwägen, ihren Beruf zu wechseln. Wenn jetzt noch eine Impfflicht dazu kommen würde, dann könnten noch mehr Menschen diesem Knochenjob den Rücken kehren.
Zieht sich Herr Vincent Frédéricq dann den Pflegekittel an? Wohl kaum! Und "De Morgen" wird die Lücken der Impfverweigerer auch nicht stopfen. Viel Wind und keine Segel!
Was sich hier äußert, ist ein tiefstes Misstrauen gegenüber "denen da oben". Deswegen glauben viele eher irgendwelchen Märchen. Dem gegensteuern kann man nicht mit Zwang. Das würde alles nur noch verschlimmern. Da muss man Überzeugungsarbeit leisten. Und mit materiellen Vorteilen locken. Den Leuten 100 € bar auf die Kralle geben, direkt nach der Impfung. Richtiges Bargeld, nicht irgendwelche Gutscheine.
Das Problem ließe sich wahrscheinlich gut lösen, wenn die Regierung sich verpflichten würde Schadenersatz zu leisten für den Fall, dass es zu Schäden gleich welcher Art kommt. Also auch Spätschäden.
Das sollte kein Problem sein, da ja alles bestens ist und somit der Schadensfall nie eintreten wird.
Die Impfhersteller wollen keine Verantwortung für irgendwelche Folgen, die sich nach der Impfung einstellen, übernehmen. Wie das?
Warum nicht, wenn alles so sicher ist?
Vielleicht haben die Manager auch die Fakenews gelesen und sind nun verunsichert?
Fragen über Fragen.
«Was sich hier äußert, ist ein tiefstes Misstrauen gegenüber „denen da oben“. Deswegen glauben viele eher irgendwelchen Märchen.»
Vor 20, 30 Jahren war dies nicht der Fall.
Damals gab es aber auch noch keine Multiplikatoren von Falschmeldungen.
Es ist das gute Recht eines Jeden, sich nicht impfen zu lassen. Auch wenn die Impfpflicht über die Hintertür kommen wird. Es ist ein Unding, wenn hier im Forum mal wieder geurteilt wird über Menschen, die eine andere Sichtweise haben. Herr Jusczyk, auch Sie haben kein Recht, Impfgegner, insbesondere im Gesundheitssektor,als verantwortungslose Fakenewsapostel darzustellen. Noch ist die Faktenlage nicht gesichert was Impfstoffe anbelangt. Sicher ist allerdings, dass eine parlamentarische und gesellschaftliche Debatte über Covid und einhergehende freiheitsbeschränkende Massnahmen nie stattgefunden hat.
Wenn das Personal geht, dann habt ihr alle ein noch größeres Problem! Die Regierung bezahlen gerade die Zeche ihrer verfehlten Politik! Und das ist auch gut so! So wie man das Pflegepersonal behaltet und bezahlt, das war noch ist es heute gerecht! Wann endlich lernt die Regierung aus ihren Fehlern?
Werter Herr Jusczyk.
Fakenews hat es zu allen Zeiten gegeben. Im Vorfeld der Reformation oder französischen Revolution gab es auch Fakenews, die durch Flugschriften oder Flüsterpropaganda verbreitet wurden. Das Problem liegt nicht bei irgendwelchen Medien sondern bei den Menschen.
Mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger reagieren, um die Menschen zu ihrem Glück zu zwingen, ist komplett falsch, völlig unglaubwürdig.
Diese Impfverweigerung ist ein zusätzliches Indiz für die gesellschaftliche Spaltung zwischen Politik und Bevölkerung, für die schwindende Legitimation der jetzigen Regierungsform. Ein seit Jahrzehnten laufender Prozess. Das überwindet man nur durch bessere und transparentere Politik, durch mehr echte direkte Demokratie. Zwangsmaßnahmen würden das Fass zum Überlaufen bringen und eine Revolte auslösen, größer als die Gelbwestenbewegung.
Ob Zwangsmaßnahmen wirklich das Fass zum Überlaufen bringen würden, wage ich zu bezweifeln. Zumindest nicht in Deutschland. Die Mehrheit hat hier bereits eine Zwangsimpfung aus Mutti- Komplex und "wir-bösen-Deutschen" erhalten und sehnt sich geradezu nach Strenge, Führung und einem starken Staat. Auch oder gerade während der Korona- Pandemie und der Impfproblematik.
Anonsten, Herr Marcel Scholzen, haben Sie mal wieder den Finger am richtigen Loch! Spaltung der Gesellschaft und schwindende Legitimation der Politiker- Kaste werden das Problem der Zukunft sein. Man wird viel Zeug auffahren müssen, um auch davon abzulenken.
Impfen war zu keiner Zeit harmlos. Vielleicht hat es auch mit mangelnder Aufklärung zu tun. Wir wissen alle noch nichts, über die Langzeitfolgen. Die Menschen haben einfach Angst Die Ängste sollte man ernst nehmen. Eine Impfpflicht wäre falsch. Müssen Menschen geimpft werden, die schon aktive Antikörper haben? Ich denke es handelt sich, um fehlende Kommunikation mit dem Pflegepersonal. Die Corona Zeit ist geprägt, von Entscheidungen einiger weniger und mangelnder Kommunikation mit denen da unten.
Selbstverständlich müssen Ängste ernstgenommen werden.
Ich für meinen Teil habe jedoch viel größere Sorgen vor einer Covid-Erkrankung als vor möglichen Langzeitfolgen einer Impfung.
Wir wissen, dass das Virus gefährlich ist, dass es zu einer Schädigung der Lunge führen kann und zu monatelangen Beeinträchtigungen.
Wenn ich das gegeneinander abwäge, halte ich die Gefahren einer Impfung, auch wenn diese hinsichtlich der Langzeitfolgen noch nicht bekannt sind, für weitaus geringer.
Und es geht ja nicht nur um die Erkrankung als solche.
Werfen wir doch mal einen Blick auf die Nebenfolgen der Shut- und Lockdowns: Der daraus entstehende Schaden lässt sich kaum noch beziffern.
Falls sich 30% der Bevölkerung oder mehr nicht impfen lassen, ist das Risiko der Entwicklung weiterer Mutationen, gegen die die bestehenden Impfstoffe weitgehend wirkungslos sein könnten, viel höher als bei einem sehr viel geringeren Anteil von Nicht-Geimpften.
Wie wäre es denn, mal gar nicht zu diskutieren und erst mal alle zu impfen, die das auch wollen. Denn die Impfbereitschaft unter den Bewohnern der Alten- und Pflegeheime scheint ja recht groß zu sein und so sind diese Geimpften vor eventuellen Ansteckungen des nichtgeimpften Pflegepersonals fast sicher - Maskenpflicht bei den Impfverweigerern vorausgesetzt. Zu Hause sitzen noch viele, die sich sofort impfen lassen würden, wenn sie könnten. Diese dauernden Diskussionen führen ja doch zu nichts. Lasst die Zeit arbeiten. Wenn dann die "Neinsager" nur noch sich und anderer Verweigerer gefährden, dann ist das eben so.
@Gerlinde Wächter, da bin ich 100% bei dir. Und wenn die Verweigerer dann keinen Zutritt mehr zu Restaurants, Kinos, Konzerten etc. bekommen, dann ist das eben auch so 😉
Dann wird der Impfpass wichtiger als jeder Ausweis, den brauchen wir dann nicht mehr.
Wer geimpft ist bekommt einen Chip verpasst, der berührungslos ausgelesen werden kann, dann gibt es überall Zutritt.
PeterMertesacker
So ein Schwachsinn
Herr Schallenberg.
Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich halte Revolten in Frankreich für möglich. Nicht so sehr in Deutschland. Die Franzosen haben viel Erfahrung in Sachen Revolution. Wenn denen was nicht gefällt, gehen die im wahrsten Sinne des Wortes auf die Barrikaden. Die Gelbwestenbewegung hat gezeigt, dass das Rebellieren nicht verlernt haben.