"Erst werden wir unseren Chef sehen, erst später die Familie", so brachte die marxistische PTB ihre Kritik auf den Punkt. Der Mensch müsse gegenüber der Wirtschaft Vorrang genießen, forderten auch die sozialistischen Fraktionen. Und auch die Grünen vermissen die "menschliche Dimension"; die Regierung müsse jetzt auch endlich die sozialen und psychologischen Probleme angehen.
Premierministerin Sophie Wilmès verteidigte aber die Entscheidungen vom vergangenen Freitag. Es seien die Experten selbst, die ihre Meinung geändert und von der Möglichkeit, Familienbesuche zu ermöglichen, abgesehen hätten. Dass wegen der Presselecks im Vorfeld falsche Hoffnungen geweckt worden seien, das könne sie im Übrigen nur bedauern. Davon abgesehen empfinde sie die permanente Gegenüberstellung von Mensch und Wirtschaft als Karikatur.
Fast alle Fraktionen kritisierten ferner, dass Belgien nicht bereit sei für den Exit. Es fehlten nach wie vor Mundmasken und Testkapazitäten; und auch das Contact-Tracing sei nach wie vor nicht einsatzbereit. Und Wilmès verwies hier auch auf die Teilstaaten, die in vielen dieser Materien eigentlich zuständig seien.
Die Kritik an der eigentlichen Form der Pressekonferenz im Anschluss an den Nationalen Sicherheitsrat ließ die Premierministerin derweil gelten. Wir müssen das ernst nehmen und daraus lernen, sagte Wilmès.
Roger Pint