"Pfeil von Brabant: Erstes Rennen, erster Sieg: Evenepoel ist absolut zurück und schlägt Van Aert im Sprint", titelt Gazet van Antwerpen. "Sofort gewinnen nach halbem Jahr ohne Rennen: Remco Evenepoel ist zurück", schreibt De Standaard. "Kein Zweifel, Remco ist zurück", unterstreicht auch L'Avenir. "Sofort der Stärkste", freut sich Het Nieuwsblad. "Remco super, Wout herzzerreißend", liest man auf Seite eins von La Dernière Heure.
Was für Bilder, was für Emotionen, hebt La Dernière Heure in ihrem Leitartikel hervor. Remco Evenepoel und Wout van Aert haben gestern bei allen Radsportfans für Gänsehaut gesorgt mit ihrer Rückkehr aus der Hölle. Zunächst einmal Remco, dessen goldene Karriere schon mehrfach kurz vor dem Aus stand. Und dennoch hat er es auch jetzt wieder geschafft, nicht nur zurückzukommen, sondern auch noch zu siegen. Das hat er seiner Entschlossenheit, seinen Angehörigen, seinem Glauben und seiner Frau zu verdanken. Was für ein Mann! Dann Wout. Auch ihm haben Stürze übelst mitgespielt. Und auch, wenn er wieder und wieder den Kürzeren zieht, bleibt er immer bescheiden, würdevoll und elegant. Diese beiden ramponierten Champions haben eine wichtige Lehre für uns: Das Schlimmste ist nicht zu stürzen, das Schlimmste ist, nicht zu versuchen wieder aufzustehen, meint La Dernière Heure.
Eine unbequeme Wahrheit
Das GrenzEcho befasst sich mit den Reformplänen der Föderalregierung: Man kennt den Ablauf: Der Reformvorschlag kommt, die Barrikaden stehen, der Protest rollt - während das Land in seinen Strukturen weiter versinkt. Doch dieses Mal ist etwas anders: Die Zeit drängt. Und der Preis für Stillstand wird täglich höher. Und so wundert es nicht, dass unzählige Menschen im Land eine Arbeitsmarktreform längst für geboten halten.
Belgien steuert sehenden Auges frontal auf eine fiskalische Wand zu. Der Sozialstaat gerät aus dem Gleichgewicht - nicht, weil er zu groß ist, sondern weil zu wenige ihn tragen. Darum geht es im Kern: Jeder, der einen Beitrag leisten kann, sollte Teil der Lösung werden. Jede Schicht der Bevölkerung - von ganz unten bis ganz oben - muss im Rahmen ihrer ökonomischen Möglichkeiten an den Bemühungen beteiligt werden. Alles andere ist eine gefährliche Illusion. Eine unbequeme Wahrheit, betont das GrenzEcho.
Sexuelle Gewalt gegen Frauen geht alle an
De Morgen greift verschiedene Meldungen der vergangenen Wochen über sexuelle Gewalt gegen Frauen im Zusammenhang mit Bars und Diskotheken auf: Die Gefahr für Frauen lauert nicht mehr - oder zumindest nicht mehr nur - auf dunklen Waldwegen wie in Rotkäppchen. Es ist auch nicht mehr per se der maskierte Bösewicht, der Frauen auflauert. Es sind hell erleuchtete Ausgehlokale und nett scheinende Barmänner, die mal Drinks springen lassen, vor denen sich Frauen in Acht nehmen müssen. Egal ob Brüssel, Kortrijk oder Antwerpen, die Muster ähneln sich: Junge Frauen werden abgefüllt oder anderweitig unter Drogen gesetzt und dann sexuell missbraucht, oft durch die Betreiber oder Angestellte der Lokale selbst. Und die Fälle, die es in die Nachrichten schaffen, sind nur die Spitze des Eisbergs. Offensichtlich haben wir da ein gesellschaftliches Problem. Es ist gut, dass Politik und Justiz härter durchgreifen wollen. Aber letztlich ist es jeder Einzelne von uns, der hier gefordert ist, appelliert De Morgen.
Het Laatste Nieuws schlägt in die gleiche Kerbe: Zunächst einmal sind es natürlich die Betreiber der Lokale, die mit ihren Angestellten Klartext sprechen müssen über erwünschtes und unerwünschtes Verhalten, gar keine Frage. Aber auch jeder von uns kann seinen Beitrag leisten im Kampf gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen. Zum Beispiel, indem man frauenfeindliche Aussagen in seinem Umfeld oder an der Theke nicht durchgehen lässt. Oder indem man als "Wingman" weibliche Bekannte im Blick behält beim Ausgehen, damit ihnen nichts passiert. Oder indem wir Alkohol nicht mehr als legitimes Mittel der Verführung akzeptieren. Wir müssen aufhören, sexuelle Gewalt als Frauenproblem zu betrachten - und stattdessen als etwas, das wir alle gemeinsam verhindern müssen, fordert Het Laatste Nieuws.
Wir brauchen einen Mentalitätswandel
Het Belang van Limburg nimmt eine lokale Meldung über den Schaden durch Cyberkriminelle zum Anlass für grundsätzlichere Überlegungen: Während die Politik eiligst Milliarden zusammenkratzt für neue Militärausrüstung, hat kaum jemand Augen für einen anderen Krieg. Für den, der sich in unseren Wohnzimmern, auf unseren Computern und in unseren WhatsApp-Chats abspielt. Cyberkriminelle richten Millionenschäden an, wobei die Dunkelziffer enorm bleibt. Wir reden hier nicht über Einzelfälle, sondern über strukturelle Probleme: Allein 2024 hat es weltweit mindestens 600 Millionen Cyberangriffe gegeben. Es zweifelt ja niemand daran, wie wichtig die Investitionen in die Landesverteidigung sind, aber wo bleiben die Mittel für die Cybersicherheit? Was bringen uns neue Raketensysteme, wenn Oma um ihr Erspartes gebracht wird und unsere Betriebe von Hackern lahmgelegt werden? Wir brauchen dringend einen Mentalitätswandel. Denn im 21. Jahrhundert ist die wichtigste Front die digitale. Und das ist eine Front, an der viele Bürger noch immer allein gelassen werden, beklagt Het Belang van Limburg.
Le Soir beschäftigt sich den Regierungsverhandlungen in der Region Brüssel-Hauptstadt: Seit sage und schreibe zehn Monaten hat die Region keine Regierung. Und niemand kann sagen, wann und ob Brüssel eines Tages aus dieser totalen politischen Lähmung wieder herausfinden wird. Die Experten mögen noch so schwarze Szenarien an die Wand malen, die Banken mögen noch so oft drohen, den Geldhahn zuzudrehen, Georges-Louis Bouchez noch so häufig mahnen, dass Brüssel unter Aufsicht gestellt werden wird, die Medien noch so oft mörderische Leitartikel schreiben: Nichts bringt die frankophonen und flämischen Parteien dazu, sich zu bewegen. Die Bevölkerung der Hauptstadt fühlt sich derweil von denjenigen im Stich gelassen, deren einzige Aufgabe sein sollte, ihnen zu dienen. Ist es wirklich zu viel verlangt von der kleinen Brüsseler Politikwelt, eine Regierung zu bilden, um zumindest das Schlimmste noch abzuwenden?, fragt verzweifelt Le Soir.
Boris Schmidt