"Das Trauma des 7. Oktobers", titelt Le Soir. "Ein Jahr nach dem 7. Oktober steht die Welt immer noch unter Schock", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Die bittere Bilanz von einem Jahr Gaza-Krieg", heißt es im Aufmacher von De Morgen.
Zum Teil mit Sonderseiten erinnern die Zeitungen an das Massaker, das die palästinensische Hamas im Süden Israels vor fast einem Jahr begangen hat. Einige Zeitungen widmen dem Thema auch ihre Leitartikel.
Le Soir hält fest: Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem grausamen Terrorangriff der Hamas auf Israel und den rund 1.200 Getöteten hält die Welt den Atem an. Die Folgen dieses Anschlags haben die Region und vielleicht auch die Welt in eine Spirale der Gewalt geführt, deren Ausgang noch nicht abzusehen ist. In diesem düsteren Szenario spielt der Westen eine jämmerliche Rolle. Die USA allein hätten Israel daran hindern können, den Terrorakt mit einem Massaker in Gaza zu beantworten, das die Internationale Gemeinschaft vielleicht als Völkermord bezeichnen könnte. Aber die USA haben nichts getan. Schlimmer noch, sie haben Israel mit allen Bomben versorgt, die das Land wollte. Die Europäer ihrerseits zeichnen sich durch ihre Feigheit aus und ihre Unfähigkeit, die Werte zu verteidigen, die ihnen sonst so viel bedeuten, ätzt Le Soir.
Kompass: Internationales Recht
De Tijd beobachtet: Der Rachefeldzug von Israel ist schnell aus dem Ruder gelaufen. Israel hat es nicht bei der Strafexpedition gegen die Hamas gelassen, sondern den Konflikt ausgeweitet auf den Libanon. Und jetzt könnte auch der Iran drankommen. Zwar stimmt es, dass der Iran eine existentielle Gefahr für Israel darstellt. Aber der Eifer, mit dem Netanjahu dieses Schlachtfeld sucht, ist gefährlich. Und ob all die Gewalt, die sich jetzt auf beiden Seiten äußert, den Boden bereitet für Frieden in irgendeine Zukunft, darf bezweifelt werden, betont De Tijd.
L'Echo glaubt: Unser politischer und moralischer Kompass in diesem Konflikt sollte das internationale Recht sein. Denn es bleibt das beste Instrument, um Konflikte in der Welt zu lösen. Alles, was seit dem 7. Oktober in Nahost passiert ist, ist in diesem Recht geregelt. Zum Beispiel, dass das israelische Militär die Grenzen des Rechts auf Selbstverteidigung im Gazastreifen überschritten hat. Aber auch, dass Israel ein Existenzrecht hat, genauso wie ein palästinensischer Staat mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Deshalb muss der Westen alles daransetzen, Israel, Iran und seine Verbündeten zum Ende der Gewalt zu drängen. Denn wie wollen wir von Russland, China oder anderen autoritären Regimen den Respekt der Grundrechte und der friedlichen Weltordnung einfordern, wenn wir uns selbst nicht darum bemühen, fragt rhetorisch L'Echo.
Auch Industrie braucht einen Deal
Het Belang van Limburg kommentiert zu den Strafzöllen, die die EU auf chinesische Elektro-Autos erheben will: Ob diese Strafzölle nun richtig oder falsch sind, ist die eine Frage. Eine andere Frage ist jedoch: Wie kann Europa es schaffen, dass seine Industrie wieder so leistungsfähig wird, dass man sich gar keine Gedanken machen muss über solche Zölle? Die Antwort muss von der EU-Kommission kommen und hier vor allem von ihrer Chefin Ursula von der Leyen. Sie hat der europäischen Industrie den Green Deal verordnet. Der hat zwar ein nobles Ziel, bedeutet aber auch eine Schwächung der europäischen Industrie. Die braucht jetzt auch einen Deal von von der Leyen, um wieder auf die Beine zu kommen, fordert Het Belang van Limburg.
De Morgen schreibt zur N-VA-Politikerin Zuhal Demir: Eine Woche nachdem Demir zur neuen Bildungsministerin in Flandern ernannt worden ist, hat sie gesagt, dass sie diesen Posten aufgeben wird, sollte sie zur Bürgermeisterin in Genk gewählt werden. Das ist unerhört. Es ist eine öffentliche Geringschätzung ihres Ministeramtes, zumal sie es bei den Verhandlungen vehement gefordert hatte, um damit ihren Aufstieg innerhalb der N-VA zu untermauern. Doch jetzt soll plötzlich dieses Amt nicht mehr so wichtig sein - so kann man Demirs Ankündigung auch verstehen. Für all diejenigen, die auf eine gute Bildungspolitik in Flandern hoffen, ist das ein Schlag ins Gesicht. Außerdem verstärkt diese Ankündigung den Eindruck, dass es Politikern nicht um den Inhalt ihres Handelns geht, sondern nur um ihre Karriere, schimpft De Morgen.
Fußballer als Gelddruckmaschine
De Standaard beschäftigt sich mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs gegen den Weltfußballverband Fifa und meint: Es war logisch, dass früher oder später irgendjemand Schluss machen würde mit den Knebelverträgen, mit denen Profi-Fußballer an ihre Vereine gebunden sind. Spieler konnten nicht von sich aus kündigen. Das soll sich jetzt ändern. Eine Ablösesumme muss der neue Club dem alten Club dann nicht zahlen. Das beschert den Spielern mehr Freiheiten, freut sich De Standaard.
La Libre Belgique dagegen behauptet: Fußball ist ein Sonderfall in der Wirtschaftswelt. Das haben die Richter nicht verstanden. Das Fußballgeschäft braucht Regeln, und nach dem Urteil am Freitag müssen Spieler und Vereine jetzt neue Vereinbarungen treffen, um das Fußballgeschäft nicht zum Dschungel verkommen zu lassen. Das große Geld wird nicht aus dem System verschwinden. Doch statt wie bisher an den Club zu fließen, der den Spieler abgibt, wird das Geld jetzt in die Taschen der Spieler fließen und in die Taschen all der Pseudo-Manager und Spielerberater, die Fußballspieler als Gelddruckmaschine sehen, weiß La Libre Belgique.
Kay Wagner