"Mehr als 100.000 Frankophone arbeiten in Flandern", titelt Le Soir. "Empfänger von Brückenpensionen arbeiten nicht", so die Schlagzeile bei De Morgen. Verschiedene Meldungen rund um den Arbeitsmarkt sind auch Themen in den Leitartikeln der Zeitungen.
Le Soir kommentiert zu seiner eigenen Meldung, dass mittlerweile mehr als 100.000 frankophone Belgier in Flandern arbeiten: Grundsätzlich muss man sich über diese Tendenz freuen. Über die Jahre hinweg sind es immer mehr Frankophone, die zum Arbeiten in den niederländischsprachigen Landesteil gehen. Das entlastet die Sozialkassen und hilft dabei, das auch von der EU-Kommission angestrebte Ziel von 80 Prozent Beschäftigung in Belgien 2030 zu erreichen. Allerdings muss man auch darauf achten, welche Jobs die Frankophonen in Flandern bekommen. Es darf nicht sein, dass sie zu Arbeitern zweiter Klasse werden, wenn zum Beispiel Sprachkenntnisse fehlen. Außerdem muss es eine Regelung für das Pendeln, sprich die Mobilität der frankophonen Arbeitnehmer, geben. Kurz: Es darf nicht dazu kommen, dass die frankophonen Arbeitnehmer in Flandern behandelt werden wie Arbeiter in Flexijobs und Co., warnt Le Soir.
Brückenpension abschaffen!
Het Laatste Nieuws rechnet vor: Von 6.287 Empfängern der sogenannten Brückenpension haben gerade einmal 39 wieder einen Job angefangen. Das sind die jüngsten Zahlen des Arbeitsamtes. Diese Zahl erstaunt. Denn Unternehmen betteln zurzeit händeringend um erfahrene Arbeitskräfte. Es scheint, als ob Arbeiten zu einer schrecklichen Strafe geworden ist. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn tatsächlich ist es für die Empfänger der Brückenpension nicht ganz einfach, wieder in den Arbeitsmarkt zu gelangen. Die bürokratischen Hürden sind hoch. Hier muss sich etwas ändern. Die öffentliche Hand sollte sich darum bemühen, den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben für die Empfänger der Brückenpension so einfach wie möglich zu gestalten, rät Het Laatste Nieuws.
De Standaard findet: Wegen Erfolgslosigkeit sollte die Brückenpension abgeschafft werden. Zurzeit sieht es aber nicht so aus, als ob die Föderalregierung das plant. Vielleicht wird eine Abschaffung aber auch gar nicht mehr nötig sein. Denn es ist auch zu beobachten, dass Unternehmen immer seltener auf dieses Modell zurückgreifen. Zum einen kostet es sie Geld, zum anderen gibt es immer weniger Anlass, ältere Arbeitnehmer frühzeitig zu entlassen. Arbeitskräfte sind mittlerweile Mangelware, weiß De Standaard.
Russland etwas entgegensetzen!
Het Belang van Limburg blickt nach Deutschland und berichtet: Deutschland hat es geschafft. Seit Samstag stehen dort auch die letzten Atommeiler still. Nach 61 Jahren Atomkraft hat Deutschland dieser Energiequelle, zumindest auf seinem Boden, den Rücken gekehrt. Deutschland setzt jetzt stark auf erneuerbare Energien und auf Atomstrom, den es aus Frankreich importiert. In Frankreich wird Kernenergie ja weiterhin großgeschrieben. Wir in Belgien quälen uns auf einem Mittelweg herum. Den europäischen Staaten täte es gut, sich auf eine gemeinsame Strategie für die künftige Energieversorgung zu einigen, resümiert Het Belang van Limburg.
De Morgen notiert zum Krieg in der Ukraine: Auf der einen Seite ähneln die Kämpfe tatsächlich der Kriegsführung des letzten Jahrhunderts. Auf schlammigem Terrain wird erbittert Meter um Meter um kleine Städte und Landstriche gekämpft. Auf der anderen Seite ist der Krieg aber auch äußerst modern. Denn parallel zum Kriegsgeschehen weitet Russland seine Einflusssphäre und Propaganda auf Lateinamerika, Asien und vor allem Afrika in beängstigender Weise aus. Der Westen muss dem etwas entgegensetzen. Das ist möglich und muss getan werden. Denn man könnte es zum Beispiel armen afrikanischen Ländern nicht übelnehmen, wenn sie den Verlockungen Russlands erliegen. Aber Russland ist nur so stark, wie der Westen es zulässt, meint De Morgen.
Tote Ratten auf Standard-Fans
La Dernière Heure schreibt zum Verhalten von Fußball-Fans: Als am Freitagabend sogenannte Fans von Charleroi tote Ratten auf die Fans von Standard Lüttich geschmissen haben, da war es wieder da, das üble Gesicht der Fußball-Fans, dieser kleingeistigen Rassisten, die sich mit Bier volllaufen lassen und alles tun, um den Gegner zu erniedrigen. Das hat der Fußball nicht verdient. Dagegen muss mit harten Strafen vorgegangen werden, fordert La Dernière Heure.
Das GrenzEcho analysiert zum Abstiegskampf der AS Eupen: 1:5 in dem Spiel am Samstag gegen Zulte Waregem, das man zwar nicht gewinnen musste, aber auf keinen Fall verlieren durfte. 1:5 in dem wichtigsten Duell der letzten Jahre. Viel hat die Mannschaft vor dem Anstoß versprochen, aber nichts davon geliefert. Stattdessen wurde Eupen schon vor der Pause buchstäblich und ohne Gegenwehr durch den Ring geführt. Die Niederlage vom Samstag hat möglicherweise einen hohen Preis. Sie geht auch auf die Kappe von Cheftrainer Edward Still. Er muss sich eingestehen, dass sein Spielplan nicht aufging, sogar falsch war, bedauert das GrenzEcho.
Kay Wagner