"Schwerster Anschlag seit Beginn der Drogengewalt – Ziel war Elternhaus eines Verdächtigen in großem Drogendossier", meldet Gazet van Antwerpen auf Seite eins. "Antwerpener Drogengewalt erreicht nun auch das Zentrum", stellt De Morgen in seinem Aufmacher fest. "Explosion: 20 Häuser in Antwerpen beschädigt", resümiert das GrenzEcho im Innenteil.
Antwerpen, Stadt der Explosionen – wer in der Stadt wohnt, wird morgens mit einem Knall geweckt. Und wer woanders wohnt, wird mit Nachrichten darüber wach, kommentiert De Morgen die schwere Explosion, die sich in der Nacht auf Sonntag in der Scheldestadt ereignet hat. Die Leidtragenden sind meist unschuldige Bürger, auch dieses Mal hat es kein Mitglied der Drogenmafia getroffen, sondern nur die Familie eines Verdächtigen. Dass es nicht immer bei Sachschaden bleibt, wissen wir spätestens seit dem Tod des elfjährigen Mädchens im Januar.
Und die Reaktionen aus der Politik? Innenministerin Verlinden will den eingeschlagenen Weg weitergehen. Eine seltsame Ansage, denn das würde ja implizieren, dass sich die Sachen zum Positiven entwickeln würden. Bürgermeister De Wever macht derweil das, was er immer tut: die Schuld bei anderen suchen. Er fand es nicht einmal nötig, sich in den Sozialen Medien zum neuen Terror zu äußern – was diversen Antwerpenern sauer aufgestoßen ist. Stattdessen arbeitete sich De Wever lieber an "Woke"-Zwischenfällen bei seinen grünen Erzfeinden ab. Das erweckt zumindest den Eindruck, dass er mal seine Prioritäten überdenken sollte, kritisiert De Morgen.
Drogengewalt: die Zukunft sieht düster aus
Im laufenden Jahr hat es in Antwerpen schon mehr als 30 gewalttätige Vorfälle gegeben, die mit dem Drogenmilieu in Verbindung gebracht werden, rekapituliert Gazet van Antwerpen. Und viele weitere werden folgen. Der Bürgermeister kann relativ wenig dagegen tun, die Föderalregierung steht hier eindeutig stärker in der Pflicht. Aber die jetzige Regierung kann auch nicht für das riesige Staatsdefizit und die chronische Unterfinanzierung der Sicherheitskräfte verantwortlich gemacht werden. Aber es greift ohnehin zu kurz, vor allem Politiker für die Drogengewalt verantwortlich zu machen, denn solange Drogen populär bleiben, wird das Problem weiterbestehen. Solange Dubai eine sichere Basis für die Drogenkriminellen bleibt und keine Köpfe der Mafia ausliefert, werden nur die kleinen Fische gefangen werden. Wir werden uns schon glücklich schätzen können, wenn es dieses Jahr bei nur einem unschuldigen Todesopfer bleibt, so die düstere Prognose von Gazet van Antwerpen.
Während unser Einkauf immer teurer wird, wird Kokain immer billiger, stellt Het Laatste Nieuws fest. Offenbar wird so viel produziert und ins Land geschafft, dass das Überangebot die Preise unter Druck setzt. In den letzten Jahren hat sich die Anzahl der Drogenkonsumenten in Flandern verdoppelt, wir reden schon längst nicht mehr von einem Randphänomen. Das Hauptproblem ist aber das ganze Ökosystem, das sich um den Schmuggel und Verkauf der Drogen entwickelt hat und das immer dreistere Vorgehen der Verbrecher. Der Krieg gegen die Drogen ist längst zu einem Stellungskrieg geworden, viel mehr als die Erhaltung des Status quo scheint kaum noch drin zu sein, meint resigniert Het Laatste Nieuws.
Terror und Politikverdruss
L'Avenir greift in seinem Leitartikel den Prozess um die Terroranschläge von Brüssel auf, denn ab heute Nachmittag sollen erstmals die Angeklagten vor Gericht befragt werden. Die Erwartungen sind hoch, denn die Hoffnung ist, dass die Angeklagten Licht in diverse bisher dunkle Bereiche bringen werden, etwa in puncto Logistik der Anschläge. Wir hoffen auch, mehr über die Beweggründe von Krayem und Abrini zu erfahren, die sich ja eigentlich in der Metro und am Flughafen in die Luft sprengen sollten. Einige der Angeklagten haben ohnehin nichts mehr zu verlieren, ihr Schicksal ist bereits im Terrorprozess von Paris besiegelt worden. Sie würden also wirklich zumindest ein bisschen Größe beweisen, wenn sie Opfern, Gericht und Gesellschaft einige Antworten geben würden, appelliert L'Avenir.
Le Soir befasst sich mit einem Ergebnis seines "Großen Barometers", das die Befunde vieler anderer Umfragen bestätigt: Das Vertrauen der Belgier in die Politik war noch nie so niedrig – sieben von zehn Belgiern vertrauen ihr nach eigener Aussage nicht mehr. Zu den Gefühlen befragt, die ihnen als erstes zu Politik in den Sinn kommen, antworten die meisten mit "Misstrauen", gefolgt von "Abscheu", "Überdruss" und "Angst". Sollte das ein Weckruf sein, ein Jahr vor den Föderal- und Regionalwahlen? Zweifelsohne. Ist es ein Zeichen, dass Entgleisungen wie im wallonischen, föderalen oder Europäischen Parlament nicht mehr toleriert werden? Ganz sicher. Ist es ein Aufruf, politische Gewohnheiten wie die ständigen Querelen zu ändern? Auch. Geschieht dies nicht, dann werden sich, so bestätigt es unsere Umfrage, sehr viele Belgier 2024 extremistischen und populistischen Parteien zuwenden, warnt Le Soir.
Ein schlechter Aprilscherz
La Dernière Heure schließlich beschäftigt sich mit den Aprilscherzen des Wochenendes: Den größten haben dieses Jahr die Vereinten Nationen geliefert. Denn seit Samstag, 1. April, hat Russland den Vorsitz des UN-Sicherheitsrats inne. Eine absolute Farce. Die wichtigste Mission der Vereinten Nationen lautet, internationalen Frieden und Sicherheit zu erhalten. Der Vorsitz ist nun aber in den Händen eines Aggressor-Landes, das nicht zögert, die Keule der nuklearen Apokalypse zu schwingen, um den Westen von einer direkten Intervention in der Ukraine abzuhalten. Was für ein schlechter Aprilscherz, giftet La Dernière Heure.
Boris Schmidt