"König Philippe auf symbolträchtiger Reise im Kongo", heißt es auf der Titelseite von La Libre Belgique. "Empfangen mit viel Tamtam", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Ein Besuch, um ein neues Kapitel aufzuschlagen", titelt Le Soir.
König Philippe hat gestern seinen mehrtägigen Besuch in der Demokratischen Republik Kongo begonnen, der ehemaligen Kolonie von Belgien. Dazu kommentiert La Dernière Heure: Diese Reise des Königs ist sehr symbolträchtig. Viel wird von ihm erwartet, nachdem er vor zwei Jahren in einem Brief an den kongolesischen Präsidenten Tshisekedi sein tiefes Bedauern über das Unrecht ausgedrückt hatte, das den Kongolesen unter belgischer Kolonialherrschaft angetan worden war. Einige erwarten, dass König Philippe in seiner heutigen Rede vor der kongolesischen Nationalversammlung noch einen Schritt weitergeht und sich in aller Form für das Unrecht entschuldigt. Verlangen kann man das vom König nicht. Aber es ist gut, den Blick auf die Vergangenheit zu richten und über alles zu reden, was damals passiert ist. Über das Schlechte und auch das Gute. Beides gehört zur Kolonialzeit dazu, findet La Dernière Heure.
Die Latte muss höher gelegt werden
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich mit dem Lehrermangel im flämischen Schulwesen. Die Chefs der beiden wichtigsten Dachverbände hatten Bildungsminister Ben Weyts scharf kritisiert, weil er viel zu wenig getan habe, um dem Lehrermangel etwas entgegenzusetzen. Het Laatste Nieuws kommentiert: Es ist einfach mit dem Finger auf andere zu zeigen. Dabei sollten die beiden Herren sich zunächst mal fragen, was sie selbst denn getan haben. Immerhin sind sie die Chefs der Schulen. Sie hätten selbst dafür sorgen können, dass sich etwas bessert. Schade ist auch, dass der gescholtene Minister so reagiert, wie er es getan hat. Er hat den Finger, mit dem auf ihn gezeigt wird, nicht in eine Hand verwandelt, die man ergreifen kann, um gemeinsam die Missstände zu beheben. Denn nur so wird es gehen. Die Latte muss wieder für alle höher gelegt werden, damit auch die Qualität des Unterrichts wieder besser wird, fordert Het Laatste Nieuws.
De Morgen argumentiert ähnlich: Das Problem des Lehrermangels ist seit mindestens zehn Jahren bekannt. Was haben die Chefs der beiden Dachverbände in dieser Zeit gemacht? Der eine war Kabinettschef eines ehemaligen Ministers, der andere ist bereits seit acht Jahren bei seinem Verband. Zeit genug, um selbst etwas gegen die missliche Lage zu tun. Für das heutige Elend im flämischen Schulwesen sind alle Beteiligten verantwortlich: Politiker, Verbände und Gewerkschaften. Nur wenn alle gemeinsam nach Lösungen suchen und dabei auch eigene Tabus brechen, kann es gelingen, etwas zu verbessern. Die Lage ist ernst genug dafür, mahnt De Morgen.
Geduld ist gefragt
Het Belang van Limburg schaut mit Sorge auf die Sommerferien und prophezeit: Wer in diesem Sommer in den Urlaub fliegen will, muss sehr wahrscheinlich viel Geduld mitbringen. Nicht nur am Flughafen von Zaventem drohen gleich mehrere Berufsgruppen mit Streiks – von den Piloten über die Gepäckabfertiger bis hin zur Polizei. Auch andere Flughäfen in der ganzen Welt kämpfen mit ähnlichen Problemen. Während der Covid-Pandemie wurde der Flugbetrieb drastisch eingeschränkt. Jetzt nimmt er wieder Fahrt auf. Die Beschäftigten im Flugsektor nehmen das zum Anlass, um für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Das ist verständlich. Denn vor Covid galt im Flugsektor die Devise: Je billiger, desto erfolgreicher. Wenn die Arbeitgeber daraus jetzt nicht die richtigen Lehren ziehen und etwas ändern, werden Flugreisen weiter von Streiks bedroht bleiben, glaubt Het Belang van Limburg.
La Libre Belgique berichtet: Das Europaparlament stimmt diese Woche über viele Maßnahmen ab, durch die das Leben in der EU CO2-ärmer werden soll. Viele Vorschläge sind fast schon revolutionär zu nennen. Zum Beispiel könnte das Ende von neuen Benzin- und Dieselautos schon 2030 kommen. Bürger könnten dazu verpflichtet werden, über eine Karte - zu vergleichen mit einer Kreditkarte - ihren CO2-Konsum nachzuweisen. Worauf die EU-Politiker auf jeden Fall achten sollten, ist, dass durch all diese Maßnahmen die Welt für alle Bürger besser wird und nicht nur für die reichsten Bürger, wünscht sich La Libre Belgique.
Ein Stecker für alles
Ebenfalls zur EU notiert Het Nieuwsblad: Fast hat es keiner mitbekommen, was die EU gestern so tolles beschlossen hat. Ab 2024 soll es nur noch einen einzigen Ladestecker für alle elektrischen Geräte geben. Schluss mit dem leidigen Kabelsalat für Smartphone, Tablett und Co. Ein Stecker für alle, egal von welcher Marke. Das ist eine gute Nachricht für alle Europäer, freut sich Het Nieuwsblad.
De Standaard schreibt zum britischen Premier Boris Johnson: Nach dem knapp gewonnenen Misstrauensvotum tat Johnson gestern so, als sei nichts gewesen. Dabei ist es nur eine Frage der Zeit, wann er nicht mehr Premierminister sein wird. Der Druck in seiner eigenen Partei ist zu groß. Je früher Johnson gehen würde, desto besser wäre das für die britischen Bürger, meint De Standaard.
Kay Wagner