"Coronavirus: Erste Fälle bestätigt in Europa", titelt Le Soir. "Tödlicher Virus erreicht Paris", so der Aufmacher bei Het Nieuwsblad. "Das Coronavirus ist vor unserer Haustür", bemerkt La Dernière Heure auf Seite eins.
Das in China ausgebrochene Coronavirus ist jetzt auch erstmals in Europa nachgewiesen worden. Die Zeitungen berichten von drei Fällen aus Frankreich.
In seinem Leitartikel warnt Het Laatste Nieuws allerdings vor Panik und führt aus: Natürlich ist es beeindruckend, wenn man sieht, welche Maßnahmen China gerade ergreift, um das Virus zu bekämpfen. Ein ganzes Großstadtgebiet mit rund 40 Millionen Menschen wird von der Außenwelt abgeriegelt, in zehn Tagen soll ein Krankenhaus gebaut werden mit 1.000 Betten. Doch ist dieser Aktivismus gerechtfertigt? Bislang noch nicht. Wie bei vielen anderen Viren auch sind die Opfer bislang sowieso schon körperlich geschwächte Menschen. Andere Gefahren des normalen Lebens fordern viel mehr Todesopfer. In China zum Beispiel Grubenunglücke oder die ganz normale Grippe. Daher ist es zu begrüßen, dass die Weltgesundheitsorganisation bislang besonnen reagiert. Was übrigens auch für Belgien gilt, freut sich Het Laatste Nieuws.
Demonstration der Macht
De Standaard ist der gleichen Meinung und stellt ebenfalls fest: Die chinesische Regierung setzt jetzt fast schon in übertriebenem Maße alles in Bewegung, um die Ausbreitung des Virus, koste es was es wolle, zu verhindern. Natürlich ist das auch eine Demonstration der Macht. Der Welt soll gezeigt werden, wozu China in der Lage ist. Ein riesiges Krankenhaus in zehn Tagen zu bauen - wo hat es das schon gegeben? Diese Bemühungen muss man als späte Reaktion auf die Kritik sehen, die China 2003 beim Ausbruch des SARS-Virus über sich ergehen lassen musste. Weltweit hatte es da Kritik gehagelt, weil China angeblich zu lax mit der Gefahr umgegangen war. Wenn es jetzt besser läuft, ist das auch ein positiver Effekt der Globalisierung, analysiert De Standaard.
L'Avenir beschäftigt sich allgemein mit China und kommt zu dem Ergebnis: Wir Europäer kennen China eigentlich nicht gut. Viel ist über das Leben in China bei uns nicht bekannt. Dabei ist China mittlerweile ein Gigant in der Welt geworden. Mit hegemonialen Bestrebungen, mit massiven Investitionen in Afrika, Asien und auch in Europa. Für die Europäische Union heißt das, dass sie noch enger zusammenhalten muss. Jedes einzelne europäische Land allein, auch die wirtschaftlich stärksten, können nicht bestehen gegen diese wirtschaftliche Übermacht aus Fernost. So kurz vor dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union ist es gut, daran nochmal zu erinnern, weiß L'Avenir.
Alles andere als ein Fest
Apropos Brexit: Gazet van Antwerpen bemerkt: Nächsten Freitag ist es soweit. Dann am Ende des Monats wird Großbritannien die EU verlassen. Premierminister Boris Johnson hat alles dafür getan, um diesen Tag zu einem Fest werden zu lassen. Er hat eine Lichtshow bestellt, eine Uhr soll an seiner Amtswohnung den Countdown runterzählen, eine eigene Brexit-Münze im Wert von 50 Pence soll erscheinen. Dabei steht es außer Frage, dass der Brexit alles andere als ein Fest ist. Alle Prognosen sagen voraus, dass es sowohl in Europa, aber vor allem in Großbritannien fast nur Verlierer geben wird. Erst mit der Zeit werden die Briten merken, was für viele Vorteile die EU ihnen eigentlich gebracht hat, glaubt Gazet van Antwerpen.
Le Soir beschäftigt sich mit Nethys und führt aus: 20 Millionen Euro hat die Enodia-Tochter Nethys in fünf Jahren an die Beraterfirma McKinsey überwiesen. Bei allen Geschäften, die Nethys abwickelte, wurde der Rat von McKinsey eingekauft. Auch bei den dubiosen Geschäften, die von der wallonischen Regierung rückgängig gemacht worden sind. Das wirft Fragen auf. Zum Beispiel, ob McKinsey wirklich gut beraten oder einfach nur seinen Namen hergegeben hat, um Geschäfte seriös aussehen zu lassen. Jetzt will sogar die neue Vorsitzende des Enodia-Verwaltungsrats Antworten auf diese Fragen. Doch bislang schweigt McKinsey zu allem. Ein Schweigen, das Bände spricht, vermutet Le Soir.
Kompromissbereitschaft ist unabdingbar
L'Echo schaut auf die sozialistische Gewerkschaft FGTB und beobachtet: Die marxistische PTB gewinnt immer mehr Einfluss bei der FGTB. Für die Gewerkschaft ist das keine gute Entwicklung. Sie ist ein fest etablierter Partner bei Sozialverhandlungen. Für solche Verhandlungen braucht man die Bereitschaft, Kompromisse einzugehen. So eine Bereitschaft hat die PTB aber nicht. Das haben die politischen Verhandlungen im vergangenen Sommer gezeigt, bei denen es um eine eventuelle Beteiligung der PTB an einer wallonischen Regierung ging. Die FGTB täte gut daran, dem wachsenden Einfluss der PTB entgegenzusteuern, rät die Wirtschaftszeitung L'Echo.
De Morgen schreibt zur Situation bei der VRT: "Die Effektivität im Direktionsrat muss man suchen". Das sagte kein anderer als Paul Lembrechts, der gerade als VRT-Geschäftsführer von der flämischen Regierung abgesetzt worden ist. Es ist fast schon ironisch, dass gerade Lembrechts das sagt. Denn er selbst hat doch mit seinen Bemühungen, Peter Claes aus dem Direktionsrat zu drängen, selbst anderthalb Monate dafür gesorgt, dass Effektivität an der Spitze der VRT nicht möglich war. Jetzt muss der Interims-Geschäftsführer Leo Hellemans dafür sorgen, dass diese Effektivität wieder Einzug hält bei der VRT. Das ist sicher nicht einfach, nachdem so viel böses Blut geflossen ist, so De Morgen.
Kay Wagner