"Enttäuschende Ergebnisse drängen Postchef zur Aufgabe seines Amtes", notiert La Libre Belgique auf Seite eins. "Suche nach Nachfolger des Postchefs ist eröffnet", heißt es im Aufmacher von L'Echo. "Wer will Bpost von Van Gerven übernehmen?", fragt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Der angekündigte Rückzug von Bpost-Chef Koen Van Gerven im Februar beschäftigt die Zeitungen auch in ihren Leitartikeln. Le Soir schreibt: Das ist keine Überraschung. Die Bilanz von Van Gerven ist nun wahrlich nicht gut. Der Aktienkurs ist eingebrochen - von 28 Euro im Februar 2018 auf acht bis neun Euro heute. Gerade viele kleine Anleger hatten auf Bpost-Aktien als sicheren Wert gesetzt. Sie alle wurden enttäuscht.
Der Kauf des amerikanischen Unternehmens Radial war eine Katastrophe. Statt den Wachstum von Bpost zu fördern, hemmt Radial bis heute die Entwicklung. Bpost ist ein kompliziertes Unternehmen. Die große Frage wird sein, wer sich bereit dazu erklärt, die Nachfolge von Van Gerven zu übernehmen, so Le Soir.
Fast PostNL übernommen
Positiver kommentiert L'Echo zu Van Gerven: Einbruch der Aktie, unglücklicher Zukauf in den USA, streikende Mitarbeiter - man könnte es bei dieser negativen Bilanz belassen. Doch zu schnell wird vergessen, dass es Van Gerven war, der Bpost fast zum führenden Postunternehmen im Beneluxraum gemacht hätte. Die Transformation in die neue Zeit des E-Commerce hat er gut geschafft und war sogar in der Lage, mehrfach ein Übernahmeangebot an die niederländische PostNL zu stellen. Gescheitert ist es an der niederländischen Politik. Die Börse zeigt in letzter Zeit wieder mehr Vertrauen gegenüber Bpost. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Langzeit-Kurs von Van Gerven stimmt. Die Latte für seinen Nachfolger hängt doch ziemlich hoch, urteilt L'Echo.
Het Laatste Nieuws berichtet: Viel wird schon jetzt spekuliert darüber, ob man wirklich ein Top-Mann oder eine Top-Frau als neuen Chef von Bpost finden kann. Denn das Gehalt des Bpost-Chefs ist ja begrenzt. 600.000 Euro brutto im Jahr plus einige Zulagen ist für die Branche eigentlich zu wenig. Leicht kann man das Doppelte und oft noch mehr verdienen. Doch Geld ist nicht alles. Umfragen unter Unternehmensbossen haben ergeben, dass es für sie auch wichtig ist, das Gefühl zu haben, weitgehend frei entscheiden zu können. Halt tatsächlich der Boss zu sein. Das ist bei Bpost aber anders. Vor allem der Staat mischt hier immer noch mit. Auch die Gewerkschaften sind sehr stark. Diese beschränkte Freiheit könnte ein größeres Hindernis als das Gehalt sein, einen guten Nachfolger zu finden, überlegt Het Laatste Nieuws.
Di Rupo muss jetzt Verantwortung übernehmen
Zur Regierungsbildung in der Wallonie meint L'Avenir: Ziemlich lange dauert das jetzt schon. Doch obwohl seit schon mehreren Wochen nur noch die Möglichkeit PS, MR und Ecolo durchgespielt wird, bleibt es schwierig. Denn für so eine Koalition müssen ganz unterschiedliche politische Vorstellungen unter einen Hut gebracht werden. Die drei Parteien spiegeln das ganze Spektrum von rechts nach links wider. Trotzdem müssen jetzt mal Nägeln mit Köpfen gemacht werden. Die Sommerpause geht zu Ende. Die Menschen in der Wallonie warten darauf, dass die Politik wieder gestaltet. Es ist die Aufgabe von Informator Elio Di Rupo, jetzt Verantwortung zu übernehmen und die ganze Sache zu beschleunigen, erinnert L'Avenir.
Het Belang van Limburg schaut nach Flandern und bemerkt: Am Montag haben bei den Koalitionsverhandlungen die 15 Arbeitsgruppen erstmals getagt. Interessant dabei war zu sehen, dass Theo Francken bei der Arbeitsgruppe Bildung mitmacht. Das heißt zwar noch gar nichts, öffnet aber Raum für Spekulationen. Denn wenn Francken zum Beispiel flämischer Bildungsminister würde, könnte das auf föderaler Ebene eine Tür für die PS öffnen. Noch am Wochenende hatte die PS-Politikerin Laurette Onkelinx gesagt: Die N-VA an sich ist nicht das rote Tuch für die PS. Die Positionen à la Francken sind es jedoch sehr wohl. Es könnte diese Haltung der PS sein, die Francken einen Ministerposten auf föderaler Ebene kostet, orakelt Het Belang van Limburg.
Die Uhr tickt
Het Nieuwsblad meint zur föderalen Regierungsbildung: Die Uhr tickt. Langsam muss es mal etwas werden mit einer neuen Regierung. Denn von Belgien werden Entscheidungen erwartet. Nächste Woche will die EU-Kommission den Namen des neuen EU-Kommissars aus Belgien kennen. Im Oktober will die Kommission den Haushalt durchleuchten. Ende Oktober kommt der Brexit und die Weltwirtschaft verschlechtert sich sowieso schon. Es ist nur zu hoffen, dass sich der Schaden für unser Land in Grenzen hält, so Het Nieuwsblad.
Der neue EU-Kommissar aus Belgien sollte - aufgrund der Arithmetik und im Vergleich zu den vergangenen Jahren - eine französischsprachige Frau aus einer Regierungspartei sein, erklärt Gazet van Antwerpen. Aber das wird ganz schwierig. Und die Zeit drängt. Immerhin hat Charles Michel angekündigt, die Sache jetzt anzugehen. Ein guter Rat wäre, diesmal die Ernennung eines Kommissarskandidaten nicht an die belgische Innenpolitik zu koppeln. Die ist gerade jetzt schon kompliziert genug. Der beste Kandidat sollte der sein, der Belgien am besten nach außen repräsentiert, findet Gazet van Antwerpen.
Kay Wagner