"Donald Trump hat nordkoreanischen Boden betreten", titelt La Libre Belgique. "Ein historisches Treffen", notiert De Morgen auf Seite eins. "Trump und Kim Jong Un, ein oberflächliches Treffen", meint Le Soir.
Donald Trump hat am Sonntag als erster Präsident der USA Nordkorea betreten. Zwar ging er nur wenige Schritte auf nordkoreanischem Boden. Doch als historisches Ereignis sorgte die Geste zusammen mit dem nordkoreanischem Staatsführer Kim Jong Un weltweit für Aufsehen.
Dazu kommentiert La Libre Belgique: Zwei Dinge sind festzustellen. Erstens: Es ist nicht auszuschließen, dass Kim Jong Un Trump nur zum Narren hält. Der Nordkoreaner hat verstanden, dass der Amerikaner eitel ist. Er bietet ihm die Show, die er möchte, ohne allerdings beim wirklich wichtigen Thema, nämlich der Aufgabe des Atomwaffenprogramms, nachzugeben. Zweitens: Das Treffen unterstreicht, wie gut sich Trump mit Diktatoren versteht. Das war auch auf dem G20-Gipfel kurz vor dem Treffen am Sonntag zu sehen. Dort scherzte Trump mit Wladimir Putin herum und mit dem saudischen Erbprinzen. Das ist schrecklich, wenn man bedenkt, dass die USA sich doch gerne als Beschützer der freien Welt sieht, beklagt La Libre Belgique.
Trump kann mit Diktatoren
Ähnlich notiert Het Belang van Limburg: Man kann von dem Treffen amSonntag halten, was man will: Es bleibt historisch. Es ist außerdem äußerst unkonventionell zustande gekommen. Nämlich alles soll über Twitter eingefädelt worden sein. Das zeigt mal wieder, dass Trump neue Wege geht. Auch, wenn sie nicht überall auf Zustimmung stoßen. Bei Angela Merkel und anderen Vertretern liberal-demokratischer Werte sorgt es für saure Mienen, dass Trump sich so gut mit den Kims, Putins und Bolsonaros dieser Welt versteht, betont Het Belang van Limburg.
Le Soir beschäftigt sich in seinem Leitartikel mit den Flüchtlingen vor der italienischen Insel Lampedusa. Das Schiff einer deutschen Nichtregierungsorganisation hatte am Samstag gegen den Willen der italienischen Regierung den Hafen angelaufen. "Hut ab vor der mutigen Kapitänin, der 31-jährigen Carola Rackete", schreibt Le Soir. Das Schicksal der Flüchtlinge war fast schon vom Radar der europäischen Spitzenpolitiker verschwunden, die gerade in Brüssel nichts Besseres zu tun haben, als um die europäischen Top-Jobs zu feilschen. Jetzt ist das immer noch ungelöste Problem der EU wieder ein Topthema. Dass die junge Deutsche sich den Drohungen der italienischen Regierung widersetzt hat, ist ihr hoch anzurechnen. Zumal sie nur ein jahrhundertelanges Seerecht angewandt hat: nämlich denjenigen zu helfen, die in Seenot sind, würdigt Le Soir.
Hut ab vor der Kapitänin
Auch L'Avenir hält fest: Die Vorfälle vor Lampedusa erinnern die Europapolitiker daran, dass bei der Flüchtlingsfrage noch nichts gelöst ist. Es geht darum, zu klären, wie es mit der Solidarität der EU-Mitgliedstaaten untereinander aussieht. Und wie allgemein das Thema Flüchtlinge weiter behandelt werden soll. Diese Themen sind unangenehm für die Politiker, weil sie zu unpopulären Maßnahmen zwingen. Doch diese Themen einfach totzuschweigen, ist auch keine Lösung, erinnert L'Avenir.
Zu den Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung in Belgien rät Het Laatste Nieuws: In der aktuellen, verzwickten Lage wäre es gut, die Dinge einfach zu gestalten. Und das Naheliegende zu tun: nämlich Regierungen dort zu bilden, wo es möglich ist. In Flandern hat die bisherige Regionalregierung immer noch eine Mehrheit. Auch in der Wallonie ist eine Regierung ohne Rechenspiele möglich. Diese Regierungen sollte man bilden und dadurch Vertrauen schaffen. Das würde dem Land erstmal Sicherheit geben. Das wäre zumindest besser als Neuwahlen. Denn Neuwahlen könnten die Situation noch schwieriger machen, warnt Het Laatste Nieuws.
Auch Werchter war mal klein
Zur Regierungssuche in Flandern notiert Het Nieuwsblad: Diese Woche soll jetzt endlich Klarheit bringen. Informator Bart De Wever will seine vorläufigen Ergebnisse präsentieren. Dreimal hat er sich mittlerweile mit dem Vlaams Belang ausgetauscht. "Um den Willen der Wähler zu respektieren", wie es immer heißt. Dabei wurde bislang vergessen, dass 82 Prozent der Wähler nicht für den Vlaams Belang gestimmt haben. Wie ist De Wever mit diesem Wählerwillen umgegangen? Auch Groen kann sich ja durchaus als Wahlsieger sehen. Doch mit Groen hat sich De Wever längst nicht so intensiv auseinandergesetzt wie mit dem Vlaams Belang, bedauert Het Nieuwsblad.
De Morgen kommt auf die Absage des neuen Hiphop-Festival Vestiville in Lommel zurück und kommentiert: Die Entscheidung, das Festival abzusagen war sicherlich richtig. Ob die Festival- Organisatoren wirklich Betrüger sind, muss jetzt geklärt werden. Falsch wäre es jedoch, aufgrund dieser Erfahrung die Vorschriften für neue Festivals zu erhöhen. Nur weil einmal bei einem neuen Festival etwas schiefgelaufen ist, muss man jetzt nicht alle neuen Festivals unter Generalverdacht stellen. Dass Belgien einen weltweiten Ruf für seine tollen Festivals genießt ist auch dem Umstand zu verdanken, dass man neuen Festivals immer eine Chance gegeben hat. Das zu ändern, wäre fatal. Auch Rock Werchter hat einmal klein angefangen, erinnert De Morgen.
Kay Wagner