"Historisch", jubelt L'Avenir auf Seite eins. "Goldene Nina", freut sich Gazet van Antwerpen. Und Het Belang van Limburg titelt: "Die Beste in der Welt: Nina bringt Gold nach Sint Truiden".
Die überraschende Goldmedaille für Nina Derwael am Stufenbarren bei der Turnweltmeisterschaft in Doha sorgt heute für große Begeisterung. Es ist die erste Goldmedaille für Belgien in der 115-jährigen Geschichte der Turnweltmeisterschaft. Ihre Leitartikel widmen die Zeitungen allerdings anderen Themen.
Het Nieuwsblad beschäftigt sich mit dem designierten neuen Verteidigungsminister Sander Loones von der N-VA und führt aus: Die Wahl von Loones als Nachfolger von Steven Vandeput, der jetzt Bürgermeister von Hasselt wird, ist vor allem strategisch zu sehen: Loones ist Parteivize, ein enger Vertrauter von Bart De Wever, ein kluger Kopf. Der breiten Öffentlichkeit ist er allerdings kaum bekannt. Das wird sich jetzt ändern. Als Minister wird er sichtbar. Er wird quasi das N-VA-Gesicht in Westflandern, wo Loones herkommt. Davon erhofft sich die Partei Stimmen bei den nächsten Wahlen. Denn bei den Gemeinderatswahlen hat die N-VA besonders dort gut abgeschnitten, wo ein Föderalminister angetreten war. Unter diesem Gesichtspunkt macht es auch kaum etwas aus, dass Loones kein Experte für Verteidigungspolitik ist, analysiert Het Nieuwsblad.
Het Belang van Limburg bewertet die Ernennung von Loones ähnlich und erklärt: Diese Entscheidung beruht auf taktischen Erwägungen. Erstens ist Loones ein Vertrauter von Parteichef Bart De Wever. Zweitens bekommt Westflandern jetzt "seinen" N-VA-Föderalminister. Und drittens kann Theo Francken Staatssekretär für Asyl und Migration bleiben. Der populäre Francken war ja auch als Nachfolger von Vandeput im Gespräch. Doch jetzt kann Francken in seinem "Kerngeschäft" bleiben. Dort, wo er bei so vielen Wählern Punkte sammelt für die Partei, erklärt Het Belang van Limburg.
Sagen und Tun sind zweierlei
L'Echo kommt auf die Ernennung von Steven Vanackere zum Mitglied des Direktionsrats der Nationalbank zurück und schreibt: Damit bekommt die Nationalbank jetzt wieder einen rein männlich besetzten Direktionsrat. Das ist symptomatisch für die Nationalbank, deren Motto sein könnte: "Macht was ich sage, aber tut nicht, was ich tue". Denn nach außen vertritt die Nationalbank ganz andere Dinge, als sie selbst praktiziert. Ein Drittel Frauen im Direktionsrat? Die Nationalbank hat jetzt nur Männer. Bescheidenere Gehälter für Spitzenmanager? Im Direktionsrat verdienen alle mehr als der Premierminister. Längere Lebensarbeitszeit und keine vorzeitige Entlassung älterer Mitarbeiter? Die Nationalbank schickt gerne ältere Mitarbeiter in den Ruhestand - bei vollem Gehalt versteht sich, kritisiert L'Echo.
Het Laatste Nieuws findet: Dass Parteien immer noch bestimmen dürfen, wer in Aufsichtsräte von öffentlichen Unternehmen kommt, ist noch okay. Aber dass auch das operative Geschäft von ernannten Politikern geführt wird, das ist anachronistisch. Die Diskussion, die jetzt um die Personalie Vanackere geführt wird, sollte auch diesen Aspekt berücksichtigen, fordert Het Laatste Nieuws.
Gazet van Antwerpen meint: Die falsche Konsequenz wäre, jetzt eine Frauenquote bei der Nationalbank einzuführen. Denn dann würde rein das Geschlecht entscheiden, und nicht die Qualifikation. Vielmehr sollte sich die Ernennungsprozedur ändern. Die Stelle sollte öffentlich ausgeschrieben werden. Eine paritätisch besetzte Auswahlkommission sollte dann den besten Kandidaten auswählen. Und wenn schon weiter die Politik die Ernennungen beeinflusst, dann sollte am Ende besser die ganze Regierung entscheiden, als nur - wie jetzt - eine Partei, wünscht sich Gazet van Antwerpen.
Vorgeschmack auf die Regionalwahlen
La Libre Belgique schreibt zu den gescheiterten Koalitionsverhandlungen zwischen PS und PTB in vielen Gemeinden: Die PS war mit dem Ziel in die Wahlen gegangen, fortschrittliche Bündnisse einzugehen. Nachdem es mit der PTB nicht klappt, hat die PS auffallend schnell an vielen Orten die MR als ihren Partner gewählt. Was sagt uns das? Zwei mögliche Dinge: Entweder die PS findet die MR fortschrittlich - was im Gegensatz steht zu dem, wie sich die Partei sonst zur MR äußert. Oder: Die PS ist machthungrig und wirft dafür auch ihre Prinzipien über Bord. Das bietet vielleicht schon einen Vorgeschmack auf das, was nach den Regionalwahlen im kommenden Jahr passieren wird, orakelt La Libre Belgique.
Neue Einblicke in den Fußball-Dschungel
Sowohl Le Soir als auch De Standaard beginnen heute ihre Berichterstattung zu den sogenannten "Football Leaks". Journalisten aus verschiedenen europäischen Ländern haben dafür monatelang hinter den Kulissen von FIFA und UEFA recherchiert.
Le Soir kommentiert: 2016 gab es die erste Version der "Football Leaks". Damals ging es um den Transfermarkt, Spielerverträge und Steuerhinterziehung. Infolgedessen wurde unter anderem Weltfußballer Cristiano Ronaldo in Spanien zu einer Strafe von knapp 17 Millionen Euro verurteilt. Diesmal geht es um die Finanzgeschäfte bei FIFA und UEFA und ihre Kontrolle. Es ist der Blick in einen Dschungel, in dem letztlich keine Regeln gelten, die eigenen Vorschriften umgangen werden und in dem sich alles um Geld und Macht dreht. In den kommenden Wochen werden wir weiter darüber berichten - immer mit den entsprechenden Beweisen, kündigt Le Soir an.
Kay Wagner