"RTL-Star Stéphane Pauwels im Visier der Justiz und vom Dienst suspendiert", titeln La Libre Belgique, L'Avenir und auch Le Soir. Die Meldung ist im frankophonen Landesteil wie eine Bombe eingeschlagen. Stéphane Pauwels ist dort nämlich ein bekanntes Fernsehgesicht. Erst bei der RTBF, dann bei RTL-TVI. Bei dem Privatsender beschränkt sich Pauwels längst nicht mehr nur auf Auftritte in Sportsendungen, sondern moderiert seit einigen Jahren auch mehrere Magazinformate. Am Dienstagnachmittag wurde er in Mons verhaftet. Ihm wird schwerer Hausfriedensbruch, beziehungsweise bewaffneter Raubüberfall vorgeworfen. Zwar wurde er gestern nach einer Nacht im Gefängnis unter Auflagen wieder auf freien Fuß gesetzt, es wurde aber offiziell ein Ermittlungsverfahren gegen den 50-Jährigen eingeleitet. Sein Arbeitgeber, RTL Belgien, hat seinen Star bis auf Weiteres suspendiert. "Das ist eine Katastrophe für RTL", bemerkt unter anderem La Libre Belgique. Eigentlich hatte der Privatsender mehr denn je auf Stéphane Pauwels setzen wollen; neben seinen diversen Fernsehformaten sollte er etwa auch in der neuen Saison eine tägliche Radiosendung übernehmen.
La Dernière Heure glaubt die Hintergründe zu kennen: "Exklusiv:", schreibt das Blatt auf seiner Titelseite, "die Opfer erzählen alles". Demnach war es wohl so, dass Stéphane Pauwels dem Ex-Liebhaber seiner damaligen Freundin eine "Lektion" erteilen wollte. Er habe also eine Bande von Einbrechern auf den Mann angesetzt. Der war aber zum Tatzeitpunkt im März 2017 nicht zuhause. Ein Bekannter, der sich zufällig in dessen Wohnung befand, wurde von den Angreifern brutal verprügelt. Die Zeitung spricht von einer "Strafexpedition".
Klar, für Stéphane Pauwels gilt bis auf Weiteres die Unschuldsvermutung, bemerkt La Dernière Heure in ihrem Leitartikel. Sein Image dürfte aber schon jetzt einen tiefen Kratzer bekommen haben. In Belgien gehen wir vielleicht noch verständnisvoll mit Sündern um. In Frankreich allerdings, wo Stéphane Pauwels inzwischen auch Karriere machte, ist man nicht so gnädig. Für den Selbstdarsteller Pauwels steht also viel auf dem Spiel.
Eine Familientragödie und Algorithmen gegen Kriminelle
In Flandern sorgt derweil ein Familiendrama für Bestürzung: "Drei Kinder erstickt, während der Vater schlief", berichtet Het Nieuwsblad. Eine 30-jährige Krankenschwester hat im westflämischen Varsenare ihre Kinder getötet. Die Kinder waren vier und zwei Jahre, beziehungsweise drei Monate alt. "Abends gingen sie noch Hand in Hand über die Straße, in der Nacht hat sie ihre drei Kinder erstickt", schildert die Zeitung die Ereignisse. Der Vater lag schlafend im Bett und hat von alldem nichts mitbekommen. Warum die Mutter das getan hat, ist noch völlig unklar. "Die angeblich 'überglückliche' Mutter tötet ihre drei Kinder", notiert etwa Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite.
Bemerkenswerte Schlagzeile auf Seite eins von L'Echo und De Tijd: "Die Polizei will Straftaten mittels Algorithmen vorhersagen", schreiben beide Blätter. Demnach soll ein Computerprogramm angeschafft werden, das es offensichtlich erlaubt, Kriminalität vorherzusagen; zum Beispiel kann dadurch besser abgeschätzt werden, in welchen Gegenden sich verstärkt Einbrüche ereignen werden. In den Niederlanden ist das System schon im Einsatz. Kritiker plädieren aber dafür, dass eine solche Technologie erst einen Rechtsrahmen bekommen müsse. "Das Parlament wird klare Regeln definieren müssen", fordert etwa der OpenVLD-Senator Jean-Jacques De Gucht.
Sauberere oder doch nur heiße Luft?
"Gent atmet auf", schreibt derweil in Blockbuchstaben De Morgen auf seiner Titelseite. Die Stadt hatte einen ehrgeizigen Mobilitätsplan eingeführt: Weite Teile des Zentrums sind autofrei. Jetzt wurde eine erste Bilanz gezogen: Demnach hat sich die Luftqualität deutlich verbessert.
"Es geht doch!", lobt die Zeitung in ihrem Leitartikel. Der Mobilitätsplan der Genter Stadtväter war durchaus gewagt. Zwar ist nicht alles perfekt, Groen und die SP.A haben sich aber für die Lebensqualität und für die Verkehrssicherheit entschieden. Und dabei waren sie konsequent – so konsequent, dass sich endlich auch einmal die Unterschiede zwischen ihnen und anderen Parteien gezeigt haben. Das ist das größte Verdienst dieser Initiative. Die Parteien sind eben nicht alle gleich.
Einige relativieren die Ergebnisse: Der unter anderem für Mobilität zuständige Antwerpener N-VA-Schöffe Koen Kennis etwa behauptet, dass seine Stadt ähnliche Resultate erzielt habe – und das nicht über eine so restriktive Maßnahme, sondern schlichtweg durch die Einführung einer Umweltzone. Die Zeitungen sind sich einig, dass es hier um eine ideologische Auseinandersetzung geht zwischen der Antwerpener N-VA und den Grünen, die in Gent mitregieren. De Morgen bringt es auf den Punkt: "Sauberere Luft sagt der eine, heiße Luft sagt der andere".
So verschieden sind Gent und Antwerpen aber dann doch wieder nicht, glauben gleichermaßen De Standaard und Het Laatste Nieuws. Nur die Herangehensweisen unterscheiden sich. Was man festhalten muss, das ist, dass inzwischen keine Partei mehr davon ausgeht, dass sich in der Mobilitätspolitik nichts verändern muss und dass alles so bleiben kann wie bisher.
Die Parallelen zu den 1930ern sind unübersehbar
Einige Blätter beschäftigen sich schließlich noch mit dem wachsenden Rassismus in Europa. Anlässe sind unter anderem die jüngsten Ereignisse in Chemnitz oder auch das Treffen zwischen dem italienischen Innenminister Matteo Salvini und dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.
Diese beiden wollen im Vorfeld der anstehenden Europawahlen ihre Kräfte bündeln, notiert Het Belang van Limburg. Bald werden wir alle uns also entscheiden müssen, ob wir ein Europa wollen, in dem eine Partei wie die rechtsextreme Lega bestimmt, wie wir mit den Flüchtlingen umgehen. L'Avenir warnt angesichts der jüngsten Ereignisse ebenfalls davor, dass sich rechtsradikale Ideen mehr denn je in Europa ausbreiten.
"Die Parallelen mit den 1930er-Jahren sind inzwischen unübersehbar", warnt etwa Le Soir in seinem Leitartikel. Und besonders schockierend ist das in Europa im Licht der Tragödien, die den Kontinent im 20. Jahrhundert erschüttert haben. Das sind die Worte des UN-Hochkommissars für Menschenrechte, bemerkt Le Soir, der jetzt noch einmal eindrucksvoll den Finger in die Wunde gelegt hat.
Roger Pint