Ypern – das ist einfach das wichtigste Wochenende des Jahres für Thierry Neuville und für Beifahrer Martijn Wydaeghe. "Das Highlight für uns, ganz klar – zurück in Belgien, vor den Fans, vor der Familie", sagt Thierry Neuville.
Aber einfach wird es nicht. "Es ist eine besondere Asphaltrallye: sehr spezifische Wertungsprüfungen, viele Abzweigungen, ganz schnelle Streckenabschnitte, tiefe und große Cuts, generell ist es eine schnelle Rallye. Und wenn das Wetter dann auch noch ein bisschen wechselhaft wird, kann es sehr spannend werden."
"Jede WM-Rallye ist wichtig. Aber natürlich fühlt sich die Heimrallye besonders an", sagt auch Martijn Wydaeghe. Wieso? "Es ist eine Kombination aus Streckenkenntnis, die natürlich ein Vorteil ist, und der Unterstützung von Familie und Freunden. Die können nicht zu jeder WM-Rallye kommen. Hier sind natürlich mehr Fans da als in Neuseeland. Für uns ist das sehr schön."
Die Saison 2022 ist für die beiden bisher kein Erfolg. Der Rückstand auf WM-Spitzenreiter Kalle Rovanperä ist riesig. Der Weltmeistertitel ist so gut wie weg, Neuville hat ihn eigentlich schon abgehakt. "Ja gut, die Chancen bestehen noch, aber sie sind relativ gering. Da müssten wir schon einen großen Schritt nach vorne machen, was das Fahrzeug angeht, aber auch hoffen, dass die nächsten Rallyes dann gut verlaufen."
"Es kommen noch einige schwierige Events, aber auch einige gute Events wie zum Beispiel die Asphalt-Rallyes in Spanien, Japan und eben auch hier in Ypern, da haben wir generell gute Karten. Griechenland ist sicherlich ein schwierigeres Event. Und wir haben gesehen, dass die Standfestigkeit des Fahrzeugs zu Beginn der Saison nicht so gut war, und dass wir dadurch leider schon viele Punkte verloren haben."
Das Problem: Während der Saison dürfen die Teams die Fahrzeuge nicht einfach so weiterentwickeln, das ist alles streng reglementiert. Mit großen Sprüngen ist da nicht zu rechnen. Aber die Hyundai-Mannschaft tut, was sie kann, sagt Neuville. "Das Team arbeitet dran. Aber es ist halt schwierig, in der Saison große Fortschritte zu machen. Und der Rückstand, den wir zu Beginn der Saison hatten, ist nur schwer aufzuholen."
"Trotzdem hatten wir zwei Podiums, und Hyundai hatte auch zwei Siege mit Ott Tänak in Sardinien und Finnland. Also zeigt es doch, dass es langsam vorwärts geht. Was Martijn und mich angeht, war das Glück auch nicht immer mit uns. Des Öfteren sind wir im Kampf um einen Podiumsplatz oder sogar den Sieg durch technischen Schaden ausgefallen. Und das hat unsere Saison dann so ein bisschen über Bord geworfen."
"Jeder zählt auf uns"
Was die Saison jetzt retten oder zumindest ein bisschen besser machen kann, wäre der Sieg bei der Heimrallye. Und da Neuville und Wydaeghe hier letztes Jahr gewonnen haben, sind sie natürlich die Top-Favoriten. "Die Favoritenrolle ist eine angenehme Rolle, wenn man weiß, dass jeder auf uns zählt. Auch das Team zählt auf uns dieses Wochenende."
"Aber die Karten sind wieder neu gemischt - neues Jahr, neue Fahrzeuge und die anderen haben bereits etwas mehr Erfahrung hier. Für die meisten war Ypern letztes Jahr relativ neu. Ich denke, dadurch können wir uns diesmal auf interessante und spannende Kämpfe freuen. Und hoffentlich haben wir dann am Ende die Oberhand."
Für Martijn Wydaeghe, der seit letztem Jahr Neuvilles Beifahrer ist, war Ypern 2021 der allererste WM-Sieg. "Wenn ich daran zurückdenke, bekomme ich sofort Gänsehaut. Ich hoffe, dass wir das wieder schaffen und zwei Mal hier in der Siegerliste stehen. Das ist auf jeden Fall unser Ziel."
Bestzeit im Shakedown
Den besten Start haben Neuville und Wydaeghe am Donnerstag schonmal erwischt. Im Shakedown, dem letzten Training vor der Rallye, ist Neuville die Bestzeit gefahren. Er war 0,6 Sekunden schneller als Kalle Rovanperä. Das Duell wäre damit eingeläutet.
Katrin Margraff