Zum ersten Mal ist Belgien Teil der Rallye-Weltmeisterschaft. Heimspiel also für Thierry Neuville. "Ich denke, das ist auf jeden Fall ein Vorteil, also die Streckenkenntnis sollte uns da schon helfen, um hier etwas relaxter an die Sache heranzugehen im Vergleich zu unseren Hauptkonkurrenten." Vor allem für Beifahrer Martijn Wydaeghe ist es eine echte Heimrallye, denn er ist in der Gegend aufgewachsen.
Für Neuville natürlich ganz besonders: der Sonntag, der in der Gemeinde Stavelot und an der Rennstrecke von Spa-Francorchamps gefahren wird, ganz nah zuhause. Aber: "Ich hatte mir eigentlich etwas mehr erwartet. Wir haben tolle WPs in der Gegend, auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Ich hätte mir gewünscht, dort auch die eine oder andere WP fahren zu können."
"Unter den aktuellen Umständen ist das Ganze natürlich nicht so leicht und ich denke, der Organisator hat versucht, das Beste daraus zu machen. Zudem wurde die WP von Bellevaux im letzten Moment noch gekürzt und dadurch sind die WPs für mich fahrerisch nicht so interessant. Aber ich denke, es werden trotzdem viele Zuschauer vor Ort sein und die Show sollte dennoch gut sein."
Die Ypern-Rallye fällt auch sonst aus dem Rahmen. Es ist eine Asphalt-Rallye – aber sie ist anders als alle anderen Asphalt-Rallyes. "Am Ende ist der Untergrund der gleiche, nur dass es hier halt wesentlich rutschiger ist. Vor allem sind viele Streckenabschnitte jetzt mit neuem Asphalt beteert worden und die sind doch relativ rutschig. Wenn es trocken bleibt, ist es noch okay, aber wenn es nass werden würde, dann wäre es richtig schwierig."
"Ansonsten viele Abzweigungen, viele Cuts, wo man halt mit dem Auto wirklich durchs Gras cuttet. Generell sind die Straßen sehr eng und man hat wirklich keinen Platz für Fehler, denn links und rechts sind die Wassergräben - und wenn man da rein fährt, dann ist die Rallye zu Ende." Die Erfahrung, dass die Ypern-Rallye auch schonmal früher zu Ende ist als gedacht, die hat Neuville schon gemacht. Er ist also vorgewarnt.
"Ja, einige Punkte haben wir über die Jahre kennengelernt. Dieses Jahr werden sicherlich wieder einige neue schwierige Stellen auf uns warten, es wird sicher die eine oder andere Überraschung geben. Aber ich denke, es kann keiner so gut vorbereitet sein wie wir und hoffentlich zahlt es sich am Ende aus."
Neuville ist jedenfalls großer Favorit. Aber es gibt auch andere heiße Tipps. "Ich denke vor allem Craig Breen, unser Teamkollege, der die Rallye bereits vor einigen Jahren gewinnen konnte und der auch öfters am Start war. Ansonsten sehe ich wieder Elfyn Evans, der auf Asphalt immer sehr schnell ist. Und Sébastien Ogier, der auch bei jeder Rallye vorne mitfährt."
Sébastien Ogier hat sich in der Weltmeisterschaft schon ein ordentliches Stückchen abgesetzt. Neuville liegt auf Platz drei und muss aufholen. "Ziel ist ganz klar der Sieg wie bei allen anderen Rallyes auch. Aber es gibt manche Rallyes, wo man weiß, dass es schwierig wird. Und hier dieses Wochenende sollten wir doch von Anfang an vorne mitfahren."
"Aber man weiß nie, was die Konkurrenz noch so Neues aus dem Ärmel geschüttelt hat. Und da müssen wir wachsam sein, versuchen, eine fehlerfreie Rallye zu fahren und dann dürfte das Resultat am Ende nicht allzu schlecht sein."
Katrin Margraff