Auch die Motorsport-Welt in Belgien steht durch die Corona-Krise nach wie vor still. Und für viele ist unklar, ob und wie es weitergeht. Das gilt auch für den amtierenden belgischen Meister … aus dem Jahr 2019, denn 2020 hat es keinen Landesmeister gegeben.
"Eine schwierige Situation, besonders für alle, die keine Profis sind", sagt Adrian Fernémont, der bei der SNCB arbeitet. "Es wird für uns alle nicht einfach werden, das Budget aufzutreiben. Uns fehlt natürlich auch, im Auto zu sitzen. 2019 bin ich 14 Rallyes gefahren, 2020 waren es gerade mal zwei."
"Aber so geht es schließlich allen, alle Bereiche sind betroffen, wir müssen damit fertig werden. Ich drücke aber die Daumen, dass es bald wieder losgeht und dass wir ein einigermaßen normales Leben zurückbekommen." Am Mittwoch durfte er zumindest nochmal ans Steuer.
So ganz wie sonst war es für Fernémont aber noch nicht, er fuhr zur Abwechslung mal ein Auto der Einsteiger-Klasse Rally5 mit "nur" 180 PS auf der Rennstrecke von Mettet in der Provinz Namur. Fernémont stellt der Presse dort den Renault Clio Rally5 vor.
"Es ist die niedrigste Kategorie, aber es ist ein echtes Rennauto mit sequenziellem Getriebe und allem was sonst dazugehört. Das ist die Zukunft der Nachwuchsförderung in Belgien. Das Auto gefällt mir wirklich gut."
Der Clio Rally5 ist also ein Auto für Einsteiger – ob Neueinsteiger oder Wiedereinsteiger - und keins für Profis. Und im Gegensatz zu den Fahrzeugen der höheren Kategorien kommt der Fahrer hier vergleichsweise günstig weg. Etwa 10.000 Euro pro Rallye zahlt, wer einen Renault Clio Rally5 bei einem Rallyeteam mieten will. Wer das Auto kaufen will, zahlt einen Basispreis von 43.000 Euro.
"Ein zugängliches Produkt", sagt Sandrine Wanson von MY Racing, die Koordinatorin der Clio Trophy Belgium. "Sowohl, was das Finanzielle betrifft, denn auch die Einsatzkosten sind nicht hoch. Und auch, was das Fahren angeht. Denn man muss nicht viel ändern, um das Auto zu fahren."
"Es ist perfekt für Neulinge und für alle, die einfach nur Spaß haben wollen. Bisher gibt es viel Interesse, wir hatten mit zehn Nennungen gerechnet, aber es sieht jetzt eher nach 15 aus. Das Auto hat Erfolg!" Reine Frauenteams zahlen keine Einschreibegebühren, ansonsten kostet die Saison 1.800 Euro.
Bei jeder Rallye werden über 11.000 Euro Preisgelder an die Schnellsten verteilt. Auch am Ende des Jahres gibt es Preise. Der schnellste Junior darf 2022 drei Rallye im neuen Clio Rally4 fahren. Denn Renault möchte vor allem den Nachwuchs fördern.
"Bei Renault sind solche Markenpokal Tradition - nicht für Profis, sondern für Amateure", sagt Karl Schuybroek, der Kommunikations-Direktor von Renault Belux. "Es gibt schon Förderprogramme auf der Rennstrecke und im Formelsport, zum ersten Mal gibt es die Trophy jetzt auch im Rallye-Bereich. Ziel ist immer, neue Talente zu entdecken."
Das Auto ist einfach zu fahren, denn der Unterschied zu einem Serienfahrzeug ist nicht besonders groß, erklärt Sandrine Wanson. "Es ist ein sequenzielles Getriebe und keine H-Schaltung, das ist schon ein bisschen anders. Man muss sich trauen und die Gänge hereinhauen, man sollte nicht zu sanft sein. Ansonsten ist der Unterschied nicht groß."
Deshalb dürfen bei der Pressevorstellung auch die Journalisten ans Steuer - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Kalender
Rallye de Wallonie (30. April bis 2. Mai)
South Belgian Rallye (26. Juni)
Omloop van Vlaanderen (3. und 4. September)
Sezoensrallye (16. Oktober)
Rallye du Condroz (5. bis 7. November)
Die East Belgian Rallye sollte ursprünglich ebenfalls zum Kalender zählen, am letzten Septemberwochenende wird aber auch ein Lauf der Clio Trophy France gefahren. Da die Teilnehmer Belgien und Frankreich kombinieren können, haben die Veranstalter Überschneidungen vermieden.
Katrin Margraff