Sébastien Ogier hat den letzten Saisonlauf in Monza gewonnen und damit die WM-Krone zurückerobert. Für den Franzosen ist es der siebte Weltmeistertitel – mit dem dritten Hersteller. Von 2013 bis 2016 wurde er Rallye-Weltmeister mit Volkswagen, 2017 und 2018 mit M-Sport Ford. Letztes Jahr hatte Ott Tänak ihm den Titel weggeschnappt.
"Ich bin glücklich, dass ich den Titel wiederhabe", sagte Ogier dem WRC-Fernsehen im Ziel. "Es war ein schwieriges Wochenende und die letzten Kilometer waren alles andere als lustig." Kurz sah es so aus, als hätten die Scheibenwischer des Toyota den Geist aufgegeben. "Es tut mir wirklich leid für Elfyn. Es war toll, die ganze Saison über mit ihm zu kämpfen und das wird bestimmt nächstes Jahr auch wieder der Fall sein."
"Großartig jubeln möchte ich aber nicht. Es ist ein sehr schwieriges Jahr für alle, viele Menschen rund um die ganze Welt leiden unter der Situation. Deshalb werde ich jetzt nicht vor Freude herumspringen. Aber natürlich haben wir eine gute Saison gezeigt, der Toyota lief einwandfrei und ich freue mich auf 2021."
Hyundai bleibt Hersteller-Weltmeister
Auf Platz zwei und drei kamen Ott Tänak und Dani Sordo. Dadurch verteidigt Hyundai den Titel in der Hersteller-Weltmeisterschaft vor Toyota. Kalle Rovanperä im zweitbesten Toyota wurde Fünfter hinter Esapekka Lappi im Ford. Das reichte Toyota nicht, um Hyundai an der Spitze der Wertung abzufangen. Fünf Punkte machen am Ende den Unterschied.
Mit Hyundai-Teamchef Andrea Adamo gingen im Ziel die Emotionen durch und er brachte kaum ein Wort heraus. "Ein tolles Jahr für uns, aber auch ein schwieriges Jahr, genau wie für alle anderen", sagte der Italiener mit Tränen in den Augen. "So viele Menschen haben gekämpft. Jeder einzelne ist wohl auf die eine oder andere Weise betroffen, auch ich habe Freunde verloren. Man kann nunmal nicht alles steuern."
Bitteres Ergebnis für Evans
Elfyn Evans muss sich nach dem Ausfall von Samstag mit dem inoffiziellen Titel des Vizeweltmeisters abfinden. Der Brite hatte vor Monza zwei Saisonsiege auf dem Konto (Schweden und Türkei) und bei allen anderen Rallyes immer mindestens den vierten Platz erreicht. Evans war mit 14 Punkten Vorsprung in das Saisonfinale gegangen und lag am Samstag auf Platz vier, was zu dem Zeitpunkt zum Titel gereicht hätte. Auf frisch gefallenem Schnee segelte der Toyota dann aber einen Abhang hinunter.
Ein Fünkchen Hoffnung blieb zwar, denn auch Ogier musste erst noch ins Ziel und bei den Bedingungen war das selbst für einen Mehrfach-Weltmeister keine leichte Aufgabe. Ogier behielt aber kühlen Kopf, teilte sich sein Rennen gut ein und machte den siebten Titel klar. Der Franzose beendet die Saison mit 122 Punkten, acht Punkte vor Evans und 17 Punkte vor Tänak auf Platz drei.
Neuville beendet Saison als WM-Vierter
Thierry Neuville war am Freitag ausgeschieden. In einer Schikane knallte der Hyundai gegen einen Betonblock, dabei brach die Aufhängung vorne rechts. Neuville konnte zwar noch weiterfahren, ein paar Meter weiter sorgte aber eine große Pfütze für das Aus. Der Motor sprang aus und ließ sich nicht mehr starten. Der Motorschaden war so groß, dass Neuville und Beifahrer Nicolas Gilsoul anders als geplant nicht mehr neu starteten.
Dabei hatte die Saison für Neuville perfekt begonnen. Bei der Rallye Monte-Carlo fuhr er zum ersten Mal zum Sieg und sammelte die maximale Punktzahl. Nach Platz sechs in Schweden lag Neuville weiter an der WM-Spitze, gemeinsam mit Elfyn Evans. Bei der Rallye Mexiko gab es dann aber wegen Elektrik-Problemen keine Punkte, auch Estland wurde nach einem Ausflug mit anschließendem Aufhängungsschaden zur Nullnummer.
Danach ging es mit zwei Mal Platz zwei in der Türkei und auf Sardinien wieder aufwärts – aber nicht genug, um noch eine echte Chance auf den Titel zu haben. Nach dem Ausfall am Freitag in Monza war das Rennen für Neuville dann ganz gelaufen und er wurde dieses Jahr nur WM-Vierter mit 35 Punkten Rückstand auf Weltmeister Ogier.
Die anderen Belgier
Für Grégoire Munster aus Verviers endete die Rallye Monza ebenfalls enttäuschend: Auf der letzten Wertungsprüfung überschlug er sich mit seinem Hyundai i20 Rally2 und musste aufgeben. Munster und Beifahrer Louis Louka blieben unverletzt.
Pieter Tsjoen kam als Co-Pilot des Niederländers Kevin Abbring im VW Polo Rally2 auf Gesamtrang 15. Cédric de Cecco und Jérôme Humblet landeten bei ihrer WM-Premiere im Skoda Fabia auf Rang 18 und auf Platz sieben der WRC3-Wertung.
Beifahrer Renaud Jamoul kam mit dem französischen Fahrer Adrien Fourmaux (Ford Fiesta Rally2) nach einem Dreher nur auf Platz 49. Maxime Potty/Loïc Dumont (Skoda Fabia Rally2) landeten nach einem Unfall am Ende auf Platz 70.
Der Tag im Ticker
WP16: Sébastien Ogier bringt einen Vorsprung von 13,9 Sekunden ins Ziel und feiert seinen siebten Titel. Ott Tänak schiebt sich noch an Dani Sordo vorbei auf Platz zwei. Zwischen den Teamkollegen liegen am Ende 1,4 Sekunden. Auf Platz vier und fünf kommen Esapekka Lappi und Kalle Rovanperä. Hyundai verteidigt den Hersteller-Titel.
WP15: Die vorletzte Bestzeit der Saison geht an Dani Sordo, der sich Platz zwei wieder zurückholt von Teamkollege Ott Tänak - aber nur um 0,2 Sekunden. Sébastien Ogier teilt sich seine Rallye gut ein. Er vermeidet jedes Risiko, ist Viertschnellster und nimmt 20,8 Sekunden Vorsprung mit auf die letzten Kilometer. Die letzte WP startet um 12:18 Uhr.
WP14: Sébastien Ogier startet mit der Bestzeit in den letzten Tag und baut die Führung auf 25,5 Sekunden aus. Ott Tänak schnappt sich Platz zwei von Teamkollege Dani Sordo. Elfyn Evans ist wieder gestartet, hat aber keine Chance mehr auf den Titel, wenn Ogier ohne größere Probleme ins Ziel kommt.
Sonntagmorgen: Thierry Neuville geht beim Finale nicht mehr an den Start. Der Motorschaden sei größer als gedacht, sagte Teamchef Andrea Adamo. Der Motor solle vor noch größerem Schaden bewahrt werden.
Von den elf WRC-Startern sind vier am Sonntag nicht mehr dabei. Neben Thierry Neuville auch Gus Greensmith und Ole Christian Veiby nach Unfällen am Samstag. Teemu Suninen hatte am Freitag mit Motorschaden aufgeben müssen.
Bester Belgier im Feld ist Pieter Tsjoen, dieses Wochenende Beifahrer von Kevin Abbring (VW Polo Rally2), auf Platz 15. Grégoire Munster/Louis Louka (Hyundai i20 Rally2) sind auf Platz 17 vorgerückt und belegen den siebten Platz in der WRC3-Kategorie. Cédric De Cecco/Jérôme Humblet (Skoda Fabia Rally2) liegen auf Platz 20 und Platz neun in der WRC3.
Renaud Jamoul und Fahrer Adrien Fourmaux (Ford Fiesta Rally2) verloren fast eine halbe Stunde durch einen Aufhängungsschaden. Maxime Potty/Loïc Dumont (Skoda Fabia Rally2) schieden nach einem Unfall aus.
WM-Spitzenreiter Evans bei Rallye Monza ausgeschieden – Ogier auf Titelkurs
wrc/km