"Wenn wir unterwegs sind, sage ich Thierry, wo es langgeht. Dazu studiere ich das Roadbook und finde heraus, wo wir wann hinmüssen und wie wir dorthin kommen", erklärt Nicolas Gilsoul im BRF-Interview bei der Rallye Deutschland.
"Das gilt für die Verbindungsetappen und für die Wertungsprüfungen. Das studiere ich alles schon im Vorfeld. Ich schaue mir auch an, ob die Wertungsprüfungen oder Teile davon identisch sind mit den Jahren vorher. Dann können wir unseren Aufschrieb davon nutzen und unsere Erfahrung ausspielen."
"Während der Rallye kümmere ich mich außerdem um die Stempelkarte: Wir müssen zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Zwischen den Wertungsprüfungen bin ich auch ein kleines bisschen Mechaniker. Wir haben Werkzeug dabei, um Einstellungen am Auto zu ändern, und wir wechseln die Reifen."
"Falls mal etwas kaputt geht, versuchen wir, das zu reparieren. Da können schon ziemlich extreme Situationen auftauchen. Also: Die Aufgaben sind echt vielfältig. Es ist anstrengend, aber es macht Spaß. Das gefällt mir sehr gut an meinem Job", sagt der 37-Jährige aus Aywaille. Die Rallye Türkei am kommenden Wochenende ist sein 104. WM-Lauf.
Gilsoul kümmert sich darum, dass alle Informationen aus den verschiedenen Abteilungen zusammenkommen. "Dann stelle ich einen Plan für die komplette Rallye-Woche auf: Wann wir wo sein müssen, wie wir angezogen sein müssen. Man muss sehr organisiert sein. Das passt gut zu mir, ich habe gerne alles unter Kontrolle."
Die Tage sind lang. Morgens heißt es früh raus, um gemeinsam mit dem Team das Auto abzustimmen. Und wenn Neuville und Gilsoul die letzten Wertungskilometer hinter sich haben, ist der Tag noch nicht vorbei. "Dann stehen noch die letzten Vorbereitungen für den nächsten Tag an. Eine Aufgabe folgt auf die nächste. Ja, es sind sehr intensive Tage."
"Der beste Teil der Arbeit ist natürlich das Gefühl im Auto, während der Wertungsprüfungen. Alle deine Sinne sind geschärft. Du spürst im ganzen Körper, wie das Auto reagiert, wie es beschleunigt und bremst. Du spürst, wann du am Limit bist. Ein tolles Gefühl."
Manchmal muss der Beifahrer "auch ein bisschen Psychologe sein. Wir stehen den ganzen Tag unter Strom, es ist sehr stressig. Aber es ist ein positiver Stress. Wir wollen es einfach immer so gut wie möglich machen. Zwischen den Wertungsprüfungen sehen wir unsere Zeiten. Und dann muss man damit umgehen können, wenn es gut läuft und auch, wenn es weniger gut läuft. Also ja, in dem Job sind mehrere Charakterzüge gefragt."
Katrin Margraff