Christine Mauel fehlt es ganz sicher nicht an parteipolitischem Profil: Egal, auf welchen Schachzug des MR-Präsidenten Georges-Louis Bouchez man sie anspricht, auf welchen möglichen Fauxpas einer Ministerin aus ihrer Partei - immer hat sie die passende Antwort parat. Und das gilt auch für den politischen Gegenwind, der von den beiden früheren Koalitionspartnern der Liberalen, Ecolo und Parti Socialiste, ausgeht, die ihr nur allzu gut bekannt seien.
"Die eine, Ecolo, vor allem im Ausbremsen der Verantwortung und eher in der Verbotspolitik unterwegs und im Dogmatismus. Und die Sozialisten in der Verteilungspolitik, wie wir das immer so schön nennen. Und das ist halt diese Sozialpolitik, die heute vermisst wird von den Oppositionspartnern, aber die wir ganz bewusst reformieren wollen, reformieren müssen, weil die Finanzlage der Wallonie einfach schlecht ist und wir da rauskommen und strukturelle Reformen angehen müssen."
Eine erste Steuermaßnahme der neuen Mehrheit aus MR und Les Engagés war die Senkung der Registrierungsgebühren von 12,5 auf drei Prozent für den Ersterwerb der eigenen Wohnung. Mit dem Ergebnis, dass die Immobilienpreise stiegen, sagt die Opposition. Christine Mauel sagt: "Wir basieren uns auf die Zahlen, die zeigen, dass der Immobilienmarkt vor allem in Bewegung gekommen ist. Das heißt, es wurden sehr viel mehr Verkäufe registriert, als es davor der Fall war. Und sehr viele mehr Familien konnten schon Eigentum erlangen. Unser Hauptziel ist der Schutz des Eigentums und der Zugang zum Eigentum für junge Familien. Insofern haben wir unser Ziel erreicht."
Vor ihrem politischen Mandat in Namur, das sie vor sechs Jahren zum ersten Mal antrat, war die Architektin in leitender Funktion im öffentlichen Wohnungsbau tätig. Dieses Thema und die Raumordnung liegen ihr immer noch am Herzen. Sie wurden aber an die Deutschsprachige Gemeinschaft übertragen. Wenn es nach Christine Mauel geht, soll das im Interesse der ostbelgischen Wirtschaft auch noch für einen anderen Aspekt gelten. "Wir arbeiten auch daran, die Umweltgenehmigung an die Deutschsprachige Gemeinschaft zu übertragen. Der Unternehmer, der zum Beispiel eine Erweiterung oder einen Bau vorsieht, muss im Moment noch die Wallonische Region konsultieren."
Andere Politikfelder der Wallonischen Region reichen in die Gemeinden der Deutschsprachigen Gemeinschaft hinein. Zuletzt hatte etwa das Studienzentrum der MR mit dem Hinweis aufhorchen lassen, dass die Wallonie durchaus über Seltene Erden verfüge, um sich in Zukunft unabhängiger etwa von China machen zu können. In Kelmis oder nebenan in Bleyberg schrillen da die Alarmglocken... "Wo es aber keine Anwärter gibt, morgen mit Baggern anzurollen und Bergbau zu betreiben. Dem steht ein ganz starkes Argument entgegen, das Argument des wissenschaftlichen Fortschrittes: das Einstein-Teleskop. Wir setzen alles daran, diese Kandidatur zu gewinnen und haben dann das allerbeste Argument gegen den Bergbau."
Im Süden der DG sorgt man sich mehr um die Verkehrssituation auf der Regionalstraße N62. Christine Mauel räumt ein, dass hier noch mehr geschehen müsse, um die häufigen Unfälle zu verhindern. Eine Petition für eine Umgehungsstraße, die sie im letzten Jahr mit ihrer Parteikollegin Shayne Piront startete, habe aber nur wenig Anklang gefunden. Darum sieht sie auch nicht die Notwendigkeit, Millionen in eine Lösung zu investieren, die nur "mittelmäßig akzeptiert" werde. "Es gibt Radarkontrollen, Abstandsmessung, kleinere Umleitungswege. Und ich glaube, dass es auch ein ganz guter Lösungsansatz für die Zukunft wäre, eine kleine Umgehungsstraße zu bauen, um die Bevölkerung in Burg-Reuland zu entlasten und den Verkehr fließender zu machen. Aber nicht unbedingt, um den Fluss nach Luxemburg noch zu verstärken."
Ausführliches Radio-Interview mit Christine Mauel im Player:
Stephan Pesch