Die Entscheidung, die Ostbelgien Classic dieses Jahr nicht zu veranstalten, ist dem ganzen Organisationsteam nicht leicht gefallen. "Wir haben natürlich alle mal zusammengesessen und reiflich überlegt: Sollen wir noch mal? Tun wir es uns nochmal an oder tun wir es uns nicht mehr an? Diesen Aufwand oder Stress, den du hast, über das ganze Jahr die Sache zu organisieren", erklärt Michael Bartholemy.
"Ich habe immer gesagt: Ich möchte etwas in Ostbelgien machen. Ich bin Ostbelgier. Es ist eine gute Sache, etwas hier zu machen. Aber im Endeffekt ist es mehr Kopfschmerz gewesen als Spaß an der Freude."
Hinter so einer Gleichmäßigkeitsrallye, die auf öffentlichen Straßen fährt, steckt eine Menge Arbeit: viel Planung, viel Vorbereitung in Absprache mit den Gemeinden. Aber gerade da hakt es auch schonmal, sagt Bartholemy. "Der Hauptgrund ist eigentlich, dass du diese ganzen Genehmigungen, die du mittlerweile brauchst, um so eine Veranstaltung durchzuführen, dass das alles so träge und langsam geht."
"Du kriegst immer wieder Steine in den Weg geworfen. Wir fragen ja, glaube ich, nix Verrücktes. Also wir wissen genau, okay, wenn du hier einen Feldweg hast, dann können wir anfragen, dort zu fahren. Wenn wir das Okay nicht bekommen, dann muss man die Strecke eben verlegen. Wenn die Verlegungen zeitig kommen, kann man mit allen planen. Und ich bin ein bisschen enttäuscht, weil andere Veranstalter auf Straßen oder Wegen fahren dürfen, wo wir nicht fahren dürfen."
Die Streckenplanung war also ein Grund für das Aus. Aber nicht der einzige. "Es war im Endeffekt über die letzten beiden Veranstaltungen viel Unmut bei den Teilnehmern mit Radarkontrollen, die überall standen, und eben diesen Änderungen im Parcours. Es macht die Sache sehr, sehr kompliziert. Wobei ich sagen muss, von den neun Gemeinden hast du mit Sicherheit fünf Bürgermeister, die sagen: Das ist ein gutes Ding. Wir stehen dahinter, du kriegst die Freigaben."
Ein weiterer Grund: Ostbelgien ist auch ein bisschen "Opfer des eigenen Erfolgs". Es gibt einfach zu viele Veranstaltungen in dieser Art - und die meisten davon sind nicht bei den Gemeinden angemeldet, sagt Bartholemy. "Wir haben schöne Straßen, wir haben eine schöne Gegend. Es ist schön, hier zu fahren. Du hast jedes Wochenende eine Veranstaltung."
"Dafür habe ich immer gesagt: Wir müssen zeitig sein, wir müssen vorher Bescheid sagen, wo wir durchfahren. Wir halten uns immer an die Straßenverkehrsordnung. Das machen die ganzen Piratenfahrten nicht! Aber es tut eben keiner etwas, um die in den Griff zu bekommen. Und die brauchen dann eben keine Versicherungen und keine Genehmigungen. Die Leute, die eben doch die Genehmigungen anfragen, die haben so ein bisschen die Arschkarte ... Ich würde mal sagen, 90 Prozent der Veranstalter fragen nichts an. Die fahren dann einfach. Jeder regt sich auf, die Bevölkerung regt sich auf, das ist total berechtigt." Dass die Anwohner sauer sind, wenn sie nicht vorgewarnt werden, kann Bartholemy also absolut nachvollziehen.
Er bekommt aber für die Ostbelgien Classic vor allem positive Rückmeldungen. "Du siehst natürlich auch eben diese Großzahl an Leuten, die es positiv sehen. Die sitzen mit Stühlen an der Straße und warten darauf, dass die alten Autos noch mal vorbeikommen. Bei allem, was du machst, wirst du immer irgendwelche Leute haben, die nörgeln müssen. Dafür sind wir eben auch bekannt, dass die Leute immer irgendetwas zu sagen haben. Aber ich denke, von der Bevölkerung her war es immer top. Du hast Gemeinden wie Kelmis, Bütgenbach, Raeren, Burg-Reuland und solche, die stehen volle Pulle dahinter."
Denn gerade die Gemeinden sollen auch von einer solchen Veranstaltung profitieren, findet Bartholemy. "Die letzte Ostbelgien Classic war für mich die beste von der Organisation her, weil ich auch glaube, dass wir den Gemeinden das zurückgegeben haben, wo sie nach gefragt haben. Das heißt zum Beispiel: Könnt ihr eine Mittagspause bei uns machen? Da hast du rund 200 Leute, die essen kommen. Oder: Ist bei uns in Tankstopp geplant? Da hast du eben mal 60, 70 Autos, die tanken. Wir haben über die drei Ostbelgien Classic ein paar Hunderttausend Euro in dieser Region gelassen. Für mich ist der Mehrwert also auf jeden Fall da."
Dieses Jahr ist die Ostbelgien Classic aber erstmal gestorben. Michael Bartholemy lässt sich allerdings für die Zukunft ein Hintertürchen offen. "Man sollte niemals nie sagen. Ich habe mal gesagt, ich werde nie wieder Rennen machen, und bin trotzdem immer noch mit dabei. Wenn einer sagt: Wir legen nochmal los - und die Leute würden dahinter stehen - dann bin ich der Letzte, der sagen würde, wir machen es nicht mehr."
Katrin Margraff