Zurzeit sollen Kinder zwischen fünf und elf Jahren mit dem Corona-Impfstoff von Pfizer-Biontech geimpft werden. Für diesen Impfstoff hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA Ende November grünes Licht gegeben. Der Impfstoff wird aber in geringeren Dosen verabreicht, da Kinder kleiner sind und weniger wiegen. Konkret werden Kindern zehn Mikrogramm mRNA-Impfstoff verabreicht, während Erwachsene 30 Mikrogramm erhalten. Wie bei Erwachsenen sollen sie zwei Spritzen in den Oberarm im Abstand von drei Wochen erhalten.
Man unterscheidet zwischen Kindern mit und ohne Grunderkrankung. Laut einer Studie des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten werden Kinder mit einer Grunderkrankung - wie Fettleibigkeit, Asthma oder Krebs - häufiger ins Krankenhaus eingeliefert oder sogar intensivmedizinisch behandelt. Derselben Studie zufolge werden Kinder ohne Grunderkrankung nur selten ernsthaft krank. Das sagt auch der Oberste Gesundheitsrat in seinem Gutachten.
"Gesunde Kinder haben ein geringes Risiko, mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert zu werden oder an der Krankheit zu sterben. In sehr seltenen Fällen können sie ein Multisystem-Entzündungssyndrom (MIS-C) entwickeln", so der Hohe Gesundheitsrat. MIS-C ist eine sehr seltene, schwere Entzündungsreaktion, die bei Kindern nach Covid-19 auftreten kann.
Die Tatsache, dass Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren kaum an einer Corona-Infektion erkranken, lässt sich auch an den Krankenhauszahlen ablesen. Seit Beginn der Pandemie vor fast zwei Jahren wurden 135 Kinder in diesem Alter aufgenommen, sagt der Virologe Steven Van Gucht. "Das ist nicht viel, wenn man es mit anderen Altersgruppen vergleicht, aber auch nicht wenig."
Warum wird Impfung für Kinder empfohlen?
Die direkten Auswirkungen auf die Gesundheit gesunder Kinder sind eher begrenzt. Der Hohe Gesundheitsrat und die Impf-Task-Force sehen mehrere Gründe, Kinder trotzdem zu impfen.
- Die Schulen werden weniger schließen müssen. Derzeit müssen manchmal Klassen oder Schulen geschlossen werden, weil es einfach zu viele Infektionen gibt.
- Wegen der Kontakte mit Hochrisikogruppen: Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren kommen manchmal in Kontakt mit Risikogruppen, wie Großeltern oder Eltern mit Grunderkrankungen. "Wenn die Kinder geimpft sind, verringert sich das Risiko, dass diese Menschen mit dem Virus in Kontakt kommen", sagt der Virologe Steven Van Gucht.
- Weniger Viruszirkulation in der Gesellschaft: Je mehr Menschen in der Gesellschaft geimpft sind, desto geringer ist die Verbreitung des Virus. Nach einer Berechnung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten könnte die Impfung von Kindern die Übertragung des Virus in der Gesellschaft insgesamt verringern, auch wenn derzeit nicht gesagt werden kann, wie groß und wie lange dieser Schutz sein wird.
Wie sicher ist der Impfstoff für ein Kind?
Inzwischen sind bereits mehr als fünf Millionen Kinder gegen das Coronavirus geimpft worden, vor allem in den Vereinigten Staaten und Israel. "Dort sehen wir, dass es keine ernsthaften Nebenwirkungen gibt", sagt der Vakzinologe Pierre Van Damme, der auch Mitglied der Impf-Task-Force ist. Man sehe aber die klassischen Nebenwirkungen, wie Schmerzen im Arm, Rötungen am Arm oder manchmal auch Fieber. "Aber noch weniger Nebenwirkungen als bei den Jugendlichen, die wir bereits impfen", so Van Damme.
Hersteller Pfizer sagt, dass eine eigene Studie mit rund 2.000 Kindern zeige, dass Kinder weniger Nebenwirkungen hatten als Erwachsene. Schwerwiegende Nebenwirkungen wurden nicht festgestellt. Pfizer sagt aber auch, dass die Testgruppe zu klein sei, um seltene Nebenwirkungen zu erkennen.
Neben den Vereinigten Staaten und Israel haben seit der EMA-Zulassung auch viele europäische Länder damit begonnen, Kinder einzuladen. Spanien, Portugal, Italien, die Niederlande, Österreich, Dänemark und Griechenland haben dies bereits beschlossen. Deutschland impft auch. Kinderärzte haben zum Beispiel in NRW schon am Montag mit der Corona-Impfung von Fünf- bis Elfjährigen begonnen. Am Freitag hat auch die Kinderimpfstelle der Städteregion Aachen in den Aachen Arkaden den Betrieb aufgenommen.
Einige Länder - darunter Frankreich und Finnland - haben (vorerst) beschlossen, nur Kinder mit Grunderkrankungen zu impfen. Bulgarien und Schweden haben zum Beispiel noch keine Entscheidung getroffen.
Ob ein Kind kein Corona-Zertifikat bekommen können wird, wenn es nicht geimpft ist, ist eine Frage für Politiker. Der föderale Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke will das auf keinen Fall. Man will keinen Unterschied zwischen Kindern machen, auch nicht für Schulausflüge.
Reaktion von Kinderärzten
In Ostbelgien geben sich Kinderärzte sehr zurückhaltend. Man möchte lieber nicht öffentlich dazu Stellung beziehen. Das Thema Impfen ist bei Gegnern und Befürwortern zum Reizthema geworden. Eine Kinderärztin aus Ostbelgien darf aber anonym zitiert werden. Sie meinte, dass Eltern die Frage zusammen mit dem Kinderarzt besprechen sollten, um dann anschließend eine Entscheidung zu treffen.
Fest steht aber: Sollte die Impfung für Kinder ab fünf Jahren kommen, dann wird die Verabreichung nicht beim Kinderarzt geschehen, sondern auch im Impfzentrum. Das hat Gesundheitsminister Antonios Antoniadis schon wissen lassen.
vrt/mz