Die Position ist klar: Der Krankenpflegeverband der DG ist für eine Impfpflicht im Gesundheitswesen, nachdem die bisherigen Maßnahmen nicht ausreichten. Damit schließt er sich dem Standpunkt des allgemeinen Krankenpflegeverbandes an und appelliert an das Verantwortungsbewusstsein."
Unser Beruf heißt Gesundheits- und Krankenpfleger, also müssen wir erstmal die Gesundheit pflegen. Das bedeutet, alle Maßnahmen zu treffen, damit man gesund bleibt - und dazu gehört die Impfung", sagt die Geschäftsführerin des Krankenpflegeverbandes in der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Josiane Fagnoul.
Allerdings sieht der Verband die geplanten Folge-Maßnahmen für Ungeimpfte kritisch. Laut dem Gesetzesentwurf der Föderalregierung sollen Pflegekräfte, die bis zum 1. April nicht geimpft sind, entlassen werden.
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass keine Einrichtung in Ostbelgien auf Pflegepersonal verzichten kann. Die personelle Situation ist überall dramatisch. Wäre es dann nicht besser, 2G oder 3G einzuführen und die Leute, die nicht geimpft sind, müssten sich eben jeden Morgen testen lassen, es sei denn sie sind genesen", so Josiane Fagnoul.
Nach Einschätzung des Krankenpflegeverbandes ist die Zahl der Impfgegner im ostbelgischen Gesundheitssektor in der Minderheit. Das ließe sich zumindest aus der Erhebung im Mai letzten Jahres ablesen. "Da sah man schon, dass 76 Prozent des Pflegepersonals geimpft war", so Josiane Fagnoul.
"Probleme gab es noch bei Kinesitherapeuten, die wenig geimpft waren, und Hebammen. Wahrscheinlich liegt das daran, dass sie nicht so sehr mit Risikogruppen zu tun haben. Dagegen hatten Krankenpfleger mit Spezialisierung in Intensivmedizin oder Geriatrie bessere Impfzahlen als andere."
Nicht nur Pflegekräfte, sondern alle Berufsgruppen im Gesundheitssektor sollen der Impfpflicht unterliegen, so der Wille der Regierung. Der Krankenpflegeverband würde laut Josiane Fagnoul noch weitergehen:
"Was haben wir davon, wenn im Krankenhaus alle Pfleger und Ärzte geimpft sind, aber Raumpflegerinnen, die jeden Tag eine Viertelstunde im Zimmer verbringen und mit Patienten sprechen, nicht geimpft sind, oder Friseure in Altenheimen?"
Letztendlich sei es nur eine Frage der Zeit, bis eine allgemeine Impfpflicht eingeführt werde, wie sie im Übrigen auch schon für die Kinderlähmung bestehe. Der Krankenpflegeverband setzt darauf, dass sich bis zur Impfpflicht im Januar noch einige Pflegekräfte gegen das Coronavirus impfen lassen.
Impfpflicht für medizinisches Personal: Scharfe Kritik von Gewerkschaften
Michaela Brück