Nemes wohnt seit fünf Jahren in Kelmis. Der studierte Industrieagronom ist mit einer Kelmiserin verheiratet. Davor hat er sein Leben in Stembert verbracht.
Jeden Tag fährt Samuel Nemes mit dem Zug zur Arbeit. Der 30-Jährige unterrichtet Mathematik in Lüttich. Doch damit ist nach den Prüfungen erst mal Schluss.
Am 11. Juni zieht Nemes für die PTB ins Wallonische Parlament ein. Aus bislang zwei sind zehn Sitze in Namur geworden. Man habe auf die richtigen Themen gesetzt und das bessere Konzept. "Wir haben ein großes soziales Programm. Es gab zwei große Themen im Wahlkampf. Die Kaufkraft und der Klimawandel. Das sind zentrale Themen für uns", erklärt Nemes.
"Aber wir haben da auch eine andere Vision als zum Beispiel die Grünen, die das Problem über eine CO2-Steuer regeln wollen. Aber man muss das Geld irgendwo finden. Wir möchten lieber die echten Verantwortlichen Zahlen lassen. Das sind die rund 300 multinationalen Großkonzerne, die für 40 Prozent der CO2-Produktion verantwortlich sind", so Nemes.
Die PTB bleibt der Marxistischen Ideologie treu, sagt Nemes. Man vertrete aber einen modernen und moderateren Kurs. Sozialismus 2.0 nennt er es: "Es gibt die Arbeiterklasse und auf der anderen Seite die 1 Prozent, die soviel Geld wie möglich aus dem System rausholen. Seit 2016 gibt es in Belgien 2.000 neue Millionäre. In der Zeit sind 300.000 Menschen unter die Armutsgrenze gefallen. Das darf so nicht weiter gehen. Wir müssen das schlafende Geld bei den Reichen holen", fordert der 30-Jährige.
Die PTB kann sich vorstellen diese Ziele in einer Koalition mit der PS und Ecolo zu erreichen. Man sei kompromissbereit. Eine Regierungsbeteiligung um jeden Preis gebe es mit der PTB aber nicht. Die Mindestbedingungen lauten: Kostenloses Busfahren, 1.500 Euro Minimumrente und ein Mindestgehalt von 14 Euro Brutto pro Stunde.
Ungewiss bleibt, ob Nemes diese Ideen auch im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft vertreten wird. Sollte er am 11. Juni in Namur seinen Eid in deutscher Sprache leisten, würde er auch beratendes Mitglied im Eupener PDG.
"Wir analysieren noch, was das Beste für unsere Partei ist. Wir sind nicht auf der Jagd nach Mandaten und wollen nicht um jeden Preis in die Parlamente einziehen. Die Frage ist: Welchen Mehrwert kann die PTB in ein Parlament bringen? Ist es relevant und vernünftig?", so Samuel Nemes.
Er kann sich vorstellen, dass die PTB bei den nächsten Wahlen auch direkt für das Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft kandidiert. In Ostbelgien gebe es bereits Parteianhänger. Die Mitgliederzahl liege bereits im zweistelligen Bereich. Er hofft, dass es noch viel mehr werden.
mz/rasch