In einer Ausschusssitzung hatte Prévot gesagt, die Deutschsprachigen hätten die Tatsache zu akzeptieren, dass sie Wallonen seien. So ist es in der aktuellen Ausgabe des VIF L'EXPRESS nachzulesen.
Prévot sprach von kleinen deutschsprachigen Splittergruppen, die ihre wallonische Identität verleugneten, bezeichnete die Deutschsprachigen gleich mehrfach als "deutschsprachige Wallonen" und zog Vergleiche mit Korsen, die sich nicht als Franzosen sehen.
Mit seinen Äußerungen verkenne der Politiker der CSP-Schwesterpartei, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft mittlerweile ein gleichberechtigter Partner in Belgien sei, mit eigener Geschichte, Sprache, Kultur, eigenem Statut und eigenen Befugnissen, so die Minister der DG am Donnerstag unisono.
"Wir fühlen uns als deutschsprachige Belgier im Herzen Europas und sind unserem Land treu verbunden. Wir fühlen uns nicht als Wallonen. Wir haben eine eigene Identität und eine eigene Sprache. Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft legt großen Wert auf freundschaftliche Beziehungen zur Wallonischen Region. Herablassende Belehrungen wie diejenigen von Minister Prévot sind allerdings arrogant und wenig hilfreich", so Ministerpräsident Oliver Paasch.
Auch CSP-Chef Arimont reagiert mit Empörung
Nach der DG-Regierung hat auch der Vorsitzende des CSP-Regionalvorstands, Pascal Arimont, mit Empörung auf die Äußerungen des wallonischen Ministers Maxime Prévot reagiert. Arimont sagte, er verurteile resolut und sehr energisch die völlig inakzeptable Aussage Prévots.
Jeder Belgier, und ganz besonders ein Minister, sollte die ganz einfache Logik verstehen, dass das Gebiet deutscher Sprache zwar staatsrechtlich Teil der Wallonischen Region sei, die deutschsprachigen Belgier sich aber ganz sicher nicht als Wallonen fühlten. Die Deutschsprachigen, so Arimont, hätten sich im belgischen Staatsgefüge stets korrekt verhalten. Daher wäre es ein Zeichen des Respekts, wenn die Identität der Deutschsprachigen von wallonischen Politikern aller Couleur nicht immer wieder in Frage gestellt würde.
Besonders enttäuschend sei, dass die Aussage von einem Minister komme, der auf dem Gebiet der Deutschsprachigen Gemeinschaft viele wichtige Infrastrukturprojekte angestoßen habe.
SP-Fraktionschef Servaty: Beschämend und erschreckend
Die Aussagen des wallonischen CDH-Regionalministers Prévot treffen auch in der SP auf massives Unverständnis. "Ein Minister sollte mehr Fingerspitzengefühl haben - gerade angesichts des immer wieder aufkeimenden belgischen Sprachenstreits. In unserem Land reagieren die Menschen sehr sensibel auf verfehlte Kategorisierungen und Versuche der sprachlichen Vereinnahmung. Die Überheblichkeit, mit der Herr Prévot hier die Deutschsprachigen beleidigt, ist beschämend und erschreckend zugleich", so Charles Servaty, Vorsitzender der SP-Fraktion im Parlament der DG.
Die ostbelgischen Sozialisten und Sozialdemokraten sehen darüber hinaus die vehementen Aussagen des CDH-Ministers als inhaltlich falsch an. Die sprachliche und teilstaatliche Autonomie sei den Deutschsprachigen durch die Verfassung zugesichert. "Auch wenn die DG auf dem Territorium der Wallonischen Region liegt, so macht uns das sicherlich nicht zu deutschsprachigen Wallonen. Das ist inhaltlich falsch und spiegelt die Realität in keiner Weise wider", so Servaty.
Im übrigen mache Prévot mit seinen fragwürdigen Aussagen deutlich, dass es diese geringschätzende und herablassende Geisteshaltung ist, warum er als zuständiger Minister das Aufstellen der Schilder "Willkommen in Ostbelgien" verweigert. "Ein Trauerspiel, diese arrogante Borniertheit", formulierte der SP-Fraktionsvorsitzende abschließend.
mitt/rs - Illustrationsbild: Thierry Roge/BELGA
Die DG Regierung hat 'ze nicht mehr alle. Ist die DG nicht Teil der Région wallonne?
"Se comporter comme un éléphant dans un magasin de porcelaine"! Solche "Elefanten in Porzellanläden" kann Belgien gut gebrauchen: etwas mehr Einfühlungsvermögen stände Maxime Prèvot gut zu Gesicht, auch wenn es sachlich korrekt ist.
Da kann man sich mal lebendig vorstellen, wie sich mancher Flame fühlen muss, dem entsprechende Wortwahl das wallonisch- flämische Verhältnis betreffend um die Ohren gehauen wird!
Einst beauftragte der König seinen Gouverneur, unser Gebiet wie eine Kolonie zu verwalten. Dies ist lange her und wir sind keine Eigeborene mehr. Wir haben anerkante Rechte. Doch leider hat es immer wieder frankofone Politiker gegeben, die uns wallonisieren wollen, so wie man es auch in Flandern mehr als 100 Jahre lang versucht hat. Diese dumme und überhebliche Arroganz hat schon viel Unheil in Belgien angerichtet. Da die Flamen sich massiv gegen diese Vereinnahmung und Verachtung gewehrt haben, müssen wir aufpassen, nicht vermehrt Opfer dieser Politik zu werden. Von einem belgischen Minister kann man erwarten, dass er die Verfassung und die Gesetzt achtet und einhält. Er sollte das gute Verhältnis zwischen den franzosich- und deutschsprachigen Landsleuten und Nachbaren nicht durch kulturelle Ignoranz und dumme Sprüche zerstören.
Der Minister redet totalen Blödsinn. Sogar für den "mouvement wallon" ist ein Wallone jemand der Französisch redet. Die französische Sprache ist untrennbar mit der Wallonischen Identität verbunden. Und bei den deutschsprachigen ist dies eindeutig nicht der Fall, weil die Muttersprache Deutsch ist und nicht Französisch. Die logische Schlussfolgerung lautet daher, die Deutschsprachigen sind keine Wallonen (einfach unmöglich), allenfalls Bewohner der Wallonischen Region.
Wahrscheinlich wollte der Minister von dem Durcheinander ablenken, dass seine Partei, die CdH, angerichtet hat. Er hat nur gezeigt, dass er keine Ahnung hat, was ein Wallone überhaupt ist. Sollte in Geschichte Nachhilfe bekommen, um seine eigene Identität zu kennen. Und von solchen Menschen werden wir regiert. Da
lachen ja die Hühner.
Wenn schon Schilder entlang der Autobahn aufgestellt werden sollen, dann doch korrekterweise mit der Aufschrift: "Willkommen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens". Dass jemand, der von Deutschland auf der Autobahn nach Belgien einreist, sich im Osten Belgiens befindet, bedarf keines Hinweises. Der Hinweis, dass es in Belgien ein Gebiet deutscher Sprache gibt, ist informativer und unterstreicht unsere kulturell-sprachliche Identität. Alle DG-Poliiker, die sich zurecht über die Äußerungen von Prévot aufregen, sollten gleichzeitig einmal darüber nachdenken, ob sie mit ihrem Standortmarken-Coup "Ostbelgien" der Wahrnehmung und dem Respekt gegenüber unserer Gemeinschaft nicht einen Bärendienst erwießen haben. Vielleicht hat sich Prévot ja auch gedacht: wenn demnächst wallonische Gemeinden sich der offenen Standortmarke " Ostbelgien" anschließen und zu Ostbelgiern mutieren, sind alle Ostbelgier wohl auch Wallonen...