EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat zum Tag der Deutschsprachigen Gemeinschaft in St.Vith an einem Bürgerdialog teilgenommen. Bei der anderthalbstündigen Veranstaltung im St. Vither Triangel konnten Bürger ihre Fragen zur europäischen Politik stellen. An dem Gespräch nahmen auch Ministerpräsident Oliver Paasch und der Europaabgeordnete Pascal Arimont teil.
Über die Möglichkeit, Europa aus seiner Sinnkrise zu führen, sagte Jean-Claude Juncker: "Wir brauchen nicht mehr Europa, wir brauchen ein besseres Europa. Ein Europa, das näher an den Bürgern ist. Das setzt im Übrigen voraus, dass nicht nur die europäischen Institutionen und die nationalen Regierungen genau zuhören, das setzt auch voraus, dass die Bürger Europas etwas genauer hinhören, wenn über Europa geredet wird."
Für die Bürger sei Europa noch weiter weg als die nationale Ebene. "Es kommt in Europa sehr darauf an, dass wir uns mit wichtigen Themen beschäftigen und nicht mit Krimskrams, womit wir den Leuten nur auf die Nerven gehen."
Grenzregion
"Es ist nicht so, dass man in den Grenzregionen europafreundlicher wäre als sonstwo in Europa. Das war mal so, das ist aber nicht mehr so. Die Skepsis überwiegt", erklärt EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im BRF-Interview. "Aber die Menschen an der Grenze verstehen besser, dass man besser ohne Grenzen lebt als mit Grenzen. Früher hat es irrsinnig lange gedauert, um von Luxemburg nach Trier zu fahren. Das geht heute hopplahopp."
"Und hier bei uns, an der luxemburgisch-belgischen Grenze mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft, hat es ja nie Grenzprobleme gegeben. Wir waren immer auf der Seite der Gewinner", sagt Juncker, der die Region nach eigenen Angaben gut kennt und öfters durch die ostbelgischen Wälder streift.
"Ich mag die Gegend und auch die Menschen." Juncker bot an, jedes Jahr zum Tag der DG nach Ostbelgien zu kommen - solange er EU-Kommissionspräsident ist. Sein Mandat läuft bis 2019.
Im BRF-Interview spricht Juncker auch über das innerbelgische Gezerre um Ceta, die US-Wahlen und die möglichen Auswirkungen auf Europa.
Milchbauern fordern Kriseninstrument
Vor der Veranstaltung traf Jean-Claude Juncker mit Vertretern des European Milk Board zusammen. An dem Treffen nahmen rund 20 Milchbauern aus Belgien, Luxemburg, Deutschland und den Niederlanden teil.
Zu den Forderungen der Milchbauern an die EU-Kommission sagt Erwin Schöpges aus Amel: "Wir wollen vor allen Dingen kein Geld haben. Das ist etwas, was Juncker auch immer anspricht: 'Wir haben euch eine Milliarde Euro gegeben.' Aber wir wollen kein Geld. Wir wollen einen fairen Milchpreis. Wir wollen Marktregeln, damit der Markt im Gleichgewicht ist."
Das European Milk Board plädiert für ein Kriseninstrument. "Wir haben ihnen das Projekt vorgestellt und ich hoffe, dass wir demnächst den gesetzlichen Rahmen schaffen, vor allem um die Deckelung - die Obergrenze der Milchproduktion - in Zukunft einzuführen."
sp/km - Bilder: Stephan Pesch, Renate Ducomble/BRF