Metallhändler können sich die Hände reiben: Montag hat der Kupferpreis einen neuen Rekord geknackt. An der Londoner Metallbörse, die weltweit als Preisreferenz gilt, ist der Preis für Kupfer um noch einmal rund ein Prozent gestiegen, auf mittlerweile fast 11.300 Dollar pro Tonne. Zum Vergleich: Anfang des Jahres lag der Preis noch satte 30 Prozent niedriger.
Wirklich neu ist das Phänomen nicht, erklärt Patrick Van den Bossche, strategischer Berater des Technologieverbands Agoria, im Interview mit der VRT. Der Preis für Kupfer sei schon in den letzten Jahren relativ hoch gewesen. 2022, 2023 und 2024 sei er schon mehrere Male auf über 10.000 Dollar pro Tonne gestiegen, von daher sei das nicht weiter ungewöhnlich. Kupfer werde auch an der Börse gehandelt, was bedeute, dass der Markt grundsätzlicher volatiler sei als bei anderen Grundstoffen, einfach weil logischerweise auch damit spekuliert werde.
Es werde auch immer Schwankungen geben, weil auf hohe Preise beispielsweise mit neuen Investitionen in die Kupferminen reagiert werde, was die Preise vorübergehend wieder sinken lasse. Es sei also auch immer ein gewisses Auf und Ab. Aber grundsätzlich erwartet der Experte keine großen Veränderungen. Der Kupferpreis werde hoch bleiben. Dafür gibt es konkrete Gründe: nämlich vor allem die Energiewende. Der Weg hin zur Klimaneutralität erfordert große Mengen an Kupfer, insbesondere für den notwendigen Ausbau und die Verstärkung des Elektrizitätsnetzes. Der frisst richtig viel Kupfer.
Die Internationale Energieagentur geht davon aus, dass sich der Kupferbedarf für die Entwicklung grüner Technologien zwischen 2021 und 2040 verdoppeln wird. Hier tun die Rekord-Preise für Kupfer auch richtig weh - und das sind Kosten, die unausweichlich auf die eine oder andere Art letztlich an die Verbraucher weitergereicht werden. Neben der Energiewende gibt es auch noch andere Großverbraucher, etwa die Künstliche Intelligenz. Der Bau von immer mehr Rechenzentren verschlingt ebenfalls enorme Mengen an Kupfer.
Kupfer wird allerdings auch für alle möglichen Elektronikprodukte unseres Alltags benötigt, zum Beispiel auch für Elektroautos. Hier winkt Van den Bossche aber eher ab, was dramatische Folgen angeht, auch wenn man es spüren wird. Wenn man davon ausgehe, dass für ein E-Auto hundert Kilogramm Kupfer benötigt würden, dann rede man über vielleicht hundert Euro mehr.
Aber abgesehen von der steigenden Nachfrage beeinflussen auch noch andere Faktoren die Kupferpreise. Das sei aktuell wirklich ein tödlicher Cocktail, führt der Experte aus. Zum einen gibt es ernste Engpässe bei der Förderung der Kupfererze, dem Ausgangsmaterial für die Kupfergewinnung. Im vergangenen Jahr musste die Förderung in wichtigen Minen in Chile, Peru und im Kongo unterbrochen werden. Auch die drittgrößte Kupfermine der Welt in Indonesien musste im September nach einer Schlammlawine den Betrieb einstellen. Es wird voraussichtlich Jahre dauern, bis sich die Versorgungslage wieder normalisieren wird. Die Förderung stagniert, während die Nachfrage steigt.
Zweites großes Problem: China verstärkt seinen Würgegriff auf die Rohstoffmärkte immer weiter - auch auf die für Kupfer. Laut den Prognosen der Internationalen Energieagentur wird China bis zum Ende des Jahrzehnts 47 Prozent des globalen Kupferangebots kontrollieren. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht abzusehen. Dadurch, dass China nicht nur immer mehr Kupfererze aufkauft, sondern auch Kupfer- und Elektroschrott, treibt es die Preise ebenfalls nach oben. Ganz zu schweigen von den strategischen Implikationen, denn Chinas Vorgehen setzt die anderen Akteure immer stärker unter Druck.
Die dominante Position Chinas mache Europa, Belgien und Flandern verletzbar, hebt auch Van den Bossche hervor. Umso wichtiger sei es, so sparsam und effizient wie möglich mit Kupfer umzugehen - und möglichst viel Kupfer durch Recycling zurückzugewinnen.
Boris Schmidt