Wortwitz und Musik - das gab es fast genau vor einem Jahr schon einmal im Veranstaltungssaal der Deutschen Botschaft in Brüssel. Damals wie jetzt war der Anlass der gleiche: Eine neue "Woche für Deutsch" sollte offiziell eröffnet werden mit Reden, einem ersten kulturellen Programmpunkt sowie Häppchen und Gesprächen danach.
Dieses Jahr war es an der deutschen Klavierkabarettistin Anne Folger, das Publikum mit Musik und bissigem Humor zu erfreuen. Das Publikum ließ sich gerne darauf ein, forderte nicht nur eine, sondern sogar zwei Zugaben von der Künstlerin - und dann war die neue "Woche für Deutsch" eröffnet.
Deren Besonderheiten im Vergleich zu den vergangenen Jahren erklärt Martin Kotthaus, Deutschlands Botschafter in Belgien: "Dieses Jahr haben wir noch etwas mehr spielerische und Märchenelemente. Wir haben die Märchensprachstraße mit drin. Auch mit Angeboten für Kinder in den beiden Sprachen hier, Französisch und Niederländisch. Und wir haben wie immer auch Ostbelgien, die Deutschsprachige Gemeinschaft mit beteiligt. Dieses Jahr also ein bisschen mehr Humor und ein bisschen mehr Märchen."
Rund 50 Veranstaltungen in zwölf Städten stehen diesmal auf dem Programm der "Woche für Deutsch". Im Zentrum steht immer etwas, das die deutsche Sprache den Menschen in Belgien näherbringen soll. Ob deutschsprachige Filme in Kortrijk, eine Stadtrallye auf Deutsch für Schüler in Lüttich, ein deutschsprachiger Theater-Workshop in Antwerpen oder das äußerst beliebte Online-Quiz zur deutschen Sprache, an dem sich jedes Jahr mehr als 100 Schulklassen im ganzen Land beteiligen.
Oder auch die Veranstaltungen, die Botschafter Kotthaus auf Nachfrage als seine persönlichen Highlights nennt: "Jetzt muss ich Reklame für mich selber machen: Wir haben das Speed-Dating. Menschen können hier in der Botschaft vier Botschafter und auch Senatorin Liesa Scholzen treffen und einfach mal ein Speed-Dating machen - Gespräche führen, direkt Auge in Auge. Das müsste eigentlich ganz witzig werden. Ich glaube, auch die Veranstaltungen zur Märchenstraße, das Buch, müssten ein Highlight werden. Wir haben eigentlich überall Filme, Theaterstücke, wir haben Stadttouren. Ich glaube, die Vielfalt der 'Woche für Deutsch' ist der Hauptvorteil. Ich hoffe, dass viele Menschen das auch genießen können."
Interesse an der deutschen Sprache zu wecken und zu fördern ist und bleibt das Ziel dieser besonderen Woche. Laut Veranstalter trägt das Konzept auch durchaus schon Früchte. "Wir merken, dass durch diese geballte Aufmerksamkeit auf die Sprache schon mehr rüberkommt. Deshalb machen wir das auch. Wir machen auch das ganze Jahr über genauso wie das Goethe-Institut und viele andere Einrichtungen Veranstaltungen, die etwas mit deutscher Sprache und Kultur zu tun haben. Aber dieses geballte Auftreten innerhalb einer Woche erweckt einfach eine andere Aufmerksamkeit. Wir bieten halt eine große Vielfalt an", so Botschafter Kotthaus.
Auch Torsten Leuschner, Germanistikprofessor an der Uni Gent sowie Vorsitzender des Belgischen Germanisten- und Deutschlehrerverbands, gibt an, dass die Effekte der "Woche für Deutsch" in seinem Alltag zu spüren seien. "Es gibt zum Beispiel schon so die ersten Eltern, die mit ihren Kindern, die noch in der Schule sind, zu uns an die Uni zum Infotag kommen und schon wissen, dass es letztes Jahr doch diese 'Woche für Deutsch' gab. Das freut uns sehr. Wir sind alles in allem doch eigentlich etwas optimistisch, was die Zahl der Schüler angeht und womöglich in einigen Jahren dann, nachdem sie bei uns an der Uni waren und vielen anderen Unis, vielleicht auch Lehrer werden. Denn wir brauchen motivierte Lehrer, die wissen, was es alles gibt, womit man die Schüler ansprechen kann. Das versuchen wir zu vermitteln.
"Ich glaube, du kannst keinen Menschen dazu verdonnern, eine Fremdsprache zu lernen. Du musst Menschen überzeugen, du musst Menschen verführen, eine Sprache zu lernen. Ich glaube, das kann die 'Woche für Deutsch' ganz gut erreichen - einfach durch die Vielfalt der Angebote, und dieses Jahr auch ein bisschen mehr durch das Spielerische und Märchenhafte", so Botschafter Kotthaus.
Kay Wagner