Sie wolle keine Revolution, sondern vielmehr eine Aktualisierung, sagt Innenministerin Annelies Verlinden im Nachrichtenmagazin Knack.
Im Moment ist Belgien in 184 Polizeizonen unterteilt: 106 in Flandern, 72 in der Wallonie und sechs in Brüssel. Das ist viel für ein kleines Land. "Zu viel", sind Kritiker längst überzeugt.
Aufgehängt wird die Problematik dann häufig an den sechs Brüsseler Polizeizonen. In den Augen insbesondere der flämischen Parteien würden die Zähne in der Hauptstadt wesentlich besser ineinandergreifen, wenn man aus den sechs Zonen im Idealfall eine machen würde.
Das gelte aber im Wesentlichen auch für die anderen Landesteile, glaubt Annelies Verlinden. Geht es nach der Innenministerin, dann sollten 2030 von den 184 Polizeizonen gerade noch 40 übrigbleiben. Und hier gehe es in keiner Weise um irgendwelche Sparmaßnahmen, betonte Verlinden am Morgen auch in der VRT.
Ihr gehe es nur darum, dass das Personal, über das man verfügt, bestmöglich eingesetzt wird. Denn man habe festgestellt, dass es für kleinere Polizeizonen immer schwieriger werde, dem Bürger wirklich alle Dienste anbieten zu können, die eine Polizei eigentlich anbieten muss.
500 Polizisten pro Zone
Es geht also um Spezialisierung. "Wenn das Opfer eines Sexualverbrechens in einem Kommissariat vorstellig wird, dann muss diese Person natürlich anders empfangen werden als jemand, der z.B. einen Fahrraddiebstahl anzeigen will", sagt Verlinden. "Dann sollten sich idealerweise Leute um diese Person kümmern, die für solche Fälle ausgebildet sind. Über solche Mittel verfügen aber eben nicht unbedingt alle Zonen".
Das sei keine Kritik, natürlich gäben alle ihr Bestes. Nur liege es quasi in der Natur der Sache, dass sich das Personal in kleineren Zonen eben nicht immer wirklich auf eine Materie spezialisieren kann. "Da ist man dann auch mal für zwei oder drei Bereiche zuständig. Und das sorgt möglicherweise manchmal für einen Qualitätsunterschied, je nach dem, in welcher Zone man sich gerade befindet. Dem Bürger wird dann mitunter nicht auf die bestmögliche Art und Weise geholfen."
"Wie gesagt, das ist keine Kritik, sondern schlicht und einfach eine Feststellung", betont Annelies Verlinden. Experten hätten sich in den letzten Monaten eingehend mit der Materie befasst und auch viele Gespräche mit Akteuren geführt. Und das Fazit sei, dass die "ideale Polizeizone" über mindestens 500 Polizisten verfügen sollte. Im Moment gibt es landesweit nur acht Zonen, die dieses Kriterium erfüllen: Vier Brüsseler Zonen, sowie die von Antwerpen, Gent, Lüttich und Charleroi.
Kein Zwang
Ein häufig gehörtes Argument gegen größere Polizeizonen ist aber, dass dann irgendwann die Bürgernähe darunter leidet. "Das eine schließt das andere nicht aus", versichert aber die Innenministerin. "Es ist und bleibt das Ziel, auch rein räumlich möglichst nah an der Bevölkerung zu sein. Zum Beispiel über kleinere Polizeiwachen, die quasi "Zweigstellen" von einem größeren Kommissariat sind. Aber eine größere Zone hat dann auch viel eher die Möglichkeit, je nach Fall oder Situation spezialisiertes Personal in die jeweilige Wache zu schicken".
Doch, so überzeugt sie auch sein mag, Verlinden will niemanden zu irgendetwas zwingen. Man hoffe, dass die Polizeizonen all das selbst einsehen und aus freien Stücken den Zusammenschluss mit anderen suchen werden. "Wir werden uns jedenfalls nicht vor eine Landkarte setzen, und mit einem Zirkel 40 Kreise ziehen, um anzuzeigen, wer mit wem zusammenarbeiten soll", sagt Annelies Verlinden.
vrt/belga/est