Ecolo-Co-Präsident Jean-Marc Nollet missachtet bewusst die Ein-Personen-Regel bei engen sozialen Kontakten. Der frankophone Grünen-Politiker sagte in der Morgensendung des RTBF-Radiosenders La Première, er habe in den letzten Wochen schonmal zwei Personen oder ein Paar bei sich zuhause empfangen. Eine ehrliche Antwort. Aber eine, die für einen politischen Eklat sorgt - und zwar über fast das gesamte Spektrum.
Die Corona-Maßnahme des einen Kuschelkontakts sei zu Beginn der Pandemie richtig gewesen, heute sei sie es nicht mehr, so Nollet. Die frankophonen Grünen gehören der föderalen Regierungskoalition an. Sprich, sie haben die Corona-Regeln mitbeschlossen.
Bei der Konferenz des Konzertierungsausschusses an diesem Freitag will Ecolo fordern, dass die Einschränkung der engen sozialen Kontakte gelockert wird.
Kritik
Die Äußerung Nollets sorgt für einige Kritik. Paul Magnette, Vorsitzender der PS, und Ecolo-Koalitionspartner in der Wallonischen Regierung twitterte, wie könne man von den Menschen erwarten, dass sie sich an die Regeln halten, wenn ein Parteivorsitzender öffentlich bekennt, dass er das nicht tue.
Kritik kam auch von Meyram Almaci, Vorsitzende von Groen, der flämischen Schwesterpartei von Ecolo. Sie sagte die Regeln müssten strikt nachgelebt werden und die Parteivorsitzenden sollten dabei gutes Vorbild sein.
Aus dem Kabinett des Premierministers wurde Nollet daran erinnert, dass die Regeln für alle gelten und einen Sinn haben, nämlich die Ausbreitung des Virus zu bekämpfen. Innenministerin Verlinden unterstrich die Vorbildfunktion führender Politiker. So oder ähnlich äußerten sich auch die meisten anderen Parteien. Mit teils giftigen Kommentaren, dass Nollet sich gefälligst an die Regeln zu halten habe, die seine Partei mitzuverantworten habe. Oder eben als Teil der Regierung dafür sorgen müsse, dass sie angepasst werden.
Das Verhalten Nollets und vor allem das öffentliche Eingeständnis, eigenmächtig zu beschließen, sich nicht mehr an Schutzmaßregeln zu halten, weil er diese für überholt halte, sei nicht akzeptabel, heißt es auch. So werde die Bereitschaft der Bevölkerung, sich auch in Zukunft an die Regeln zu halten, weiter untergraben. Diese Bereitschaft sei ohnehin bereits brüchig, so der Vorwurf.
rtbf/jp/schb/vk
Grüne sind eben gleicher als andere. Diese irdischen Götter brauchen sich nicht an Regeln zu halten. Ist eine typisch linksradikale Einstellung.
Und all die Scheinheiligen, die sich über einen ehrlichen Politiker erzürnen! Ich wüsste gerne, ob es wirklich jemanden in Belgien gibt, der sich an diese Regel gehalten hat. Ich glaube kaum.