Dass Pfizer urplötzlich einseitig ankündigte, weniger Impfdosen zu liefern, sei ein regelrechter Skandal, waren sich viele Abgeordnete einig. Viele kritisierten auch, dass das Ganze zu langsam gehe. Warum etwa lagerten immer noch so viele Dosen ungenutzt im Tiefkühlfach?
"Weil wir vorsichtig sind, erwiderten Premierminister Alexander De Croo und auch Gesundheitsminister Frank Vandenbroucke. In Belgien habe man sich gemeinsam dafür entschieden, die notwendige zweite Dosis zu reservieren für diejenigen, die die erste bekommen haben. Das erweise sich als richtig. In Italien etwa hat man aufgrund der Lieferengpässe jetzt das Problem, dass die zweite Dosis eben nicht für alle zur Verfügung stehe.
Vandenbroucke: Vorerst alle Pfizer-Impfdosen vergeben
Gerade erst habe er die Bestätigung bekommen, dass es in Belgien kein "totes Inventar" gebe, sagte Vandenbroucke am Donnerstag in der Kammer. Alle Pfizer-Impfdosen im Land seien derzeit einem Bürger zugewiesen. Die noch verfügbaren Impfdosen würden gebraucht, um in der kommenden Woche die nötigen zweiten Impfungen zu starten, so Vandenbroucke.
Bis Donnerstag wurden in Belgien 140.000 Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Damit liege Belgien im europäischen Mittelfeld.
Premier De Croo mahnte seinerseits zur Besonnenheit. Es seien turbulente Zeiten, in denen sich die Situation eben schnell verändern könne. Die Verzögerungen bei Pfizer seien zudem zeitweiliger Natur. Eine Gerichtsklage wäre da wohl nicht angemessen und würde die Sache nicht vereinfachen. Vielmehr sollten wir alle es vermeiden, die Dinge zu dramatisieren und Panik zu schüren.
Wie die EU-Kommission am Donnerstag mitteilt, soll der Lieferengpass rasch überwunden sein. Diese Woche werde weniger geliefert, nächste Woche aber bereits wieder 100 Prozent der zugesagten Menge, sagte ein Kommissionssprecher. Der Lieferrückstand aus dieser Woche werde dann schnell ausgeglichen.
belga/dpa/vrt/okr/rop