Open-VLD-Vizepremier, flämischer Liberaler, rechter Wirtschaftsflügel der Partei, 44 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, perfekt zweisprachig, Kämpfer für Geschlechtergleichheit - so könnte eine Kurzbiographie von Alexander De Croo aussehen.
Das allerdings würde dem Mann weder gerecht werden, noch würde es dabei helfen, sich eine Vorstellung des künftigen belgischen Premierministers und Nachfolgers von Sophie Wilmès zu machen.
Alexander De Croo wurde 1975 in eine politische Familie hineingeboren. Sein Vater ist Herman De Croo, seines Zeichens selbst viele Jahre Minister für verschiedene Ressorts und auf föderaler, flämischer und lokaler Ebene sehr aktiv.
Alexander selbst machte aber zunächst keine Anstalten, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Nach einem Studium an der Freien Universität Brüssel (VUB) und in den USA machte er seinen Abschluss als Wirtschaftsingenieur, bevor er 1999 begann, für eine große Consulting-Firma zu arbeiten. Danach schloss er sich einer auf geistiges Eigentumsrecht spezialisierten Firma an.
2009 Vorsitzender der flämischen Liberalen
2009 gewann er, nachdem er von Vater Herman politisch lanciert worden war und ohne zuvor jemals ein Mandat innegehabt zu haben, die Wahl um den Vorsitz der flämischen Liberalen Open VLD und tritt damit die Nachfolge von Guy Verhofstadt an. Sein Ziel: die Partei reformieren. Berühmt-berüchtigt wurde er aber vor allem, als er am 22. April 2010 wegen des Streits um die Aufspaltung des Wahlbezirks Brüssel-Halle-Vilvoorde den Stecker aus der Regierung Leterme II zog.
Die Regierung scheiterte in der Folge, es kam zu Neuwahlen und der 541 Tage dauernden Staatskrise, die erst mit der Regierung von Elio Di Rupo endete. 2012 folgte De Croo Vincent Van Quickenborne auf dem Posten des Vizepremiers und Pensionsminister nach.
Bei den Wahlen 2014 schnitt De Croo gut ab und blieb auch in der Regierung Michel Vizepremier, mit den Zuständigkeiten Entwicklungshilfe, Digitalisierung, Telekommunikation und Postwesen. Seit der Marrakesch-Krise und dem Ausscheiden der N-VA aus der Regierung war De Croo dann für die Ressorts Finanzen und Entwicklungshilfe verantwortlich.
Vergangenen Mittwoch dann wurde der Open-VLD-Vizepräsident offiziell vom König zum Co-Regierungsbildner bestellt und schaffte es zusammen mit dem PS-Vorsitzenden Paul Magnette, die Vivaldi-Koalition endgültig auf die Schienen zu setzen.
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Boris Schmidt