"Historischer Händedruck in Alaska zwischen Trump und Putin", titelt L'Avenir. "Und jetzt?", fragt La Libre Belgique auf Seite eins. "Ich mache das, um viele Menschenleben zu retten", zitiert Het Laatste Nieuws US-Präsident Trump in ihrer Schlagzeile.
Das Treffen zwischen Donald Trump mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin, um über ein mögliches Ende des Kriegs in der Ukraine zu sprechen, war bei Redaktionsschluss der Zeitungen noch nicht zu Ende. Trotzdem widmen einige von ihnen diesem Treffen auch ihren Leitartikel.
De Morgen ist sich sicher: Für Kiew gibt es keinen Grund, optimistisch auf das Treffen in Alaska zu schauen. Denn erstens wird die Ukraine nicht an dem Treffen beteiligt. Und wer nicht mit am Tisch sitzt, der steht auf der Speisekarte. Zweitens hat sich an den Zielen von Russland nichts geändert. Putin - das sollte nicht vergessen werden - führt schon seit mehr als zehn Jahren Krieg in der Ukraine. 2014 hatte er die Krim annektiert und seitdem stets daran gearbeitet, den Osten der Ukraine langsam zu russischem Gebiet zu machen. Schnell wird Putin sich deshalb nicht von seinen Plänen abbringen lassen, zumindest Teile der Ukraine ins russische Reich einzuverleiben, prophezeit De Morgen.
Trümpfe in der Hand von Trump
La Libre Belgique gibt zu bedenken: Über die Rolle von Trump bei diesen Bemühungen um Frieden oder zumindest um einen Waffenstillstand kann man denken, was man will. Richtig ist aber: Wenn jemand etwas erreichen kann in diesem Konflikt, dann ist es der US-Präsident. Die USA haben so viel Macht, dass tatsächlich ihr Präsident entscheiden kann, wie sich der Krieg weiterentwickelt. Die Waffenlieferungen an die Ukraine einerseits und andererseits harte Sanktionen gegen Russland sind Trumps Trümpfe. Er hält die Karten für einen gerechten und dauerhaften Frieden in der Hand, behauptet La Libre Belgique.
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich mit der Debatte in der Kammer zum Gaza-Konflikt und bilanziert: Natürlich hat die Opposition versucht, Außenminister Maxime Prévot bloßzustellen. Doch der hat ziemlich souverän gekontert. Auf der einen Seite hat er klar gesagt, dass er einer Regierungsentscheidung nicht vorgreifen könne. Denn die Regierung hat sich länger nicht mehr zu Gaza beraten. Auf der anderen Seite hat er aber weiter mit Nachdruck seine eigene Position bekräftigt, die im Grunde der Opposition gefällt. Und diese Position, nämlich Israel zu einem Ende der Gewalt zu drängen und einen Palästinenserstaat anzuerkennen, ist richtig und mit internationalem Recht zu begründen. Hoffentlich kann Prévot seine Regierung von dieser Position überzeugen, wünscht sich Het Nieuwsblad.
Rückbesinnung auf die Wurzeln
De Standaard resümiert: Die Debatte im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten hat erneut die unterschiedlichen Positionen innerhalb der Regierungskoalition zum Gaza-Konflikt offenbart. Es liegt jetzt an Premier Bart De Wever, nach der Rückkehr aus seinem Urlaub schnell für Klarheit zu sorgen. Dabei sollte sich der N-VA-Politiker an die Wurzeln seiner eigenen Partei erinnern. Die Selbstbestimmung der Völker war eine der fundamentalen Forderungen der Volksunie, die später in der N-VA aufgegangen ist. Warum sollte dieses Prinzip jetzt nicht auch für die Palästinenser gelten? Belgien sollte so schnell wie möglich einen Palästinenserstaat anerkennen und aus Überzeugung rote Linien gegenüber Israel ziehen, fordert De Standaard.
Die Wirtschaftszeitung L'Echo notiert zum historischen Höchststand, den der belgische Börsenindex Bel20 erreicht hat: 18 Jahre mussten die Börsianer darauf warten, dass der bisherige Rekordstand aus 2007 geknackt wird. Jetzt ist es passiert. Doch das ist nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass es der belgischen Wirtschaft außerordentlich gut geht. Im Bell20 sind nämlich nur die 20 größten Unternehmen abgebildet, die den Großteil ihres Geschäfts im Ausland machen. Bei näherem Hinschauen ist auch bei ihnen nicht alles Gold, was gerade so glänzend erscheint. Nach dem berechtigten Jubel über den Rekord muss deshalb weiter mit Nachdruck daran gearbeitet werden, dass es der belgischen Wirtschaft, inklusive der kleineren und mittleren Unternehmen, langfristig wieder gut geht, mahnt L'Echo.
Niederlage des Multilateralismus
Zum gescheiterten UN-Abkommen gegen Plastikmüll kommentiert Le Soir: Dieses Scheitern ist auch eine schallende Ohrfeige für den Multilateralismus. Reiche und arme Länder haben es nicht geschafft, eine Einigung im Sinne der Vernunft zu erzielen. Die wirtschaftlichen Interessen gerade der ölproduzierenden Länder haben gesiegt. Für die Umwelt und auch uns Menschen ist das eine schlechte Nachricht und auch ein schlechtes Vorzeichen für die nächste Weltklimakonferenz, die in nicht einmal drei Monaten in Brasilien beginnt, ärgert sich Le Soir.
Auch L'Avenir findet: Dass die Unverantwortlichkeit bei den UN-Verhandlungen in Genf gesiegt hat, ist natürlich ein Rückschlag. Aber der Kampf gegen zu viel Plastikmüll ist zum Glück nicht nur abhängig von diesem Gipfeltreffen. Er findet jeden Tag statt, für jeden von uns in unserem Alltag. Jeder kann darauf achten, so wenig Plastik wie möglich zu benutzen. Die Zukunft unserer Kinder und unseres Planeten sollte uns das wert sein, meint L'Avenir.
Kay Wagner