"Stürzt Trump die Welt in eine neue Große Depression?", fragt De Morgen angesichts der Entwicklung der Börsenkurse nach der Ankündigung neuer Einfuhrzölle durch den US-Präsidenten. "Handelskrieg: Die Talfahrt der Märkte setzt sich fort", meldet La Libre Belgique. "Die belgische Börse erlebt den schlimmsten Tag seit Corona", titelt De Tijd. "Der Bel20 ist alle Gewinne von 2025 wieder los", unterstreicht Het Laatste Nieuws. "Blutrote Börsen machen Anleger nervös – Banken behaupten, dass es kein Problem für Fonds gibt", liest man bei Gazet van Antwerpen. "Welthandel: Schlagabtausch zwischen Washington und Peking - China kontert Trumps Zollhammer", ergänzt das GrenzEcho.
Die Schockwelle, die Trumps Zölle ausgelöst haben, ist global, schreibt L'Echo in seinem Leitartikel. Und wir können sie wie bei einem Seismograph live mitverfolgen anhand der Börsenkurse - denn Trump hat sie alle abstürzen lassen. Ein Blick zurück auf die Corona-Pandemie zeigt uns, was wir nun erwarten sollten: eine massive Störung der Versorgungsketten. Wir sehen hier die Fortsetzung von "Make Recession Great Again". Ist die Globalisierung also tot? Ja, zumindest die seit Jahrzehnten von Amerika angeführte. Aber die Welt ist nicht gezwungen, dem Kurs zu folgen, den Trump da vorzeichnet. Lassen wir die Vereinigten Staaten alleine ihren Weg weitergehen ins Chaos. Wir sind frei, unseren eigenen Weg zu wählen. Denn der Rest der Welt muss die Globalisierung nicht ebenfalls zu Grabe tragen. Die Globalisierung ist tot, es lebe die Globalisierung, appelliert L'Echo.
Hilft Trump unabsichtlich Europa?
China ist nicht bereit, klein beizugeben angesichts der Wirtschaftspolitik von Trump, hält De Tijd fest. Damit hat der Kampf der Elefanten begonnen. Und wo Elefanten kämpfen, wird das umliegende Gras plattgetrampelt. Dieses Gras sind auch wir in Europa. Unsere Wirtschaft wird nicht nur unter den amerikanischen Zöllen leiden, sondern auch unter den chinesischen Gegenmaßnahmen. Denn die Gefahr ist groß, dass China versuchen wird, noch mehr von seiner Überproduktion hier loszuwerden, warnt De Tijd.
Aus europäischer Sicht fühlt sich das Nato-Bündnis mit den Vereinigten Staaten jeden Tag mehr wie ein Würgegriff an, konstatiert De Standaard. Einerseits erheben die USA hohe Zölle auf unsere Waren, andererseits fordern sie Investitionen in die Verteidigung in Höhe von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Europa wird hier brutal in die Zange genommen. Natürlich leidet nicht nur Europa unter Trumps Zöllen. Aber Trump könnte die US-Truppen abziehen, wenn wir uns dagegen wehren - damit stünde die Sicherheit Europas auf dem Spiel. Gleichzeitig will Trump Europa zwingen, seine Wohlfahrtsstaaten abzubauen für die Finanzierung der Aufrüstung. Aber die Wohlfahrtsstaaten bilden zusammen mit dem freien Handel den Kern unseres politischen Projekts. Beides zu zerstören hätte offensichtliche Folgen. Es ist fast schon überraschend, wie ruhig Europa bisher bleibt angesichts dieser Bedrohung. Das zeugt auch von wiedergefundenem Selbstbewusstsein. Vielleicht hilft uns Trump unfreiwillig tatsächlich mit etwas, was lange unmöglich schien: Uns auf breiter Front zu mobilisieren, um den größten Bedrohungen die Stirn zu bieten, hofft De Standaard.
Das Mafia-Prinzip
Eigentlich dürfen wir uns über Trumps Verhalten nicht wundern, meint Gazet van Antwerpen, er macht genau das, was er in jungen Jahren gelernt hat. Trump wurde vor 78 Jahren in New York geboren und ist in der von den großen Mafia-Familien kontrollierten Stadt aufgewachsen. Sein Vater hatte auch einschlägige entsprechende Kontakte. Natürlich wurde Donald ebenfalls von diesem Umfeld geprägt, das hat er selbst zugegeben. Wie kann es also verwundern, dass sein Handeln und seine Entscheidungen an Mafiamethoden erinnern? Mit Putin und Xi als Oberhäuptern von anderen Mafia-Clans?
Das Mafia-Prinzip war immer: Man lässt sich zwar gegenseitig mehr oder weniger in Ruhe, was das Territorium angeht. Aber man versucht durchaus hin und wieder, sich ein größeres Stück vom Kuchen zu sichern. So wie jetzt Trump mit seinen Zöllen, hebt Gazet van Antwerpen hervor.
Die Online-Jury hat geurteilt
Ansonsten sorgt auch die Entscheidung eines Löwener Gerichts weiter für Wirbel, einen Medizinstudenten zwar der Vergewaltigung schuldig zu sprechen, ihm aber eine Strafaussetzung zu gewähren. La Dernière Heure blickt in diesem Zusammenhang auf andere aufsehenerregende Gerichtsentscheidungen zurück: 24. Februar, Korrektionalgericht in Brügge: Das Gericht ist überzeugt, dass ein Großvater seine Enkelin sexuell missbraucht hat - aber es spricht den Mann frei, seine Parkinson-Medikamente seien für das Verbrechen verantwortlich. 11. März, Korrektionalgericht in Gent: Der Schriftsteller und Kolumnist Herman Brusselmans muss sich vor Gericht verantworten, weil er, im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg, geschrieben hatte, jedem Juden, dem er begegne, ein Messer in den Hals rammen zu wollen. Freispruch, im Namen der Meinungsfreiheit. Und nun am 1. April eben Löwen. In den vergangenen 36 Tagen hat sich unsere Justiz sehr verständnisvoll gegenüber Angeklagten gezeigt. Aber viel weniger gegenüber den Opfern, giftet La Dernière Heure.
Het Laatste Nieuws befasst sich mit der Online-Hetzkampagne gegen den Medizinstudenten: Im Netz werden mittlerweile eifrig der Name, Privatfotos und persönliche Daten des Studenten verbreitet. Er erhält auch Morddrohungen. Die Polizei wird ihn und seine Angehörigen bald schützen müssen. Der Richter hielt es für falsch, dem Mann eine Strafe aufzuerlegen. Aber die Gesellschaft hat beschlossen, ihm "lebenslänglich" zu geben. Der Richter wohlgemerkt, der alle Einzelheiten des Falls kannte im Gegensatz zur Online-Meute, die sich noch nicht mal die Mühe macht, die Zusammenfassung zu lesen. Vielleicht hilft es manchen ja, so Dampf abzulassen, aber reicht es nicht langsam? Müssen wir uns wirklich jedes Mal zum Richter und Henker aufschwingen über Fälle, mit denen sich professionelle Richter viel eingehender befasst haben? Und was, wenn all das zu einer Gegenbewegung führt? Was, wenn jemand meint, die vergewaltigte Frau sei eigentlich schuld, und ihren Namen veröffentlicht? Durch all diesen Online-Hass wird letztlich nur die Hemmschwelle für künftige Opfer noch höher, Anzeige zu erstatten. Und wem ist damit gedient?, wettert Het Laatste Nieuws.
Boris Schmidt