"Gedenken: 30 Jahre nach dem Beginn des Völkermords in Ruanda bleibt die Erinnerung noch immer sehr schmerzhaft", titelt Le Soir auf Seite eins. "Ruanda: 30 Jahre nach dem Genozid", so die Überschrift bei L'Avenir. "Unsere ermordeten Paras - "30 Jahre später ist immer noch kein Recht gesprochen worden"", liest man bei La Dernière Heure. "Schwierige Heilung im Schatten des Genozids", schreibt das GrenzEcho.
"Damals, vor 30 Jahren, haben wir uns erneut geschworen: Nie wieder", kommentiert Le Soir. Wir waren überzeugt, dass die Tötungsmaschine hätte aufgehalten werden können, wenn sie nur gefilmt und live dokumentiert worden wäre. Seitdem hat es den Ostkongo gegeben, das äthiopische Tigray und auch Gaza. Die Nachwehen des Genozids in Ruanda sind noch bis heute zu spüren und noch immer sterben deswegen Menschen, von den Ufern des Kiwusees bis zum Mittelmeer. Im Namen vergangener Gräueltaten und Kriegsverbrechen wird immer weiter getötet, auch im Nahen Osten. Und auch wenn wir heute ständig und von allem Bilder haben, die Ohnmacht bleibt die gleiche. Unsere politisch Verantwortlichen beschränken sich auf vorsichtige Warnungen. Warum wird nicht mehr getan? Warum wird den neuen Massakern im Namen alter Blutbäder kein Einhalt geboten? Auch unsere künftigen politischen Führer werden wohl nur hinterher Worte des Bedauerns übrighaben, kritisiert Le Soir.
La Libre Belgique greift Israels Angriffe auf den internationalen Hilfskonvoi in Gaza und auf die iranischen Revolutionsgarden in Damaskus auf: Damit hat Israel geltendes internationales Recht mit Füßen getreten. Zivilisten und Helfer dürfen nicht angegriffen werden, genauso wenig wie diplomatische Vertretungen. Die Verantwortlichen setzen sich damit der Gefahr einer gerichtlichen Verfolgung aus, unter anderem wegen Kriegsverbrechen. Derweil geht es Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nur darum, den Krieg für seine persönliche politische Agenda auszubeuten. Wenn es ihm wirklich um die israelischen Geiseln ginge, wie er immer behauptet, dann hätte er die längst freibekommen können - durch die Freilassung tausender palästinensischer Häftlinge. Dieser Krieg dauert schon viel zu lange. Und jeden Tag lässt Netanjahus Flucht nach vorne Israel moralisch in immer tiefere Abgründe abgleiten, warnt La Libre Belgique.
Belgien ist keine Insel
Het Belang van Limburg nimmt den 75. Geburtstag der Nato zum Anlass, um sich mit der belgischen Verteidigungspolitik auseinanderzusetzen: Während Europa langsam erwacht und begreift, dass es militärisch auf eigenen Beinen stehen muss, verhält sich Belgien weiter wie eine Insel, der die Bedrohungen der Welt nichts anhaben können. Wir tun so, als ob der Krieg an unserer Ostgrenze nicht existiert, als ob es den Nahen Osten nicht gäbe und als ob die Instabilität in Afrika verschwinden würde, wenn wir nur fest die Augen zumachen. Was unsere Verteidigungsbeiträge angeht, landen wir auf dem letzten Platz in der Nato. Aber zu mehr als Slogans und oberflächlichen Diskussionen reicht es trotzdem nicht. Das zeigt, wie unreif unser Land ist in puncto Verteidigung und internationale Sicherheit, es zählt immer nur die Parteipolitik. Währenddessen bereitet sich Russland in der Ukraine auf eine neue Offensive vor, die mitten ins unsere Wahlen fallen könnte. Es ist absolut unverständlich, warum die Themen Verteidigung und Sicherheit - mit denen ja auch Migration untrennbar verbunden ist - so wenig Aufmerksamkeit bekommen, wettert Het Belang van Limburg.
De Morgen beschäftigt sich mit der gerade beschlossenen Rentenreform: Der sogenannte Rentenbonus stößt auf unerwartet großes Interesse bei der Bevölkerung. Einerseits ist das eine gute Nachricht: Denn das bedeutet, dass viele Menschen bereit sind, länger zu arbeiten, wenn sie dafür angemessen belohnt werden. Die weniger gute Nachricht ist, dass das teuer werden kann für die Staatskasse, wenn die Maßnahme ein zu großer Erfolg wird. In dem Sinne könnte der Rentenbonus auch wahlkampftechnisch durchaus noch ein heißes Eisen werden. Was wir hingegen weitgehend vermisst haben bei der Debatte um die Rentenreform, das ist die ausreichende Berücksichtigung gesundheitlicher Unterschiede zwischen den verschiedenen Berufsgruppen. Denn geringqualifizierte Menschen müssen hierzulande mit zehn bis 13 Jahren weniger gesundem Leben rechnen, beklagt De Morgen.
Der Verlust der industriellen Kronjuwelen
Gazet van Antwerpen blickt auf das Schicksal des Busbauunternehmens Van Hool: Nächste Woche wird Flandern mit Van Hool ein weiteres industrielles Kronjuwel verlieren. Hinzu kommt, dass sich dadurch auch der Einfluss aus dem Ausland auf die belgische Wirtschaft weiter vergrößert. Und das ist nie gut. Für den Untergang von Van Hool gibt es viele Gründe, aber man kann die Augen nicht vor dem Missmanagement durch die Familie Van Hool verschließen. Schon seit vor Corona wurden die Schuldenberge immer größer, als dann endlich versucht wurde, einzugreifen, war es viel zu spät. Selten war das Sprichwort "Hochmut kommt vor dem Fall" angebrachter als hier. Und die Leidtragenden sind wieder die Arbeitnehmer, bedauert Gazet van Antwerpen.
Neben Van Hool ist nun auch die Audi-Fabrik in der Brüsseler Stadtgemeinde Forest bedroht, schreibt De Tijd. Die Gefahr ist groß, dass nach Renault in Vilvoorde und Ford in Genk eine weitere Autofabrik in Belgien zumachen muss. Wenn es um Schließungen geht, sind immer zuerst die teuersten Fabriken dran. Und auf dieser Liste steht Belgien mit seinen hohen Lohn- und Energiekosten ganz oben. Der Verlust von Audi Brüssel würde schwer wiegen. Nicht nur wegen der tausenden Arbeitsplätze, sondern auch weil es gerade in der Dienstleistungsstadt Brüssel nur noch wenig Industrie gibt. Es geht aber auch um das Know-How und die Erfahrung beim Bau elektrischer Fahrzeuge, um die Innovationsfähigkeit, die Belgien damit zu verlieren droht. Wenn es der Politik ernst ist mit ihrem Plädoyer für ein industrielles Revival des Landes, dann muss sie Maßnahmen ergreifen, um Unternehmer und Industrie zu fördern, appelliert De Tijd.
Ignorieren oder abmelden
Das GrenzEcho geht in seinem Leitartikel auf die Problematik von Online-Hass ein, der unter anderem dazu führt, dass Politiker wegen persönlicher Anfeindungen das Handtuch werfen: Das Problem an den sogenannten Sozialen Medien ist, was die Menschen am Ende daraus machen: Hass statt Austausch steht im Vordergrund. Aber Eingriffe der öffentlichen Hand sind delikat, weil letztlich sogar die Gefahr besteht, dass mit dem Kampf gegen Anfeindungen die Meinungsfreiheit auf der Strecke bleibt und möglicherweise legitime Kritik unterdrückt wird.
Soziale Medien sind darauf ausgelegt, dass die Nutzer möglichst viel Zeit dort verbringen und nicht etwa darauf, einen verbindenden Raum zu schaffen. Zudem erzeugen negative und emotionale Inhalte mehr Aufmerksamkeit. Und natürlich wird vieles unter Falschnamen oder anonym gepostet. Das muss man wissen und auch in Kauf nehmen, wenn man dort unterwegs ist. Was allerdings nicht heißt, dass man sich im Internet alles gefallen lassen muss. Aber durch staatliche Maßnahmen lassen sich frustrierte Hasskommentatoren nicht bremsen. In solchen Fällen ist es am besten, sie ganz einfach zu ignorieren oder sich abzumelden, empfiehlt das GrenzEcho.
Boris Schmidt