"2024", titelt De Morgen zu einem Foto des Brüsseler Silvesterfeuerwerks. "Polizei fordert strengere Strafen", so der Aufmacher bei Het Laatste Nieuws. "Nicht der Regen, sondern schändliches Verhalten trübt das Fest", notiert Gazet van Antwerpen auf Seite eins.
Der Jahreswechsel spielt nicht nur auf den Titelseiten der Zeitungen eine größere Rolle, sondern wird in unterschiedlicher Form auch von vielen Leitartiklern aufgegriffen.
La Dernière Heure beschäftigt sich mit den Ausschreitungen, die es in Brüssel gegeben hat: Für die Hilfskräfte war es wieder mal kein ruhiger Jahreswechsel. Das Feuerwerksverbot wurde – natürlich – nicht beachtet. Ergebnis: Mindestens eine Hand wurde durch einen Feuerwerkskörper abgerissen, fünf Verletzte, Dutzende Fahrzeuge in Flammen. Mehr als 200 Personen wurden wegen Randale festgenommen. Wieder einmal gab es Angriffe auf die Hilfskräfte, wieder einmal wurde mit Feuerwerkskörpern direkt auf Feuerwehrkräfte im Einsatz gezielt. Auf die gleichen Menschen, die in der gleichen Nacht eine Familie aus ihrer brennenden Wohnung befreiten. Verstehe das, wer will, schimpft La Dernière Heure.
Ein gutes Jahr – oder doch nicht?
Het Laatste Nieuws bemerkt: Es gab Ausschreitungen und illegales Feuerwerk. In Nordeuropa kündigte eine Königin ihren Rücktritt an. Stoff genug für einen Zeitungsartikel. Doch in der ersten Ausgabe im neuen Jahr möchten wir unseren Lesern alles Gute für 2024 wünschen. Das Beste. Gemeinsam werden wir 2024 zu einem guten Jahr machen, betont Het Laatste Nieuws.
Het Nieuwsblad gibt sich skeptisch: Es wäre naiv einfach zu glauben, dass 2024 besser wird als das vergangene Jahr. Denn die zurückliegenden Jahre haben uns eins gelehrt: Dass wir nämlich nicht zu viel erwarten sollen. Viele Warnblinklichter sind auch schon eingeschaltet. Der Konflikt zwischen China und Taiwan könnte im schlimmsten Fall zu einem Krieg führen. Viele Wahlen, vor allem die Präsidentschaftswahl in den USA, können für Unsicherheit sorgen – was, wenn Trump wieder US-Präsident wird? Die Konflikte in Nahost und in der Ukraine sind längst noch nicht zu Ende. Und so weiter und so fort. Natürlich können wir auf ein gutes 2024 hoffen, aber ein Selbstläufer wird das nicht, unterstreicht Het Nieuwsblad.
Sprungbrett für De Croo?
De Tijd meint zur belgischen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr: Zu viel darf man von dieser Ratspräsidentschaft nicht erwarten. Ein großer Teil der Arbeit besteht darin, die noch offenen Gesetzgebungsprozesse der EU voranzubringen. Sechs Monate sind auch eine zu kurze Zeit, um der europäischen Politik einen eigenen Stempel aufzudrücken. Zumal im Juni Europawahlen sind und das Europarlament deshalb ab Ende April seine Arbeit einstellt, weiß De Tijd.
L'Avenir zählt auf: Der europäische Haushalt – und da vor allem die weitere Unterstützung für die Ukraine –, der ökologische Wandel und der Migrationspakt werden drei große Themen sein, mit denen sich die belgische EU-Präsidentschaft beschäftigen wird. Außerdem werden die Belgier einen Fahrplan entwickeln, wie es inhaltlich in Europa nach den Europawahlen weitergehen soll. Für Premierminister Alexander De Croo ist diese Präsidentschaft eine Chance. Er weiß, dass seine Tage als belgischer Premier gezählt sind. In den kommenden sechs Monaten kann er sich auf europäischer Bühne profilieren. Die Präsidentschaft kann für ihn zum Sprungbrett werden zu einer zweiten Karriere. Diesmal auf europäischem Niveau, überlegt L'Avenir.
Black Lives Matter – nicht im Kongo?
Le Soir kommentiert zum Ausgang der Präsidentschaftswahlen im Kongo: Auf den ersten Blick kann man sich freuen. Die Wahlen haben am geplanten Datum stattgefunden. Die Kongolesen haben ihre Stimme abgegeben und gezeigt, dass sie hinter der Demokratie stehen, dass sie ihr Land lieben in all seiner Verschiedenheit und kulturellen Vielfalt. Aber natürlich war nicht alles perfekt bei den Wahlen. Der wiedergewählte Präsident Tshisekedi muss weiter daran arbeiten, den Alltag der Menschen zu verbessern. Tut er das nicht, droht seine Macht eine bittere Wiederholung der vergangenen Jahrzehnte in Kongo zu werden, warnt Le Soir.
Hart ins Gericht mit den Wahlen geht La Libre Belgique und fügt: Muss sich die Demokratische Republik Kongo wirklich mit einer zweitklassigen Demokratie zufriedengeben? Mit Standards, die im Westen niemals akzeptiert würden? Warum regt sich die internationale Gemeinschaft nicht auf über das Recht des Stärkeren, das zur so genannten Wiederwahl des bisherigen Amtsinhabers geführt hat? Black Lives Matter, gilt dieser Spruch nicht in Afrika? Die Unregelmäßigkeiten der Wahlen nicht anzuprangern, bedeutet gleichgültig zu sein. Als ob für die Kongolesen nicht das sakrosankte Prinzip der Demokratie gelten würde: Ein Bürger, eine Stimme. Den Wahlausgang zu akzeptieren bedeutet, eine dunkle Zukunft mitzugestalten. Es ist vor allem auch Rassismus, wettert La Libre Belgique.
Kay Wagner