"Magnette schickt Di Rupo nach Europa und will selbst in die Rue de la Loi", titelt De Standaard. "Der ewige Di Rupo: Mit 72 Jahren Spitzenkandidat für Europa", notiert La Dernière Heure auf Seite eins. "Di Rupo hat Europa vor Augen, Magnette die föderale Politik", fasst L'Avenir auf seiner Titelseite zusammen.
Die frankophonen Sozialisten von der PS haben am Wochenende einen Parteikongress abgehalten. Dabei haben sie die Listenplätze für die Wahlen im kommenden Jahr beschlossen. In ihrem Leitartikel beschäftigt sich La Dernière Heure mit der Personalie Elio Di Rupo.
Die Zeitung schreibt: Selbst mit 72 Jahren will Di Rupo sich noch nicht zur Ruhe setzen. Das kann man auf der einen Seite bewundern. Auf der anderen Seite kann man es auch so verstehen, dass es bei der PS keinen Platz für junge Menschen gibt. Diese Jungen mit ihren modernen Ideen können sich gegen die Dinosaurier nicht durchsetzen. Was bei anderen Parteien übrigens genauso ist. Dabei wären junge Gesichter, ein frischer Wind gut für alle Parteien. Angesichts der immer größer werdenden Politikverdrossenheit in der Gesellschaft ist es kein gutes Signal, weiter auf die alten Politiker zu setzen, bedauert La Dernière Heure.
Niemanden überzeugt
Gazet van Antwerpen kommentiert die Protestaktionen von Klimaaktivisten am Wochenende. Mitglieder der Organisation "Code Rouge" hatten unter anderem den Flugverkehr am Flughafen Deurne bei Antwerpen gestört. Diese Aktion, so Gazet van Antwerpen, war kontraproduktiv für die Klimaaktivisten. Keinen einzigen Nutzer von Privatjets und keinen einzigen Passagier von kommerziellen Flügen werden sie dazu gebracht haben, künftig mit dem Zug zu fahren.
Sympathien werden sie kaum geweckt haben. Denn ihre Aktion hat die Freiheit vieler Menschen beschränkt. Aber so kann Demokratie nicht funktionieren. Die Aktivisten sollten vielmehr versuchen, im demokratischen Prozess mehr Unterstützer für ihre Ideen zu bekommen. Kernforderung ist ja, den Flugbetrieb höher zu besteuern. Der beste Ort, um das zu erreichen, ist das Europaparlament, rät Gazet van Antwerpen.
In Brüssel beginnt heute ein Prozess gegen Drogenhändler. Le Soir wertet: Das ist ein Mammutprozess mit 125 Angeklagten. Sie gehören zu dem weltweiten Netzwerk, das sich über verschlüsselte Kommunikationssoftware wie Sky ECC verständigt hatte. Dieser Megaprozess wird den organisierten Drogenhandel nicht besiegen. Aber er wird zeigen, dass die belgische Justiz nicht ohnmächtig dem Treiben der Drogenhändler zusieht; dass es möglich ist, diesem Netzwerk einen harten Schlag zu versetzen, dass der Wille dazu vorhanden ist und auch die Mittel dazu in die Hand genommen werden, betont Le Soir.
König ist gut
Het Belang van Limburg kündigt ihren Lesern die TV-Dokumentation über König Philippe an, die heute Abend im flämischen Fernsehen ausgestrahlt wird. Bei der RTBF war sie schon am Freitag zu sehen. Auch deshalb weiß die Zeitung: Der Zuschauer bekommt einen guten Einblick in die Privatperson des Königs. Der ist äußerst populär, und selbst die flämischen Nationalisten, die ja bekanntlich viel Kritik am Königshaus üben, haben erkannt, dass Philippe seine Sache außerordentlich gut macht. N-VA-Vorsitzender Bart De Wever bezeichnete König Philippe jetzt als "sehr professionell". Einen Fehler habe der Monarch bisher noch nicht gemacht. Schön, dass die Nationalisten ihre Kritik am König einstellen. Dann können sie nämlich besser die wirklichen Probleme anpacken, freut sich Het Belang van Limburg.
Het Nieuwsblad bemerkt mit Blick auf das Schulwesen: Weil es zu wenig Lehrer gibt, werden schon seit geraumer Zeit immer häufiger Quereinsteiger als Lehrer an die Schulen geholt. Das ist eine gute Sache, wird allerdings schlecht umgesetzt. Denn diese Quereinsteiger werden meist dort eingesetzt, wo ausgebildete Lehrer nicht sein möchten. Sprich, an den schlechtesten Schulen mit den schwierigsten Schülern. Das ist natürlich wenig motivierend für die Quereinsteiger. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass ein Viertel von ihnen den Job nach einem Jahr schon wieder hinschmeißt. Es muss etwas getan werden, um Quereinsteiger länger im Job zu halten, fordert Het Nieuwsblad.
Das Grauen bekommt Gesichter
Mit Blick auf den Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Hamas stellt De Morgen fest: Drei israelische Geiseln sind von israelischen Soldaten erschossen worden. Den Fehler gab das Militär schnell zu. Doch es könnte sein, dass dieser Fehler einen Wendepunkt in dem Konflikt darstellt. Die drei erschossenen Geiseln haben in israelischen Medien ein Gesicht bekommen. Die israelische Gesellschaft sieht, was im Gazastreifen passiert, welche Schicksale dort geschrieben werden. Selbst unschuldige Israelis werden Opfer des Grauens.
Wegschauen ist nicht mehr möglich. Wie viele Unschuldige müssen noch sterben? Wenn Israels Premierminister Netanjahu die Notwendigkeit jetzt nicht erkennt, einen neuen und langen Waffenstillstand herbeizuführen, wann denn dann?, fragt ernüchtert De Morgen.
Kay Wagner