"Niederlande erwarten einen Wahlkrimi", titelt De Morgen. "Wahlen in den Niederlanden werden große Zitterpartie", notiert De Standaard auf Seite eins. "17 Parteien stellen sich in den Niederlanden zur Wahl", meldet auf ihrer Titelseite La Libre Belgique.
Die heutigen Parlamentswahlen in den Niederlanden beschäftigen die Zeitungen in ausführlichen Berichten. Ein klarer Favorit zeichnet sich nicht ab. L'Avenir kommentiert: Die letzte Regierung ist am Thema Einwanderung zerbrochen. Das Thema Einwanderung war im Wahlkampf auch wieder zentral. Es steht zu befürchten, dass die Schrauben angezogen werden. Die liberal-konservative Partei des langjährigen Premierministers Mark Rutte könnte stärkste Kraft werden. Sie hat bereits angekündigt, unter Umständen mit der extremen Rechten von Geert Wilders eine Regierung zu bilden. Diese Tendenz ist nicht neu, dass demokratisch-konservative Parteien den Schulterschluss mit der extremen Rechten suchen. In Spanien ist es gescheitert, in Schweden und Italien dagegen geglückt. Diese Tendenz ist besorgniserregend. Die demokratischen Parteien müssen sich überlegen, wie so etwas verhindert werden kann, sorgt sich L'Avenir.
Resilienz steigern
Le Soir weiß: Ganz Flandern schaut heute gebannt auf den Wahlausgang in den Niederlanden. Denn das, was dort passiert, könnte als Beispiel für Flandern dienen. Die Voraussetzungen sind ähnlich: eine sehr starke rechtsextreme Partei und eine ebenfalls starke bürgerlich-konservative Partei. Wenn es in den Niederlanden tatsächlich zu so einem Regierungsbündnis kommen sollte, stünde einem Bündnis zwischen N-VA und Vlaams Belang in Flandern eigentlich nichts mehr im Wege, befürchtet Le Soir.
De Tijd meint zu der Rüge, die die EU-Kommission gestern den belgischen Haushaltsplänen erteilt hat: Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Nur die Slowakei steht im europäischen Vergleich noch schlechter da als unser Land. Leider ist es so, dass man kurz vor den Wahlen nichts anderes von der Regierung hatte erwarten können. Dabei wäre es an der Zeit, den Bürgern im Wahlkampf reinen Wein einzuschenken. Es muss deutlich werden, dass Einsparungen im Haushalt nicht bedeuten, dass man den Bürgern etwas wegnimmt. Sondern ganz im Gegenteil, man den Bürgern etwas gibt. Dadurch schafft man nämlich Möglichkeiten, in Krisenzeiten Geld zu haben. Man steigert die Resilienz des Staates. Wenn man das nicht macht, könnte Belgien die nächste Krise hart treffen, warnt De Tijd.
Dialog ist das Rezept
L'Echo bemerkt zu einem neuen Gesetzesvorschlag des föderalen Gesundheitsministers Frank Vandenbroucke: Arbeitnehmer, die aufgrund einer Krankheit ihren bisherigen Beruf nicht weiter ausüben können, sollen wieder schneller arbeiten gehen. Das ist das Ziel, das Vandenbroucke erreichen will. Dreimal pro Jahr sollen Langzeitkranke deshalb künftig zum Arzt gehen. Es soll festgestellt werden, ob sie nicht doch wieder eine Arbeit aufnehmen können. Diese Pläne sind zu begrüßen. Schade nur, dass sie so spät kommen. Die Wiedereingliederung von Langzeitkranken in den Arbeitsmarkt steht schon im Koalitionsvertrag. Eine neue Regierung muss an diesem Thema weiter dranbleiben, wünscht sich L'Echo.
Mit Blick auf die Stadt Antwerpen stellt Gazet van Antwerpen fest: Die Zahl der antisemitischen Vorfälle in der Stadt ist deutlich gestiegen. Natürlich hat das mit dem Konflikt in Gaza zu tun. Aber es ist gut zu sehen, dass es noch zu keinen schweren Übergriffen auf Juden gekommen ist. Wie überhaupt die Lage in der Multikulti-Stadt Antwerpen relativ ruhig bleibt. Verschiedene Demonstrationen können stattfinden, ohne dass die Lage eskaliert. Das hat natürlich damit zu tun, dass die Stadt mehr für die Sicherheit tut. Aber auch damit, dass man viel miteinander spricht. Der Dialog ist ein gutes Mittel, um die Chance auf Frieden in der Stadt zu wahren, unterstreicht Gazet van Antwerpen.
Richtige Entscheidungen
De Standaard beobachtet: Belgien verdient sich auf internationalem Parkett gerade neue Lorbeeren. Das liegt an der Haltung unseres Landes zum Nahostkonflikt. Von Anfang an hat Belgien sich auf die Seite der Menschen gestellt. Unser Land hat sowohl den Terrorangriff der Hamas in Israel verurteilt als auch die Angriffe Israels im Gazastreifen, unter denen vor allem Zivilisten leiden. Die Stimme Belgiens wird deshalb gehört. Auch in internationalen Medien wie BBC oder Al Jazeera. Das kleine Belgien gewinnt an Bedeutung durch seine richtige Position in diesem schwierigen Konflikt, freut sich De Standaard.
La Dernière Heure schreibt zum neuen Comic mit Abenteuern von Gaston Lagaffe: 26 Jahre nach dem Tod seines genialen Papas Franquin ist Lagaffe jetzt wieder da. Und das gegen den Willen des Meisters. Er hatte gewollt, dass nach seinem Tod kein anderer Zeichner die Abenteuer von Lagaffe fortsetzt. Jetzt ist das geschehen. Der heftige Widerstand seiner Tochter wurde vom Verlag gebrochen. Und gerne würden wir jetzt diesen neuen Gaston verfluchen als schlechte Kopie des Originals. Das Gegenteil ist der Fall. Gaston ist wieder da und gefällt uns außerordentlich, jubelt La Dernière Heure.
Kay Wagner