"Treibjagd nach Ex-Militär führt von Leopoldsburg nach Norwegen", titelt Het Belang van Limburg. "Ein ehemaliger Soldat, der Alexander De Croo mit dem Tod bedrohte, ist in Norwegen verhaftet worden", notiert La Libre Belgique auf Seite eins. "Wer ist der Ex-Soldat, der jeden an Jürgen Conings denken lässt?", fragt auf seiner Titelseite De Standaard.
Am Freitagnachmittag war bekannt geworden, dass Premierminister Alexander De Croo von einem ehemaligen belgischen Soldaten bedroht wird. Ein Video, das auf sozialen Medien geschaltet war, zeigt den ehemaligen Soldaten, wie er mehrmals auf ein Foto von De Croo schießt. Mittlerweile ist der Mann in Norwegen verhaftet worden. Die föderale Staatsanwaltschaft ermittelt.
Die Leitartikel der Zeitungen beschäftigen sich noch nicht mit diesen Ereignissen. Lediglich Het Nieuwsblad geht bei seinen Bemerkungen zu der geplanten Steuerreform kurz auf die Bedrohung ein. Die Zeitung schreibt: Premier De Croo lässt sich nicht abschrecken durch einen wildgewordenen Soldaten. Dieses Wochenende ruft er erneut seine Top-Minister zusammen, um mit ihnen weiter an der Steuerreform zu arbeiten. Die Chance ist groß, dass die Bemühungen nicht von Erfolg gekrönt werden und es weitere Verhandlungsrunden geben wird. Zu sehr ist das große Projekt mittlerweile zur Schießbude für alle Beteiligten geworden. Jede Partei will ihre Forderungen durchbringen und blockiert die Forderungen der anderen durch ein Veto. Statt einer wirklichen Reform werden am Ende wohl nur ein paar Veränderungen zu den bisher geltenden Vorschriften herauskommen, bedauert Het Nieuwsblad.
Flugzeuge sollten besser fliegen
Ebenfalls zur Steuerreform meint L'Echo: Einige Parteien möchten diese Reform verbinden mit Reformen des Arbeitsmarkts. Grundsätzlich ist das eine gute Idee. Auch vor dem Hintergrund, dass 2030 ja eine Beschäftigungsrate von 80 Prozent erreicht werden soll. Aber nicht alle Vorschläge sind sinnvoll. Die Ausweitung der Flexijobs zum Beispiel würde nicht mehr Geld in die Sozialkassen spülen und auch nicht alle Berufsfelder sind geeignet für Flexibilität. Besser ist schon die Idee, Arbeitslose dazu zu verpflichten, eine Ausbildung oder einen Job in einem Mangelberuf anzunehmen. Wer als Arbeitsloser zu Recht Geld von der Solidaritätsgemeinschaft bekommt, der muss sich ebenfalls solidarisch zeigen, indem er so schnell wie möglich versucht, wieder arbeiten zu gehen, findet L'Echo.
Gazet van Antwerpen kommentiert zur Ankündigung der belgischen Piloten der Billigfluggesellschaft Ryanair, am kommenden Wochenende zu streiken: Natürlich versteht fast jeder Außenstehende die Gründe für den Streik. Allerdings wissen die Piloten aus Erfahrung selbst ganz genau, dass Streiks bei Ryanair eigentlich nie direkt zum Erfolg führen. Deshalb ist die Idee, gerade an dem Wochenende zu streiken, an dem der meiste Flugverkehr im Sommer zu erwarten ist, wirklich keine gute Idee. Tausenden Familie wird dadurch der Urlaub vermiest. Besser wäre es, noch einmal mit Ryanair zu sprechen und die Flugzeuge fliegen zu lassen, wünscht sich Gazet van Antwerpen.
Dänemark als Vorbild
Le Soir beobachtet: Der Fall Ryanair ist ein gutes Beispiel dafür, was in Europa noch nicht funktioniert. Ein europaweit aktives Unternehmen wendet in jedem Land andere Sozialregeln an. Hier könnte Europa mal aktiv werden und regeln, wie Unternehmen wie Ryanair ihre Mitarbeiter europaweit behandeln dürfen. Und dann müssten diese Regeln auch durchgesetzt werden. Ansonsten droht gerade bei Ryanair das, was wir zurzeit erleben: Jeden Sommer ein neuer Streik, bedauert Le Soir.
In den Niederlanden ist die Regierung von Ministerpräsident Rutte zerbrochen. Die vier Regierungsparteien konnten sich nicht über den künftigen Kurs bei der Aufnahme von Flüchtlingen und Asylsuchenden einigen. Dazu notiert De Tijd: Ganz Europa steht vor dem gleichen Problem wie jetzt die Niederlande. Auf der einen Seite werden Einwanderer gebraucht für unseren Arbeitsmarkt. Auf der anderen Seite kommen gerade zu viele Menschen nach Europa. Europa braucht deshalb eine Regelung, die sich am dänischen Beispiel orientiert: Mit einer relativ strengen Einwanderungspolitik schaffen es die Dänen, ohne allzu große soziale Spannungen, Menschen aufzunehmen, zu integrieren und gleichzeitig den internationalen Verpflichtungen des Asylrechts gerecht zu werden. Strenge Einwanderungsregeln und gute Integrationsarbeit. So muss es gehen, findet De Tijd.
Positive Überraschungen
Zum bisherigen Verlauf des Terrorprozesses zu den Anschlägen vom 22. März 2016 in Brüssel stellt La Libre Belgique fest: Die Sorgen, die sich viele zu Beginn des Prozesses gemacht hatten, waren letztlich unbegründet. Zwar war der Beginn des Prozesses tatsächlich chaotisch. Doch dann hat sich alles gefangen. Natürlich ist er noch nicht zu Ende, aber wenn jetzt alles wie vorgesehen weiterläuft, wird es ein Prozess gewesen sein, der sich als würdig bewiesen hat. Er hat gezeigt, dass Geschworenenprozesse durchaus ihren Platz im belgischen Justizwesen haben, wertet La Libre Belgique.
Zum mittlerweile dritten Etappensieg des belgischen Radprofis Jaspar Philipsen bei der Tour de France jubelt Het Laatste Nieuws: Die Tour ist erst sieben Tage alt und Philipsen gewinnt alles, was für den Sprinter zu gewinnen ist. Wenn er es bis nach Paris schafft, wird ihm das grüne Trikot nicht mehr zu nehmen sein. Die Tour ist jetzt schon ein Riesenerfolg für Philipsen, freut sich Het Laatste Nieuws.